Was gleich auffällt, sind die zusätzlichen Einflüsse, die auf dem Vorgänger nicht enthalten waren. Wo "Cor In Therion" noch relativ schwarzmetallisch und düster geklungen hat, findet sich auf der vorliegenden Scheibe mehr stilistische Abwechslung. So sind Thrash-Einflüsse enthalten, genauso wie schwer atmosphärische Passagen, die die Musik in den Dark Metal driften lassen. Aber auch mit diversesten Effekten wurde nicht gespart, was teils geglückt ist und teils eher weniger passend daherkommt. Das bringt auf der einen Seite natürlich einen stilistischen Umbruch mit sich, wenn man beiden Alben relativ zeitnah durchhört, doch den Abstand zwischen den beiden Veröffentlichungen – und das sind doch gute fünf Jahre – berücksichtigt, war eine Weiterentwicklung unumgänglich. Nicht nur die Einflüsse verändern sich, sondern auch die Lebenssituation. Hinzu kommen die diversen Besetzungswechsel, was nebenbei bemerkt auch einer der Gründe für die verschiedenen Suffixe von "Hyperion" ist, beziehungsweise war.
Die Musik unterscheidet sich selbstverständlich von dem, was man von der ersten Platte kennt. Davon ausgehend, dass der mit "Cor In Therion" eingeschlagene Weg der einzig wahre war, müsste man hier ganz klar den "Themenverfehlung"-Stempel aufdrücken. Doch wie in der Rezension des Vorgängers bereits erwähnt, finde ich auf den Alben wesentlich mehr vor, als der Ersteindruck vermuten lässt. So zeigt sich "Skulltivation" zwar im Vergleich in ungleichem Klang und die Songkonstrukte betreffend mit ganz anderen Basen, doch empfinde ich das Dargebrachte summa summarum als durchaus passend. Die Rhythmen sind thrashig, die Melodien teilweise monoton und Black Metal-lastig, haben aber auch mal einen sumerischen und sehr melodischen Touch. Das Drumming und die Vocals beweisen Abwechslungsfreude und auch mit Breaks und Umbrüchen wird für Kurzweil gesorgt. Die Klänge aus der Dose empfinde ich als sehr präsent und - wie bereits angeschnitten - als nicht immer gelungen, doch schon mit Bedacht eingesetzt. Alles in allem sehe ich hier einen gut gewählten Mittelweg aus den "alten" "Hyperion" und dem technischen Fortschritt, der auch vor "Skulltivation" nicht Halt gemacht hat.
In Summe haben "Hyperion" mit ihrem 2006er Output eine solide Platte dargelegt, die zwar weniger dem puristischen Schwarzmetall als der Dark Metal-Schiene zuzuordnen ist, in seiner Totalität aber durchaus stimmig ist. Ein paar prägnante Passagen mehr hätte ich mir zwar gewünscht, um den Ohrwurmfaktor etwas in die Höhe zu schrauben, und auch auf den Einsatz der einen oder anderen technischen Spielerei hätte ich persönlich verzichten können. Die Truppe hat vom ersten zum zweiten Longplayer einen großen Schritt hingelegt, den sich viele Truppen vermutlich gar nicht getraut hätten, also bin ich umso gespannter, was mich auf dem 2011er Album zu erwarten hat, das ebenfalls schon bereitliegt.
Wolfgang / RottingHill.at
Punkte: 7 / 10