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Registriert seit: 29.09.2007
Zum Verkauf | 4 | Eingetragen | 349 |
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Bewertungen: | 127 | Reviews: | 18 |
Genres: | Blues, Comedy, Country, Dark Wave/Gothic, Elektronische Musik, Hardcore, House, Hörspiel/Hörbuch, Jazz, Klassik, Metal, Musical, Pop, Punk, Rap/Hip Hop, Reggae, Rock, Schlager, Singer/Songwriter/Liedermacher, Ska, Sonstiges, Soul/R&B, Soundtrack, Volksmusik/Folklore, World Music |
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9.0 / 10
VAURAs „The Missing” ist ein Juwel. Nicht, dass der Vorgänger, das Debütalbum „Selenelion” (2012), nicht schon gezeigt hätte, dass die Band aus Brooklyn zu den ganz Großen gehört, aber trotzdem erwischt und überrascht dieses Zweitwerk wie nur wenige Alben.
Obwohl VAURA mit Gitarrist Kevin Hufnagel (DYSRHYTHMIA, GORGUTS) und Bassist Toby Driver (KAYO DOT, MAUDLIN OF THE WELL) reichlich Prominenz im Line-Up haben, so ist Sänger/Gitarrist Joshua Strawn das eigentliche Genie hinter dem außergewöhnlichen Stilmix. Zum einen agierte er hier als Hauptsongwriter, zum anderen ist seine tiefe Stimme irgendwo zwischen Ian Curtis (JOY DIVISION) und David Gahan (DEPECHE MODE) eine wesentlicher Faktors der Genialität dieses Albums. Das passt natürlich wunderbar zu den wavigen, post-punkigen Elementen des Albums, die oftmals beängstigend orginalgetreu nach den Achtzigern klingen, doch das ist nur eine Facette von „The Missing”. So kombinieren der Titeltrack und der absolute Überhit „The Fire” (dieser Refrain!) klirrenden, irgendwie positiven Black Metal und Post Rock mit einer Selbstverständlichkeit, wie man sie sonst nur von DEAFHEAVEN kennt, wobei VAURA durch den ausschließlich cleanen Gesang ein gänzlich anderes Feeling als ihre hippen Landsmänner verbreiten. Aus der Verschmelzung von '80-Stilelementen, '90-College Rock-Anleihen und dem Spirit der Nullerjahre destillieren VAURA einen zeitlosen Cocktail an großen Melodien, sphärischen Soundflächen und eingängigen Refrains. „Pleasure Blind” ist ein regelrechter Singlehit, das vielschichtige „Braced For Collapse” lebt von der fantastischen, verzweifelten Gesangs-Performance von Joshua und „Abeyance” integriert geschickt Chicago-Industrial-Feeling in den Bandsound.
Wahrscheinlich wird „The Missing” untergehen, weil es keine wirkliche Zielgruppe für diesen Crossover gibt und das ist die Tragik an der ganzen Sache. Schließlich gehört dieses Album definitiv zu den besten Alben des Jahres 2013. [Review lesen]
8.5 / 10
John Bush ist einer dieser Sänger, die einem ein breites Grinsen auf das Gesicht zaubern, sobald man sie hört. Pure Wiederhörensfreude. Und weil man um jede Veröffentlichung froh sein muss, denen sie ihre kostbare Stimme leihen. Dass ANTHRAX so einen unglaublich genialen Sänger mindestens eineinhalb Mal ziehen ließen, kann man einfach nicht nachvollziehen.
"La Raza" ist zehn Jahre nach "Revelation" (2000) das zweite Reunion-Album seiner Ur-Truppe ARMORED SAINT, die sich ursprünglich Anfang der Neunziger aufgelöst hatte. Die glücklosen US-Power-Metaller schafften trotz toller Alben, die heute allesamt als Klassiker gelten, niemals den Durchbruch und mussten auch den tragischen Verlust ihres Gitarristen Dave Pritchard, der 1990 kurz vor den Aufnahmen des "Symbol Of Salvation"-Albums (1991), dem letzten Album vor der Auflösung, an Leukämie starb, hinnehmen. John Bush stieg bei ANTHRAX ein, während sich Bassist Joey Vera im Laufe der Jahre nach ARMORED SAINT als Produzent einen Namen machte und sich bei Bands/Projekten wie FATES WARNING, ENGINE und CHROMA KEY den Bass umsschnallte.
