Nile Ithyphallic (2007) - ein Review von Akhanarit

Nile: Ithyphallic - Cover
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1 Review
19
19 Ratings
8.58
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal


Akhanarit
25.07.2012 04:48

"Ithyphallic" ist bereits das fünfte Studioalbum der Tech-Deather NILE und soweit es mich betrifft, ist es das wichtigste Album der Jungs aus South Carolina, USA. Ich kann auch nicht mehr genau sagen, was mich geritten hat, aber ich bestellte mir dieses Machwerk, ohne vorher auch nur einen Ton der Band gehört zu haben. Ich hatte mich dem Death Metal generell ziemlich entwöhnt und war zudem nie ein Fan von sonderlich technischen Frickelarien, doch "Ithyphallic" änderte dies nachhaltig.

Das pompöse Intro des Openers 'What Can Be Safely Written' wiegte zu Beginn noch in Sicherheit, bis das Double-Bass-Drumming von George Kollias einsetzte. Einer Nähmaschine gleich legte er eine Fläche aus, die allein schon beeindruckend genug war. Als dann der Rest der Band mit ihrem musikalischen Inferno über mich hereinbrach - wie ein Krokodil, das sich in einen Körperteil verbissen hatte, sich in mehreren hektischen, jedoch immer kraftvollen und geschmeidigen Bewegungen hin und her rollte, bis... ja bis das Teil endlich abgerissen war - hatte ich natürlich erstmal etliche Fragezeichen über meinem Kopf schweben. Aber die Faszination blieb ungebrochen. Bis dato hatte ich noch nie etwas Vergleichbares gehört und es kostete mich sicher 30 komplette Durchläufe des Albums, bis ich begriffen hatte, was NILE überhaupt von mir wollen. Kein Wunder, wenn man derartige Musik zuvor als "von Theoretikern für Theoretiker geeignet" deklarierte. Doch mit jedem Durchlauf kristallisierten sich immer mehr Feinheiten aus diesem Brocken, bestehend aus einer wahren Wand an Brutalität und Härte, heraus. Ich öffnete mich regelrecht dafür und plötzlich war sie da... Diese Herrlichkeit der absoluten Dominanz!

NILE haben hier ein absolut aussergewöhnliches Werk geschaffen. So ausladend wie ihre Kompositionen zum Teil ausfallen, sind auch ihre Songtitel. Es gleicht schon einem Bandwurmsatz, wenn man einen Song 'Papyrus Containing The Spell To Preserve It's Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water' nennt und ist, um es in aller Deutlichkeit zu sagen, alles andere als Konventionell. Besonders 'The Essential Salts' hatte es mir von all den Stücken schnell angetan, stach es doch mit seiner orientalischen Lead-Melodie am Ende des Tracks besonders aus den gebotenen Kompositionen heraus und setzte sich sehr schnell in der Erinnerung fest. 'Laying Fire Upon Apep' und 'As He Creates So He Destroys' taten ihr Übriges und so ganz nebenbei wurde ich auch noch mit dem Ägypten-Virus infiziert. Es dauerte nicht lange, bis sich Literatur zu dem Thema bei mir einfand und auch TV-Dokus mit Ägypten-Bezug wurden seit dem nicht mehr verpasst. Je mehr ich mich mit all diesem Kram beschäftigte, desto klarer wurde mir, dass ich eine der grossartigsten Bands dieses Genres für mich entdeckt hatte. Das Ganze einen Bildungsauftrag zu nennen würde vielleicht etwas zu weit führen, aber NILE haben es tatsächlich geschafft, in mir nachhaltiges Interesse einer fremden und zudem ausgestorbenen Kultur zu wecken. Hand auf’s Herz: Wie viele Bands schaffen das schon?

Dass "Ithyphallic" von vielen Fans als die schwächste Platte von Karl Sanders & Co. angesehen wird, will mir indes nicht in den Kopf. Wer die Brillanz dieses Albums nicht erkennen kann oder will und lieber am Sound herumnörgeln will (was ich ebenfalls nicht nachvollziehen kann, denn der drückt wie sau!), der soll das meinetwegen machen. Aber um nichts in der Welt wird mir dieses Meisterwerk weniger als die Höchstnote entlocken. Das Teil ist die absolute Macht, die Songs sind grandios und auch nach dem 100sten Durchlauf offenbart dieses Album nicht auch nur den Hauch einer Schwachstelle!

Wer sich das Digipack sichern kann, der bekommt auch noch Instrumental-Versionen von 'Papyrus Containing The Spell To Preserve It's Possessor Against Attacks From He Who Is In The Water' und 'As He Creates So He Destroys' obendrauf und kann sich an der reinen Instrumentierung ergötzen, denn hier kann man der spielerischen Darbietung ehrfurchtsvoll lauschen, ohne vom lyrischen Konzept oder den Vocals abgelenkt zu werden. Die ganz Bekloppten unter uns können sich auch einen Spass daraus machen und sich selbst einmal an den Vocals versuchen und das Ganze dann aufzunehmen. Hier wird sich bereits die Spreu vom Weizen trennen. Fortgeschrittenen sei eine kleine NILE-Karaoke-Einlage empfohlen, was auf jeder Death Metal-Party für beste Unterhaltung sorgen dürfte. Der Umstand, diese zwei Bonustracks als Fanverarsche zu bezeichnen, wie so mancher dies im Internet schon verlauten liess, ist demnach mit einem müden Lächeln beiseite zu wischen. Echte Fans werden sich ohnehin nicht von solchen Sprüchen abschrecken lassen.

Punkte: 10 / 10


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