Nirvana In Utero (1993) - ein Review von Monolith

Nirvana: In Utero - Cover
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2 Reviews
52
52 Ratings
8.66
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Grunge


Monolith
01.05.2016 17:36

Mit "in Utero" kam 1993 das 3. und letzte Album der Grungehelden von Nirvana raus. Während ich mich bei ihrem Debüt "Bleach" noch darüber ausgelassen habe, wie die Band eine neue Subkultur faked und einfach nur durch reines Geplänkel auf den armen Instrumenten fälschlicherweise begann Ruhm zu ernten, so kann ich Nirvana hier, am Ende ihrer Karriere, immerhin ein wenig mehr Zugeständnisse machen, denn das Trio bemühte sich tatsächlich Musik zu machen. Das ändert immernoch nichts daran, dass Kurt Cobain ein miserabler Sänger und Gitarrist ist und die Auflösung nach seinem Tod völlig unnötig war, zumal Nirvana mit einem vernünftigen Sänger und Gitarristen vielleicht endlich mal so gut hätten werden können, dass dies ihrer damaligen (und bis heute durchreichenden) Reputation gerecht werden würde, aber hey, hier gibt sich ein zutiefst depressiver Mensch Mühe auf die Beine zu kommen, Respekt allein dafür!

Was ich immer witzig finde ist, wie heute noch immer kleine Kiddies mit solchen girlie-ähnlichen Nirvana-Shirts rumlaufen. Sicher habt ihr solche ahnungslosen Kleinen schonmal gesehen, meist 13-Jährige, die ihre Fingernägel möglicherweise noch schwarz lackiert haben, dazu das erste Nasenpiercing (Mami und Papi scheinen wirklich sehr schwer beschäftigt zu sein), dann Schminke im Gesicht und eines dieser schwarzen oder dunkelblauen Shirts mit Nirvana in rosaner Schrift draufgeschrieben und einem krumm gezeichneten Smiley. Mädels, ihr würdet diese Shirts sofort wegschmeißen, wenn ihr überhaupt mal ein Lied von Nirvana außer "Smells like Teen Spirit" gehört hättet!

Noch witziger finde ich, wenn mir ausgerechnet Nirvanafans erklären wollen, was gute/richtige Musik ist. Ja, es gibt weiterhin Menschen, die es nicht bei der Geschmackssache belassen wollen. Das ist manchmal auch durchaus legitim, vor allem wenn es sich um eine gediegene Gesellschaft handelt, die im Falle meiner Generation eher aus Radiomusik und Hipsterzeug besteht, als härteren Rockklängen (die mittlerweile ebenfalls höchst konform mit dem Mainstream sind). Gerade dann, wenn man dann Alben wie beispielsweise Darkthrones "Under a Funeral Moon" oder Entombeds "Wolverine Blues" hört (ja, ich erwähne jetzt mal bewusst Scheiben des Black und Death Metal Genres und noch bewusster Outputs desselben Jahres), kommen mir dann Fans von "alternativer" Rockmusik, Nirvanafreunde und Versteher des Grunge damit, dass es ja nur Lärm sei, wenn jemand durch das Mikro gröhlt und die Band im High-Speed das Schlagzeug verprügelt, während die Gitarren ja viel zu "unchillige" Riffs spielen. Lustig zu hören. Dann erklärt mir mal ihr lieben, wo denn jetzt der Unterschied zwischen solchem harten Zeug und beispielsweise einem Lied wie der Opener "Serve the Servants" oder "Scentless Apprentice" ist. Ach ja, Nirvana spielen langsamer... Wirklich untalentiert diese Extreme-Metalidioten, dass sie es wagen das Tempolimit zu überschreiten!