ARMORED SAINT im Jahre 2010 heißt: Niemanden etwas beweisen müssen und wissen, dass der große Durchbruch niemals kommen wird. "La Raza" ist das Ergebnis von fünf Freunden, die ohne Zwang mal wieder wieder zusammengekommen sind, um Musik zu machen. Vollblutmusiker, die viel Spaß an der Sache haben. Das hört man diesem Album zu jeder Sekunde an und das macht es auch so wertvoll. "La Raza" ist ein wunderbares Ear Candy geworden, dass vor Musikalität (trotz aller Bescheidenheit) nur so strotzt.
Die zehn Songs, von Vera (Musik) und Bush (Texte) erdacht, klingen natürlich unverwechselbar nach AMORED SAINT, doch es ist nicht zu leugnen, dass sich eine mal mehr, mal weniger dezente Classic Rock-Note eingeschlichen hat, die der Band richtig gut zu Gesicht steht. Metal sind AMORED SAINT zwar immer noch, aber wirklich heavy nur noch selten. "La Raza" ist relaxtes Album, dass zwar die nötige Durchschlagskraft nicht missen lässt, aber selbst Brecher wie der phänomenal gute Opener "Loose Cannon", "Left Hook From Right Field" oder "Little Monkey" können eine gewisse Zurückgelehnheit nicht abstreifen. Dazu passt die überaus warme Produktion von Joey Vera.
"La Raza" dürfte keinen ernsthaft ARMORED SAINT-Fan enttäuschen, ist aber auch ein toller Einstieg in die Welt der Kalifornier. Diese Band hat jedes Fünkchen Aufmerksamkeit verdient. Tolles Album! [Review lesen]
7.5 / 10
Dieses Album war eine schwere Geburt. Oft angekündigt, immer wieder verschoben, mysteriöse Bekanntmachungen (mit wenig Inhalt) und so weiter. Dabei lag allen DREDG-Fans doch nur eine Frage auf dem Herzen: Wird es eher nach dem verschrobenen Meisterwerk "El Cielo" (2002) oder dem ungleich eingängigeren "Catch Without Arms" (2005) klingen? Die Antwort ist so offensichtlich wie logisch: Weder noch. Die Amis haben natürlich den Schritt zur Seite gewählt - und sind damit sogar ein ein Stück weit berechenbar geblieben.
So erinnert das ganze Konzept der Scheibe in Sachen Artwork und Struktur (viele Interludes) eher an "El Cielo" (oder gar an das Debüt "Leitmotif" von 2001) während musikalisch nur sehr versteckt die Rückkehr ins progressivere Lager stattgefunden hat. Auf der anderen Seite waren DREDG nicht einmal auf "Catch Without Arms" so kommerziell wie "The Pariah, The Parrot, The Delusion" stellenweise tönt. Die Vorabsingle "Information" z.B. ist ein flockiger Rock-Song mit einem unglaublich poppigen Refrain, den man erstmal verdauen muss. Klar, das ist gewagt, geht aber letztlich in Ordnung, da sich DREDG hier nicht verkaufen, sondern nur ihr Ding durchziehen. Und wenn sie Bock auf Pop haben, dann sollte man ihnen den Spaß lassen. Mit "Saviour" und "I Don't Know" hat man weitere unverschämt eingängige Songs im Programm, wobei vor allem letzterer ein wahres Meisterwerk geworden ist. Über den etwas platten Text kann man sich sicherlich streiten, aber musikalisch ist das über alle Zweifel erhaben. Der Ohrwurm der Scheibe. Dann gibt es mit "Gathering Pebbles", "Mourning This Morning" und "Quotes" noch etwas längere, teils balladeske Stücke, die ein wenig Tiefe in "The Pariah, The Parrot, The Delusion" bringen. Gerade "Gathering Pebbles" mausert sich nach einigen Durchläufen ebenfalls zu einem Highlight, an dem man nicht vorbeikommt. Das große Problem von diesem Album ist die selbstgewählte Unübersichtlichkeit. Den gerade mal zehn "richtigen" Songs stehen acht, teils recht lang geratene Interludes mit unnötigem Gedöns gegenüber. Natürlich verleiht das dem Album eine Art Fluss, aber spätestens nach dem dritten Durchlauf nervt es. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen.
