Das es dann aber so schlimm kommen würde, das war nicht zu erwarten. "The High End Of Low" orientiert sich ganz klar an dem ruhigeren, glamigen "Mechanical Animals"-Album (1998), was per se keine schlechte Sache ist, aber eben kein Schritt zurück zu dem ungestümen Durchbruchsalbum "Antichrist Superstar". Hat man sich damit abgefunden, kann man dazu übergehen, sich die Songs vorurteilsfrei anzuhören. Und dann wird es richtig bitter: Gepflegte Langeweile und leichtes Entsetzen machen sich breit. Was Manson, Ramirez, der langjährige Drummer Ginger Fish und Keyboarder Chris Vrenna hier verzapfen, grenzt geradezu an Arbeitsverweigerung. Die Stücke versuchen irgendwie den Spirit von "Mechanical Animals" weiderzubeleben und einen kleinen Schlenker in Richtung dunkle, erwachsene Singer/Songwriter-Regionen zu machen, vergessen dabei aber völlig, Spannung oder sonstige Höhepunkte zu erzeugen. Das rund 70-minütige Werk plätschert beinahe unerträglich vor sich hin und lässt so gut wie nie aufhorchen. Das vorab veröffentlichte, relativ zackige "We're From America" mutiert überraschenderweise zum Highlight, die erste, gekünstelt glamige Single "Arma-goddam-motherfuckin-geddon" ist ein Armutszeugnis und das rund neun Minuten lange "I Want To Kill You Like They Do In The Movies" ist das viel schlechtere "If I Was Your Vampire" oder "Just A Car Crash Away" vom Vorgänger. Der absolute Tiefpunkt ist mit dem pseudolasziven "WOW" erreicht.
Man kann nur vermuten, dass die Vorgabe war, ein schwarzes, songwriterisch reifes Album abzuliefern. Die dunkle Atmosphäre ist zwar geglückt, aber das war es dann auch schon. Songschreiberisch herausragend ist hier gar nichts. Und es ist faszinierend, wie viele Wunder es gewirkt hätte, wenn MARILYN MANSON wenigstens einen wirklichen Arschtreter (selbst "We're From America" will diesen Zweck nicht wirklich erfüllen) unter die 15 Songs gemogelt hätten. So ergibt sich nur ein wirklich langweiliger Sumpf, der auch nach zahlreichen Durchläufen nicht weichen will und den absoluten Tiefpunkt in der Diskografie der Band darstellt.
Punkte: 3.5 / 10