Immerhin dürfen wir uns mit "Heart-Shaped Box" und dem sehr schönen Titel "Rape me" über zwei wirkliche Lieder freuen, mit allem was dazugehört, schönem, wenn auch simplen Refrain und so weiter. Man tut eben was man kann. Besonders gefreut hat mich dann das Lied mit dem sehr originellen Titel "Frances Farmer Will Have Her Revenge On Seattle", auch wenn die Band sich das schrille Mikro am Anfang nicht verkneifen konnte. Naja, macht nichts, das Lied ist wirklich mal gelungen und scheinbar hat Kurt Cobain wirklich mal Lieder geschrieben, zu dem sein Gesang passt. Das darauffolgende "Dumb" wird seinem Namen gerecht, denn das äußert unsägliche Genuschel von Cobain und die schläfrigen Instrumente scheinen wirklich zur flacheren Art der Musikgestaltung zu gehören.

So, und jetzt kommt wirklich die größte Überraschung! Mit "Very Ape" hauen Nirvana dann doch mal einen richtig guten Song raus! Das Lied klingt cool, ist knackig und hat alles, aber auch alles, was es für einen guten Rocksong braucht. Nicht überdurchschnittlich, sondern richtig geil! Eine Schande, dass andere Müll wie "Heart-Shaped Box" so gehyped und mit einem Musikvideo bekannt gemacht wurden, während dieses Lied hier wirklich um Lichtjahre mehr Klasse und Qualität hat!

Auch das chilligere "Milk it!" lässt sich hören, es versprüht wieder den Spirit von Nirvana, allerdings wieder unüblich gut. Eine enorm aufbauende und chillige Passage bereitet den rockigen Ausbruch vor! Na also, geht doch! Warum hat das nicht davor funktioniert? Die Glückssträhne, so darf man es wohl bei einem Junkie wie Kurt Cobain nennen, vor allem wenn Vorschreiber Lord auf die Konzerte aufmerksam macht, die entweder großartig waren, oder miserabel, je nachdem wie unser Herr die Dosis vertragen konnte, hielt entsprechend lange und auf das nette "Milk it!" folgt ein in die Tiefe gehender, äußerst hochwertiger "Pennyroyal Tea". Wow! Das ist also der Zauber, den Nirvana wirken kann! Ich bin fast sprachlos!

"Radio friendly Unit Shifter" bringt uns dann wieder zurück auf den Boden der Tatsachen, der im Falle von Nirvana meist unter Null ist. Cobain scheißt die Wand an und andere nennen's ein Gemälde! Cobain foltert eine Minute lang das Ohr, Kritiker nennen's sonderbar! Cobain lässt mit seinen anderen beiden Lakaien irgendeinen Müll zusammenkloppen, Fans nennen's hart und rebellisch. Is klar!

Umso deprimierter bin ich, weitere Verrisse zu Nirvana zu schreiben, wenn ich mir Rezis von Nirvanaalben durchlese und merke, wieviel sie manch einem Hörer und Fan bedeuten. Aber das lässt sich nunmal nicht verleugnen oder schönreden. Nennt mich einen Troll, nennt mich einen Banausen, nennt mich geschmacklos, aber das ist nunmal mein Eindruck! Noch nie wurde Talentlosigkeit wie im Falle von Nirvana so hochgelobt. Das zeigt dann "Tourette's" wieder ausdrücklich. Cobain hatte sein Drogenproblem nicht mehr unter Kontrolle und so wie es klingt ließ er sich von der Nadel leiten. Ich kann mir gut vorstellen, wie Cobain es zu einem Ritual werden ließ, jeden Morgen sich erstmal einen Schuss zu setzen und dann in den Proberaum zu gehen und mit seinem Kumpanen irgendwas zusammenzuschustern, was gerade seiner Laune entsprach. Wahrscheinlich bekam er nicht mal vollständig mit, was sie spielten, oder es wurde in seinem drogenverseuchten Kopf anders zusammengesetzt. Wie auch immer, es ging nicht mehr darum, irgendwie Musik mit Verstand und Gefühl zu machen, sondern es ging nur noch nach Laune. Wenn das Heroin in mir mich zum brüllen verleitet, nehm' ich's halt auf. Wenn ich singen will, dann mach ich eben das! Und dann kommt halt etwas Besseres raus ("All Apologies") oder etwas Mieses ("Gallons Of Rubbing Alcohol Flow Through The Strip")