So stark manche Einzelsongs auch sein mögen: Als Ganzes kann "The Pariah, The Parrot, The Delusion" auf keinen Fall das gesamte Potential der Band abrufen. Der Versuch, sich neu zu erfinden, ohne dabei die Vergangenheit hinter sich zu lassen, ist gescheitert. Was übrig bleibt, ist ein gutes Album mit einigen Schwächen. Viel zu wenig für DREDG. [Review lesen]
8.0 / 10
Man sollte sich von dem Indie-mäßigen, zartrosanen Coverartwork nicht täuschen lassen: Hier wird unglaublich krass gebollert. Die Norweger SHE SAID DESTROY ziehen im Gegensatz zu ihrem intensiven Debüt "Times Like Vines" die Brutalitätsschraube auf "This City Speaks In Tongues" sogar noch ein wenig an und liefern ein originelles, unberechenbares und sehr extremes Metal-Scheibchen ab, das alles andere als leicht verdaulich geraten ist.
Der Opener und Titeltrack startet mit einer fiesen Black Metal-Attacke, um im weiteren Verlauf der knapp fünf Minuten Spielzeit noch beim Thrash Metal, (Brutal) Death Metal und SNAPCASE-artigem Post Hardcore vorbeizuschauen, alles gekittet mit komplexen Breaks und raffinierten Wendungen. Uff. Gradlinig oder eingängig ist hier gar nichts, aber das ist natürlich auch nicht der Anspruch von SHE SAID DESTROY. Obwohl der Großteil des Scheibchens in die Death Metal-Schublade passen, sollten Puristen und Anhänger des groovigen DM-Sektors einen weiten Bogen um "This City Speaks In Tongues" machen. Natürlich streifen SHE SAID DESTROY bei dem Komplexitätslevel fast zwangsweise Jazz-Sphären (stellenweise sogar in seiner reinen, unzerrten Form), ziehen das Ganze aber mit leichten Shoegaze-Passagen und einem wunderbaren Melodieverständnis wieder in nachvollziehbare Regionen. Trotzdem bleibt dieses Zweitwerk insgesamt ein schwer verdaulicher Brocken, dem man etwas Zeit eingestehen muss. Wirklich herausstechende Tracks gibt auf "This City Speaks In Tongues" nicht unbedingt, jedes Stück überzeugt durch ein hohes Niveau und meistens auch durch irgendeinen Part, der den jeweiligen Song zwangsläufig im Hörerhirn einbrennt. Okay, meistens sind es die melodischen Parts, aber das sollte man nicht zu laut sagen, da man sonst den zumeist wirklich grandiosen Breaks nicht gerecht wird.
Jeder Freund von harter, technischer und unkonventioneller Musik sollte "This City Speaks In Tongues" auf jeden Fall anchecken. Man darf gespannt sein, was uns SHE SAID DESTROY in Zukunft noch so alles um die Ohren hauen werden. Unbedingt im Auge behalten, die Truppe. [Review lesen]
8.0 / 10
Man konnte sich nicht so ganz sicher sein, was sich PLACEBO als nächstes ausdenken würden. Das letzte Album "Meds" (2006) bot zwar mit dem Titeltrack einen der wohl grandiosesten Songs, die die Band je geschrieben haben, aber leider nicht viel mehr. Einige freuten sich über die basischere Ausrichtung nach dem recht elektronischen Wunderdreher "Sleeping With Ghosts" (2003), doch insgesamt konnte das Album nichts gegen seine vier Vorgänger ausrichten. Dann der Rausschmiss/Ausstieg vom langjährigen Drummer Steve Hewitt und schon standen PLACEBO am Scheideweg. Und siehe da, sie haben alles richtig gemacht: Man befreite sich aus den Fängen des Majordeals, holte für Steve Hewitt den blutjungen, motivierten Steve Forrest und spielte mit "Battle For The Sun" ein echt starkes Teil ein.
Den einzigen Vorwurf, den man "Battle For The Sun" vordergründig machen könnte, ist, dass das Werk ein typisches PLACEBO-Werk ist, das auf Nummer sicher geht. Doch je mehr man in das Album eintaucht merkt man, dass sich die Band durchaus Gedanken gemacht hat und der Teufel im Detail steckt (zufälligerweise heißt einer der wunderbarsten Songs auf dem Album "Devil In The Details"). Ein Song wie "Ashtray Heart" ist zwar so unglaublich vorsehbar PLACEBO, dass man sich ernsthaft wundert, warum dieser Track erst auf dem sechsten Album der Band steht, trotzdem gibt es auch Songs wie z.b. die erste Single "For What It's Worth" oder das orchestergetriebene "Happy You're Gone", die zeigen, dass das multikulturelle Trio (Sänger/Gitarrist Brain Molko ist trotz seines Geburtsortes Brüssel halb Schotte, halb Amerikaner, Bassist Stefan Olsdal Schwede und der neue Drummer Amerikaner) eine Entwicklung durchgemacht hat, da diese Tracks unmöglich auf früheren Alben hätten stehen könnten. Die elektronischen Elemente sind wieder ein wenig präsenter, aber insgesamt sehr songdienlich eingesetzt ("The Never-Ending Why"). Auffallend ist außerdem, dass das Drumming jetzt präsenter als früher ist, ohne jemals wirklich im Vordergrund zu stehen. Ansonsten bietet "Battle For The Sun" mit großartigen Stücken wie dem Titeltrack, das bereits angesprochene "Devil In The Details", "Bright Lights" oder dem tollen, balladesken Rausschmeißer "Kings Of Medicine" alles, was man an PLACEBO liebt oder eben hasst. Emotionale Rocksongs mit meist latent melancholischer Schlagseite, wie nur diese Band sie schreiben und performen kann.
