Bereits der Beginn des Albums hat es in sich. "Dialectic Chaos" nennt sich das Instrumentalintro, das nahtlos in den ersten Song "This day we fight" übergeht. Der starke Uptempoopener ist ein purer Adrenalinrausch, der den beileibe nicht schwachen Opener des letzten Albums "Sleepwalker" locker in den Schatten stellt. Die Soli fräsen sich nur so durch die Landschaft, und Dave klingt angepisst wie zu seinen besten Tagen. Zudem ist die grandiose Brücke zwischen Punk und Progrssivität endlich wieder da.
Dasselbe gilt auch für die anderen Hochgeschwindigkeitsnummern, in denen sich MEGADETH so stark präsentieren, wie zu "Rust in Peace"-Zeiten. Das vorab bekannte "Headcrusher" beginnt mit einem Steinschlagriff, um im Refrain die Nackengymnastik endgültig auf die Spitze zu treiben. "1,320" kommt dagegen mit melodischem, treibenden Riffing um die Ecke, und ist trotz diverser Tempowechseln sehr eingängig.
Allerdings gibt es auch melodische Momenta auf dem Album. "44 Minutes" ist ein absoluter Ohrwurm, der mit seiner einprägsamen Gitarrenmelodie und dem Widerhakenrefrain das Gedächtnis gar nicht wieder verlassen will. Zudem kommen immer wieder pfeilschnelle Soli, die den Song kurzzeitig beschleunigen, ohne den Grundcharakter zu zerstören. "Bodies" schlägt musikalisch in eine ähnliche Kerbe, ist aber nicht ganz so stark.
Noch ruhiger beginnt "The hardest part of letting go...", der zwar kaum Hitsinglepotenzial hat, dafür aber mit bedrückter, melancholische Stimmung glänzt. Die ruhigen Akustikpassagen verschmelzen mit Dave Mustaines Stimme, der hier mit starkem Gesang punktet, bevor das Gewitter losbricht und der Song eine 180° Wendung vollzieht.
Einer der absoluten Höhepunkte ist sicherlich der Titeltrack "Endgame". Hier zeigen MEGADETH einerseits ihr ganzes Können, andereseits zeigt Mustaine aber auch seine ganze Wut, die sich im Mittelteil dieses stark progressiven Songs in unmelodisch geshouteten Parts entlädt. Ganz großes Kino.
Fazit: Auch wenn ein, zwei Songs nicht ganz so stark sind, hat diese Scheibe an sich alles, was ein gutes MEGADETH-Album braucht. Viele Songs kommen gut an das Niveau der alten Klassiker à la "Holy Wars", "Wake up Dead", "Rust in Peace - Polaris" oder "My Darkest Hour" heran. Dazu kommt noch eine Killerproduktion, und MEGADETH demonstrieren, wie man den Bay-Area-Thrash ins neue Jahrtausend rettet.
Punkte: 9 / 10