Ja, ihr Lieben, das ist Nirvana "In Utero", betrachtet und gehört aus der Perspektive von jemandem, der damals nicht dabeiwar und diese Musik nie verstanden hat. Das perfekte Beispiel dafür, wenn man eine Musik nur hört, aber nicht wirklich spüren kann, Und bei allem, was recht ist, aber Musik dieser Art will ich nichtmal wirklich spüren, denn es macht mir ehrlich gesagt Angst mir vorzustellen, welche Voraussetzungen erfüllt werden müssten, um mich in die Musik eines "Künstlers" hineinzuversetzen, der nervlich und körperlich so am Ende war, dass er nicht mal aus eigener Kraft seine inneren Kräfte und Grabenkämpfe musikalisch vortragen konnte und dafür speziellen Stoff brauchte. Abschließen möchte ich mit einer passenden wie tragischerweise inhaltlich sehr zutreffenden Passage aus einem Lied von Queensryche: "Don't ever trust the needle / it lies / Don't ever trust the needle / when it cries... / Cries your name"

Beachtet man, welche Vergangenheit Cobain hatte, welche welche familiären Konflikte es gab und dass er schon in seiner Jugend viel zu oft mit dem Tod konfrontiert wurde, so hat der arme Junge sich vor Schock wohl seinem eigenen Ruin in die Hände gespielt. Verständlich, dass man sich einen Weg sucht, aus dieser ganzen Hölle zu entkommen. Dumm nur, wenn man nicht merkt, dass man bei seinem Fluchtversuch nur noch tiefer in die Ebenen hineinwandert. In seinem Abschiedsbrief bestätigte er nur, was ich schon vermutete, nämlich dass ihm die Musik und der Erfolg seit Jahren schon keinen Spaß mehr machten und er sich schlecht dabei fühlte, anderen etwas vorzutäuschen. Ach echt? Einem Pimpf wie mir fällt das beim ersten Hördurchlauf auf, aber millionen begeisterte Fans, die höchstwahrscheinlich die Lyrics der Band selbst im Halbschlaf auswendig können und wahrscheinlich aus jedem Fanzine jede einzelne Ecke aus dem Leben von Cobain wussten, haben das nicht bemerkt? Wirklich beachtlich! Einem Mann, der mit seiner Musik allerdings schon genug Kohle scheffelte und der somit finanziell abgesichert war, um sein Leben zu gestalten wie er will, war allerdings Tür und Tor geöffnet, sich zu ändern, einfach aufzuhören und zu rehabilitieren.

Leute, egal, welche Musik ihr macht, egal was ihr überhaupt macht, nehmt euch die Geschichte von Nirvana und speziell Kurt Cobain zu Herzen: tut euch allen selbst einen Gefallen und reitet nicht auf einem toten Ross weiter, das euch nur weiter schadet! Wenn ich euch nicht gut fühlt, sucht Hilfe! Werdet nicht das Aushängeschild von millionen verwirrter Fans, die einer Erfolgswelle hinterherrennen und euch als irgendein Statussymbol sehen! Wenn du Drogen brauchst, um dich in deiner Musik zu inspirieren, frage dich, ob du überhaupt Musik machen solltest. Wenn du eine schlimme Kindheit hattest, wie im Falle von Cobain, dann frage dich, ob du nicht doch lieber den Weg der Konfrontation gehen willst und denjenigen, die dich enttäuscht haben, eine letzte Chance geben willst, sich mit dir zu versöhnen. Es geht um dein Leben und darum, dass du auf der Welt glücklich leben kannst und wie auch Cobain wirst du deine Probleme nicht durch Heroin oder anderen obskuren Stoff weg"impfen" können, noch wirst du durch die Zuflucht in Musik deinen Ärger und deinen Schmerz überwinden können.

Rest in Piece Cobain, hoffentlich werden die trauernden Fans sich mehr mit dir und deinem Schicksal beschäftigen und daraus die richtigen Schlüsse ziehen!

Punkte: 6 / 10


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