Das Album vereint somit geschickt die Simplizität von "Placebo" (1996), die Emotionen von "Without You I'm Nothing" (1998 - ein Album, das PLACEBO in diesem Leben wahrscheinlich nicht mehr toppen können), die Abgebrühtheit von "Black Market Music" (2000), die Experimentierfreudigkeit von "Sleeping With Ghosts" und ist somit kein per se bahnbrechendes Werk, aber ein cooler Output, der PLACEBO wieder zurück in die Spur bringt, damit vielleicht irgendwann weitere Großtaten folgen können. [Review lesen]
8.5 / 10
"Blood" ist ein relativ unnahbares, eigensinniges und kaltes Album. Und somit nicht unbedingt der logische Nachfolger des Wunderwerkes "Free" (2006). Auf selbigem überraschten die beiden "Band"-Köpfe Kevin Moore (CHROMA KEY, ex-DREAM THEATER) und Jim Matheos (FATES WARNING) mit relativ eingängigen Songstrukturen (zumindest im Gegensatz zum eher klassisch progressiven Debüt "Office Of Strategic Influence" von 2003), tollen Refrains, sauharten Riffs, wunderbarer Melancholie und sehr viel Elektronik. "Free" war aufregend, neu und wunderbar. Somit hat "Blood" automatisch keinen leichten Stand. Aber man kann es OSI nur positiv auslegen, dass sie erst gar nicht versucht haben, dieses Werk zu kopieren.
Grob lassen sich die Songs auf "Blood" in zwei Kategorien unterteilen: Relativ rockig, von fetten Gitarrenriffs getragen zum einen, zum anderen Kevin Moore-typisch, düster, sehr atmosphärisch und teilweise komplett ohne Gitarren auskommend. Im Weg stehen sich diese beiden Herangehensweisen nicht, aber man muss doch festhalten, dass OSI die düsteren, elektronischen Stücke einfach besser zu Gesicht stehen, da hier mehr Tiefe erzeugt wird. Ein Song wie "Terminal" könnte gar auf den ersten beiden CHROMA KEY-Werken stehen, während z.b. das rifflastige "False Start" zwar überzeugen kann, aber eben nur zweiter Sieger bleibt. Eine wahre Freude ist wie immer das Organ von Sänger Kevin Moore: Sein zwar distanziert klingender, aber zu jeder Sekunde hochemotionale Gesang ist einfach einzigartig. Sobald Kevin einsetzt und simple Zeilen wie "Can't go on, can't go back" ("Radiologue") singt, sind wohlige Schauer über den Rücken einfach vorprogrammiert. Ähnlich wie bei Kristoffer "Garm" Rygg (ULVER) muss man um jedes Album froh sein, dem er seine Stimme leiht. Wer weiß, wie viele es davon in beiden Fällen noch geben wird.
Dass OSI dieses Mal nicht auf die Dienste von Mike Portnoy (DREAM THEATER) zurückgegriffen haben, ist ebenfalls positiv zu werten. Portnoy hat mit seinem ungewöhnlicherweise reduziertem, nie aufdringlichem Spiel zwar auf dem Vorgänger einen wirklich tollen Job abgeliefert (auf dem "Office Of Strategic Influence"-Album natürlich auch, aber das entsprach schließlich mehr seinem natürlichen Stil), doch das Drumming des dieses Mal engagierten Gavin Harrison (PORCUPINE TREE) passt einfach besser zu "Blood". Darüber, dass beide absolute Ausnahmedrummer sind, braucht man sich sowieso nicht streiten. Schade aber verschmerzbar ist hingegen, dass der Part von "Free"-Bassist Joey Vera (ARMORED SAINT, FATES WARNING) auf "Blood" vom Computer übernommen wurde. Und so toll die Stimme von Kevin Moore ist: Das von Gastsänger Mikael Åkerfeldt (OPETH) gesungene "Stockholm" ist eines der Highlights der Scheibe. Åkerfeldt liefert hier eine seiner stärksten Gesangsperformances überhaupt ab. Vielleicht auch, weil er sich stilistisch ein wenig an Moore orientiert.
