Grob lassen sich die Songs auf "Blood" in zwei Kategorien unterteilen: Relativ rockig, von fetten Gitarrenriffs getragen zum einen, zum anderen Kevin Moore-typisch, düster, sehr atmosphärisch und teilweise komplett ohne Gitarren auskommend. Im Weg stehen sich diese beiden Herangehensweisen nicht, aber man muss doch festhalten, dass OSI die düsteren, elektronischen Stücke einfach besser zu Gesicht stehen, da hier mehr Tiefe erzeugt wird. Ein Song wie "Terminal" könnte gar auf den ersten beiden CHROMA KEY-Werken stehen, während z.b. das rifflastige "False Start" zwar überzeugen kann, aber eben nur zweiter Sieger bleibt. Eine wahre Freude ist wie immer das Organ von Sänger Kevin Moore: Sein zwar distanziert klingender, aber zu jeder Sekunde hochemotionale Gesang ist einfach einzigartig. Sobald Kevin einsetzt und simple Zeilen wie "Can't go on, can't go back" ("Radiologue") singt, sind wohlige Schauer über den Rücken einfach vorprogrammiert. Ähnlich wie bei Kristoffer "Garm" Rygg (ULVER) muss man um jedes Album froh sein, dem er seine Stimme leiht. Wer weiß, wie viele es davon in beiden Fällen noch geben wird.
Dass OSI dieses Mal nicht auf die Dienste von Mike Portnoy (DREAM THEATER) zurückgegriffen haben, ist ebenfalls positiv zu werten. Portnoy hat mit seinem ungewöhnlicherweise reduziertem, nie aufdringlichem Spiel zwar auf dem Vorgänger einen wirklich tollen Job abgeliefert (auf dem "Office Of Strategic Influence"-Album natürlich auch, aber das entsprach schließlich mehr seinem natürlichen Stil), doch das Drumming des dieses Mal engagierten Gavin Harrison (PORCUPINE TREE) passt einfach besser zu "Blood". Darüber, dass beide absolute Ausnahmedrummer sind, braucht man sich sowieso nicht streiten. Schade aber verschmerzbar ist hingegen, dass der Part von "Free"-Bassist Joey Vera (ARMORED SAINT, FATES WARNING) auf "Blood" vom Computer übernommen wurde. Und so toll die Stimme von Kevin Moore ist: Das von Gastsänger Mikael Åkerfeldt (OPETH) gesungene "Stockholm" ist eines der Highlights der Scheibe. Åkerfeldt liefert hier eine seiner stärksten Gesangsperformances überhaupt ab. Vielleicht auch, weil er sich stilistisch ein wenig an Moore orientiert.
Obwohl OSI mit "Blood" qualitativ nicht ganz an "Free" anknüpfen können, ist das Teil ein außergewöhnliches Album, mit dem man seinen CD-Schrank durchaus schmücken sollte. Es ist einfach immer wieder eine wahre Freude so talentierten Menschen wie Moore, Matheos oder Harrison bei der "Arbeit" zuhören zu können.
Punkte: 8.5 / 10