Los geht es nach dem Intro mit „Deutsche Skins“, in denen nicht nur der deutsche Skinhead-Kult, sondern auch die bekanntesten und ältesten Bands der Szene besungen werden. Darunter natürlich die Böhsen Onkelz, Vortex, Body Checks und eine Band aus Berlin, bei denen die Onkelz und Vortex einige Male gastiert haben. Und selbstverständlich auch eine Band aus Bremen, an deren Sound mich Brachial sehr stark erinnern (auf ihrem Demo haben sie auch einen Song dieser Band in abgeänderter Version gecovert). Begleitet wird dieser Song mit Bildern von eben den genannten Bands, sowie Ausschnitten aus den legendären Fanzines Force Of Hate und Clockwork Orange.
So heißt es dann auch im Refrain:
„Laut und lustig Parole Spaß, Singen und Tanzen und Working Class, Zusammenhalt ist unsere Stärke und Proll Power ist heut angesagt“
Kenner der Materie werden erkennen, dass der Refrain komplett aus Zitaten diverser bekannter Lieder der alten Skin-Garde besteht – klasse!
„So ist es“ ist ein Lied gegen linksradikale Gruppierungen, „Mein Leben“ richtet sich gegen den autoritären Rechtsstaat. Dazu passend Bilder von britischen Skins, die von der Polizei aufgerieben werden. Bei den Songs wird dabei durchgehend auf die Tube gedrückt, so auch bei „Egal“. Hier wird gegen das bekannte Schubladendenken (Rechts/Links etc) angesungen.
„Skinhead Rock´n´Roll“ hat passend zum Namen einen flotten Rock´n´Roll Rhythmus und besingt neben der Musik auch den Skinhead-Kult an sich. Ein guter Spaß-Song!
Damit wären wir in der Mitte des Albums und auch des Booklets angelangt, dass mit zahlreichen Fotos der Band beweist, dass die Jung ihr Skinhead-Dasein in vollen Zügen genießen.
„Joe Hawkins“ heißt dann der übermächtige Hit dieser Platte, der einem ordentlich die Lauscher poliert. Als ich nur einmal diesen Song gehört hatte, war sofort klar – die Scheibe von Brachial muss sofort ins Regal! Brachiale Mucke, harter Text – da will man sofort laut mitgröhlen „Ultraviolence, ultraviolence – Joe Hawkins!“
„Dummschwätzer“ ist wieder ein Song gegen Linksradikale, der aber auch musikalisch absolut überzeugen kann. „Im Namen der Freiheit“ haut textlich gleich voll auf die Zwölf: „Es ist das Land der Dichter und Denker, das Land des Fortschritts und das der Nazihenker“. Brachial nehmen hier kein Blatt vor den Mund und tun ihre Meinung kund, was ja auch ihr gutes Recht ist. Konkret geht es um die Politik der deutschen Regierung. Nach diesem eher politischen Song folgt – so schreibt das typische Schema einer deutschen Skin-Platte ja fast schon vor – ein geiler Spaß-Song. Dieser hier erinnert mich an die legendäre „Skinhead-Hymne“ einer Bremer Band. „Disco-Boys“ ist gegen die Mainstream-Gesellschaft gerichtet und „Samstag Nacht“ ist nochmal ein ordentlicher Rausschmeißer in der Tradition von Songs wie „Freitag Nacht“.
Dann folgen noch zwei Tracks der Demo, die beweisen, dass Brachial eine gute Entwicklung hingelegt haben. Ich freu mich jedenfalls schon auf weitere Alben! „Joe Hawkins“kann man ohne schlechtes Gewissen direkt neben die alten Hits der 80er stellen – sie hat sich ihren Platz dort redlich verdient!
Punkte: 9 / 10