Obwohl OSI mit "Blood" qualitativ nicht ganz an "Free" anknüpfen können, ist das Teil ein außergewöhnliches Album, mit dem man seinen CD-Schrank durchaus schmücken sollte. Es ist einfach immer wieder eine wahre Freude so talentierten Menschen wie Moore, Matheos oder Harrison bei der "Arbeit" zuhören zu können. [Review lesen]
6.5 / 10
Nach dem traumhaften Hattrick mit "De-Loused In The Comatorium" (2003), "Frances The Mute" (2005) und dem wahrhaft göttlichen, oftmals leider verkannten "Amputechture" (2006), mussten die Latinoprogger mit dem etwas blutleeren "The Bedlam In Goliath" (2008) etwas Federn lassen. Trotz bewährtem Konzept aus Prog, Wahnsinn, Flamenco, psychedelischen Einflüssen und sonstigen bunten Soundteppichen, konnte das Werk einfach nicht restlos überzeugen. Und siehe da: THE MARS VOLTA haben reagiert.
Laut Mastermind Omar Rodriguez-Lopez (wie auch THE MARS VOLTA-Sänger Cedric Bixler-Zavala früher bei AT THE DRIVE-IN beschäftigt) wollte man etwas Abwechslung in die zukünftien Liveshows bringen, indem sie ein Album mit ruhigerem Material veröffentlichen. Keine Einwände, nur seltsam, da THE MARS VOLTA bei Konzerten selten einfach nur die Albumtracks runterspielen. Da muss man selbst als Fan Glück haben, einzelne Parts in den langen Improvisationsorgien wiederzuerkennen. Wie dem auch sei, "Octahedron" ist dieses ruhige Album geworden. Und so gut die Idee mit der neugewonnenen Dynamik auch sein mag: Das Konzept geht nur bedingt auf, da "Octahedron" in sich selbst nicht dynamisch genug geworden ist. Paradox, aber wahr. Auf früheren Werken fuhren THE MARS VOLTA regelmäßig musikalische Achterbahn (durchaus auch stellenweise etwas ruhiger), hier gibt es fast schon so was wie Stillstand. Die meistens recht langen Songs kommen selten auf den Punkt und verlieren sich im Schlund der Gewöhnlichkeit. Natürlich gibt es Ausnahmen wie z.b. die wunderbare Single "Teflon" (die auf jedem bisherigen Werk ein Highlight gewesen wäre), das kurze, wilde "Cotopaxi" oder das coole "Desperate Graves", aber eben auch belangloses wie "With Twilight As My Guide". THE MARS VOLTA haben weder ein Album voller Singlekandidaten geschrieben, noch ein wirklich tiefes Werk. Im Prinzip fährt das Kollektiv auf "Octahedron" nur die Intros und Zwischenparts, die man auf den letzten Album in den Songs fand, auf ganze Lieder gestreckt auf. Das reicht nicht. Außerdem wünscht man sich, dass THE MARS VOLTA zwischendurch in alter Manier losproggen als ob es kein Morgen gäbe, aber das passiert leider nur selten und dann auch noch mit angezogener Handbremse. Schade, sie können es doch so gut.
Auch wenn "Octahedron" vom Ansatz und Vorsatz her sehr gut gedacht und gemeint ist, haben THE MARS VOLTA leider nicht ihr Ziel erreicht. Klar, "Octahedron" ist eigentlich ein gutes Album mit stellenweise richtig überzeugenden Songs, aber kein würdiges THE MARS VOLTA-Werk als Ganzes. Wenn die Band in Zukunft die leichten Versatzstücke dieses Albums mit dem ausufernden Irrsinn der Vergangenheit kreuzt, kommt dabei aber sicherlich immer noch etwas sehr Interessantes dabei raus. Jetzt ist der Schritt zur Seite gefragt. [Review lesen]
8.0 / 10
THE FACELESS aus Kalifornien sind eine dieser Bands, die eindrucksvoll zeigen, wie viel Information sich tatsächlich in einer halben Stunde Musik pressen lassen. Die technischen Death Metaller nehmen niemals den einfachen Weg, verbraten scheinbar hunderte Riffs in einem Song und sind niemals um überraschende Wendungen verlegen. Kurz: Hier gibt es Futter für den Kopf. Allerdings mit genügend Herz und Seele dargeboten, um auch wirklich zu begeistern und mitzureißen.
Die 2004 gegründete Truppe streift auf "Planetary Duality" Bands wie CYNIC und NECROPHAGIST und kocht aus dem Gemisch ihr eigenes ansprechendes Süppchen. Von CYNIC hat man sich neben einigen sphärischen Elementen und der allgemeinen Sci-Fi-Atmosphäre noch die Vocoder-Vocals geliehen (allerdings extremer und verzerrter), von NECROPHAGIST die krasse Brutalität. THE FACELESS ergänzen die Palette noch um viele, teilweise auch unverzerrte Jazz-Elemente, beeindruckende Gitarrensoli, vereinzelt cleanen Gesang, (neo)klassische Anwandlungen (wenn auch ohne Orchester) und sonstigen Wahnsinn. Vor allem aber sind THE FACELESS begnadete Arrangeure, die es wirklich schaffen, die Fitzelparts zu einem sinnvollen, großen Ganzen aufzuaddieren. Hier klingt nichts nach Stückwerk - trotz unzähliger Breaks. Im Prinzip kann man sich in jedem Song an einen roten Faden klammern, der die Werke zusammenhält. Normalerweise das Manko bei einigen jungen, übermotivierten technischen (Death) Metal-Bands, die zwar tolle Musiker sind, es aber nicht schaffen, das Ganze sinnvoll in Songs zu transportieren.
Dank tollen Stücken wie "Prison Born", "Sons Of Belial" oder "Coldly Calculated Design" entwickelt sich "Planetary Duality" zum Daurrotierer im heimischen CD-Player. Ein tolles Album, das jeder Fan von extremen, technischen Klängen sein Eigen nennen sollte. [Review lesen]
8.5 / 10
Kaum eine andere Band hat beherzter, beständiger und cooler kommerziellen Selbstmord als THERAPY? begangen. Nachdem die als Noiserocker gestarteten Nordiren mit dem sehr eingängigen, geradzu flockigen "Troublegum" (1994) ein wirklich erfolgreiches Alternative-Album als Zweitwerk auf den Markt geschmissen hatten, enttäuschten sie im weiteren Verlauf ihrer langen Karriere beharrlich jeden, der auf ein stilistisch ähnliches Album wartete. Des einen Freud, des anderen Leid. Natürlich war "Troublegum" ein Album voller Ohrwürmer, aber es ist einfach ignorant und dumm den Rest ihrer unglaublich interessanten Diskografie nicht zu würdigen - schließlich hat die Band mit dem etwas orientierungslosen "Shameless" (2001) erst ein schwaches Album veröffentlicht.
THERAPY? schlagen gerne Haken. Selbst die leichteren Werke "High Anxiety" (2003) oder "One Cure Fits All" (2006) wirken im Gegensatz zu "Troublegum" immer noch wie tonnenschwere Bleiklumpen, ganz zu schweigen von wirklich kruden Werken wie "Never Apologize, Never Explain" (2004 erschienen, ein Albumtitel den man sehr gut auf die Karriere von THERAPY? beziehen kann) oder "Suicide Pact - You First" von 1999 (immer noch die wunderbarste Veröffentlichung der Band), das Album, das THERAPY? den Majordeal kostete und durch die noisige Sperrigkeit wohl auch die letzten "Troublegum"-Fans, die das urige "Infernal Love" (1995) und das wieder andeutungsweise noisigere "Semi-Detached" (1998) noch tolerieren konnten, vergrault haben dürfte. Was uns direkt zu "Crooked Timber" bringt, denn das Album ist ähnlich radikal sperrig wie "Suicide Pact - You First". Auch wenn THERAPY? inzwischen eine kleinere Fangemeinde zum vor den Kopf stoßen haben als damals, ist es immer noch mutig, so ein Album zu veröffentlichen. Der nächste Haken. Und was für einer: "Crooked Timber" schlägt ein neues Kapitel im vielseitigen Buch der Band auf. Den Noise-Faktor werden THERAPY? in diesem Leben zum Glück nicht mehr abstreifen können, wenngleich er hier ein wenig in den Hintergrund verbannt wurde, um dem Rhythmus ansich volle Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten. Hier gibt es kaum Melodien, alles lebt von dem grandiosen Zusammenspiel von Basser Michael McKeegan und Drummer Neil Cooper. Aushängeschild, Sänger und Gitarrist Andy Cairns wirkt neben den beiden zwar nicht farblos, aber es scheint, also würde er seinen Bandkollegen mit Freuden die Hauptrolle überlassen - trotz grandioser Gesangsleistung.
Der Einstieg mit dem dunklen Monster "The Head That Tried To Strangle Itself" könnte nicht besser gewählt sein. Das Teil stimmt perfekt auf das ein, was den Hörer in den nächsten 50 Minuten erwartet: Eine schwarze, kantige und perkussive Rockhölle mit schrägen Tönen, die sich allerdings nicht zu schade ist, schöne Melodien zu umgarnen. Mit "Enjoy The Struggle", "I Told You I Was Ill" und "Blacken The Page" haben sich ein paar verhältnismäßig eingängigere Songs eingeschlichen, was aber von schweren Stücken wie "Clowns Galore" oder dem wunderbaren, zehnminütigen Instrumental "Magic Mountain" (FUGAZI meets frühe SOUNDGARDEN) wieder ausgebügelt wird. Die ganz großen Highlights heißen "Exiles", "Crooked Timber" und "Bad Excuse For Daylight". Bei diesen drei Tracks fackeln THERAPY? ein Feuerwerk ab, wie man es ihnen selbst als größer Gönner nicht unbedingt zugetraut hätte. "Exiles" ist ein sehr ungewöhnliches, größtenteils akustisch gehaltener Stück, das von dem wunderbaren Refrain lebt, umweht von einem Hauch KILLING JOKE (Produzent Andy Gill hat THERAPY? übrigens einen ähnlich fetten Sound verpasst, wie KILLING JOKE auf ihrem selbstbetitelten Werk von 2003). Der Titeltrack ist ein nachdenklicher, fast melancholischer Song mit grandiosen Arrangement, der niemals um große Soundflächen verlegen ist und das sicke "Bad Excuse For Daylight" ist der coolste THERAPY?-Rausschmeißer seit "30 Seconds" von "Infernal Love". Jawoll.
Egal, wie sehr man THERAPY? respektiert hat: Nach dem Genuss dieser Scheibe muss man sie einfach noch mehr respektieren. "Crooked Timber" ist ein intelligentes, forderndes, aber zu jedem Zeitpunkt wunderbares Album, wie man es selten zu hören bekommt. Hoffentlich bleiben uns THERAPY? in dieser Form noch sehr lange erhalten. [Review lesen]
7.5 / 10
Es ist einfach ein Kreuz mit dem genialen Devin. Eigentlich kann man sich als Fan nur auf eines verlassen: Dass alles anders kommt als man denkt und vor allem anders, als Devin es selbst ankündigt. "Addicted", der zweite Teil seines ambitionierten Vier-Album-Projekt mit wechselnden Musikern und Stilen (deswegen auch das DEVIN TOWNSEND PROJECT-Banner), ist da keine Ausnahme. Statt den versprochenen leichten, flotten und headbangtauglichen Metalsongs präsentiert uns Devin mit "Addicted" wieder ein typisch verkopftes Album, dessen Songs zwar stellenweise einen eingängigeren Anstrich als vergangene Werke haben, aber als Ganzes präsentiert sich die Scheibe recht sperrig und trotz relativ wenig Devin-Irrsinn verhältnismäßig schwierig.
Irgendwann zu "Terria"-Zeiten hatte Devin schon mal ein Album mit "Popsongs" angekündigt, das aber letztlich niemals erschienen ist. Dass Devin dieses Vorhaben mit Leichtigkeit hätte umsetzen können, beweisen ältere Stücke wie "Life", "Christeen", "Stagnant" oder "Slow Me Down". "Addicted" sollte wohl eine Art Kollektion solcher Songs werden, aber man kann sich eben wie gesagt auf nichts verlassen. Hat man diese Tatsache verdaut, kann man sich unvoreingenommen ins Vergnügen stürzen. Die Ankündigung, dass ex-THE GATHERING-Sängerin Anneke van Giersbergen einen beträchtlichen Teils der Vocals übernehmen wird, lies hoffen. Und sowohl vorweg: Dass "Addicted" eine kleine Enttäuschung ist, liegt definitiv nicht an Anneke. Viel mehr ist es die Tatsache, dass Devin wieder ein stückweit in den Trott schwächerer Werke wie "Synchestra", "Ziltoid The Omniscient" (trotz genialer Story) und mit Abstrichen "Accelerated Evolution" verfällt, sprich: Überproduktion und Songs, die schlichtweg weniger zwingend sind, als die Stücke, die "Ocean Machine", "Infinity", "Pysicist" und "Terria" zu bieten hatten. Unter anderem auch, weil einfach die ganz großen Refrains fehlen. "Ki", das erste DEVIN TOWNSEND PROJECT-Album konnte den Mief durch seine Machart und Wundersongs wie "Coast" oder dem Titeltrack komplett ablegen, jetzt ist er wieder da. Das heißt zwar nicht, dass "Addicted" ein schwaches Album wäre, aber Devin ruft nicht sein gesamtes Potential ab.
Der Einstieg mit dem schleppenden, tiefen "Addicted!" und dem tiefergelegten, irgendwie an PRONG erinnernden "Universe In A Ball!" ist zwar sehr gelungen, aber keineswegs so locker, wie zu erwarten war. Beide Songs sind recht langsam gehalten, keineswegs fröhlich, eher erdrückend, aber gut. Dann Auftritt Anneke: "Bend It Like Bender!". Etwas flockiger, mit einem ungewöhnlichen Refrain, der Devin bestimmt viel Hass einbringen wird. Sympathisch, dass ausgerechnet dieser Track vorab veröffentlicht wurde. "Supercrush!" ähnelt atmosphärisch entfernt dem "Ocean Machine"-Songs "Night" und "Hyperdrive!" ist eine neue, komplett von Anneke gesungene Version des gleichnamigen "Ziltoid The Omniscient"-Songs. Also eigentlich alles gut. Aber eben nicht besser. Ordentliche Songs, die je nach Laune mal ein wenig stärker oder schwächer werden, aber niemals in "göttlich"-Regionen vordringen. Erst an siebter Stelle kredenzt uns Devin mit "Ih-Ah!" einen richtigen "Popsong" - und was für einen. Wäre "Addicted" voll von "Ih-Ah!"s, dann würden wir hier von einem sehr mutigen und grandiosen Devin-Album reden, nicht von einem irgendwie gewöhnlich klingendem Werk. Trotzdem dürften die meisten Fans froh sein, dass "Ih-Ah!" der einzige Song seiner Art bleibt. Der überlange Abschlusstrack "Awake!!" (ja, zwei Ausrufezeichen) bietet nach anfänglicher Poppigkeit einen Ausblick auf das, was uns bei DEVIN TOWNSEND PROJECT-Album Nummer drei erwartet: Die Atmosphäre schlägt ins Böse um, Devin schreit "Deconstruct!" vor sich hin, wohl wissend, dass das Folgewerk "Deconstruction" heißen wird. Nettes Gimmick. Übrigens soll "Deconstruction" ein sehr extremes Album werden, aber wie das mit Devin so ist, kann man dieser Aussage erst Glauben schenken, wenn einem das Teil den Kopf abgeschraubt hat.
Es bleibt festzuhalten: "Addicted" ist ein gutes Album. Das ist für jemanden wie Devin Townsend einfach zu wenig. Vor allem, wenn man das Teil qualitativ in Vergleich zum direkten Vorgänger "Ki" stellt. Man darf gespannt sein, was die zwei nächsten DEVIN TOWNSEND PROJECT-Alben zu bieten haben, aber aufgeben sollte man Mr. Townsend trotzdem nicht vorschnell, denn er kann es definitiv noch. [Review lesen]
Bedankt euch bei deutschen Abmahn-Anwälten
Leider passiert es immer wieder, dass Abmahnungen für angebliche Copyright-Verletzungen ins Haus flattern. Ganz häufig ist es der Fall, dass auf dem Frontcover ein Foto oder eine Grafik eines Fotografen oder Künstlers genutzt wird, was dann nur mit dem Namen der Band und dem Titel des Albums versehen wurde. Das ursprüngliche Foto/Kunstwerk ist somit immer noch sehr prominent zu sehen. Die Abmahner nutzen zumeist automatisierte Prozesse, die das Netz nach unlizensierten Nutzungen der Werke ihrer Mandanten durchsuchen und dabei Abweichungen bis zu einem gewissen Prozentgrad ignorieren. Somit gibt es also häufig angebliche Treffer. Obwohl das Foto/Kunstwerk von den Plattenfirmen oder Bands ganz legal für die Veröffentlichung lizensiert wurde, ist dies den Abmahnern egal, ganz oft wissen die ja nicht einmal, was für eine einzelne Veröffentlichung abgemacht wurde. Die sehen nur die angebliche Copyright-Verletzung und fordern die dicke Kohle.
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