Grave Digger Ballads Of A Hangman (2009) - ein Review von Bardauk

Grave Digger: Ballads Of A Hangman - Cover
4
4 Reviews
26
26 Ratings
8.85
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Heavy Metal


Bardauk
06.01.2009 13:03

Am liebsten würde ich dieses Review zu dem neuesten GRAVE-DIGGER-Output mit einem Chorus a la "Oh-oh-ohohoooh!" beginnen. Doch erstens würde das dem geneigten Leser nicht viel bringen und zweitens ... naja, erstens reicht ja eigentlich schon. Also anders begonnen, könnte jetzt auch Folgendes hier stehen: Geil! Die neue GRAVE DIGGER ist da. Ab in den Player damit, jetzt wird ge-Heavy-Metal-led – und zwar so wie es sein muss. Verstärkt durch einen Labelwechsel ins beschauliche Eisenerz nach Österreich (Oh wie passend!) und einen neuen Mann an der zweiten Klampfe (übrigens kein geringerer als Thilo Hermann, der schon für Bands wie GLENMORE, HOLY MOSES und vor allem RUNNING WILD das Plektrum vergew ... äh ... spielte), startet eine der wohl sympathischsten Metal-Bands Deutschlands ins Jahr 2009.

Und so wie die neue Scheibe "Ballads Of A Hangman" beginnt, muss das neue Jahr eigentlich super werden. Ein verhaltenes Intro lädt uns in die Welt des besungenen Henkers ein, genauer gesagt zum Opener 'Ballad Of A Hangman'. Dieser Song, getragen durch ein klassisches Manni-pack-die-Klampfe-aus-Riffing, versprüht sofort genau jenen Grabes-Spirit, den man auf einer solchen Platte hören will und den die Fans bei "ihrer" Band lieben. Der Druck ist massiv, Chris Boltendahl knarzig wie eh und je, und ehe man sich versieht, streckt sich die Faust in Richtung Himmel und gehen die Stimmbänder in Hab-Acht-Stellung, um den so was von live-tauglichen Refrain mitzusingen. Hell Yeah - genau das will ich hören!

Der im November veröffentlichte Video-Clip hat ja schon angezeigt, in welche Richtung es mit der neuen Platte gehen soll: Traditionell as fuck und Heavy wie Schmidts-Metal-Katze. Wer dieser Veröffentlichung mit dem üblichen Herzklopfen Marke "werde ich sie überhaupt wiedererkennen" entgegengesehen hat, kann sich getrost 'Hell Of Disillusion' mit dem wirklich großartigen Solo- und Leadriffing anhören, was für mich nicht nur einen der besten Heavy-Metal-Songs der letzten Zeit darstellt, sondern durchaus auch die Brücke zu älteren DIGGER-Veröffentlichungen zu schlagen weiß – und aufatmen! Klar, ein Händchen für markige Refrains hatten die Jungs sowieso schon immer, aber diese Tugend findet auch im Jahr 2009 ihre logische Fortsetzung. Gerade 'Pray', quasi das Outro der Scheibe, schlägt in genau jene Kerbe und macht nach etwas über 40 Minuten riesige Lust auf die Live-Umsetzung des Albums.

Natürlich finden sich auch auf dieser Platte unvergleichliche Balladen aus dem Hause Grab & Henker Co. KG - deshalb würde ich sagen: Vorhang auf für den mit Abstand besten Song des Albums, das erklärte Highlight unter den Hymnen: 'Lonely The Innocence Dies'. Dieser Song beginnt schön langsam, so episch wie nur möglich, und steigert sich über die Laufzeit zu einem dramatischen Klimax, nur um vorsichtig auszuklingen und den Hörer in einem Zustand höchster Verzückung zurück zulassen. Und das nicht zuletzt, weil wir es hier mit einem Duett von Chris Boltendahl mit Veronica Freeman von BENEDICTUM aus dem wunderschönen Kalifornien zu tun haben. Die beiden Frontröhren ergänzen sich nahezu perfekt und schaffen es in Verbindung mit dem bedeutungsschwangeren Riffing beinahe spielend, eine denkwürdige Ode an die tote Unschuld zu schreiben. Wunderschön und eine absolute Pflichtnummer.

Die Suche nach großartigen Veränderungen bringt eigentlich relativ wenig zu Tage, was ich aber auch nicht schlimm finde. Die Gitarren sind durch die Dopplung zwar einerseits präsenter, wandern aber im Vergleich zu "Liberty Or Death" ein wenig weg von Basslastigkeit hin zu Heavy-Metal-Treble-Gefilden, verlieren dadurch zwar an Wumms, gewinnen aber gleichzeitig eine größere Bandbreite und geben auch und vor allem dem Bass eine stärkere Rolle im Songwriting. Boltendahl ist seit 1980 eine Bank, darauf lass ich bei meiner Ehre als geistiger Spandex-Träger überhaupt nix kommen, und macht auch erstaunliche 29 Jahre später einen super Job. Eine nette Auffälligkeit bzw. Anekdote ist die entfernte Ähnlichkeit vom Akustik-Intro des Songs 'Funeral For A Fallen Angel' mit KEEP OF KALESSINs 'Escape The Union'-Intro – einfach mal reinhören und schmunzeln.

Fazit: Ist das Album eine Großtat? Klar, was sonst? Alles andere wäre doch ein Witz, oder? Allerdings muss klar sein, dass wir uns hier im GRAVE-DIGGER-Universum bewegen, nicht mehr und nicht weniger. Die Platte ist also mit Sicherheit eine coole oldschool-Heavy-Metal-Scheibe, doch erst mit den klassischen, gewohnten und guten GRAVE-DIGGER-Trademarks wird sie zu einer tollen Scheiblette. Umso schöner die Feststellung, dass dieser Markt nach wie vor von Helden aus früheren Tagen bespielt wird, die es sich nicht nehmen lassen, alle paar Jahre einen mehr oder weniger frischen Wind durch die gewohnten Gefilde wehen zu lassen.

Anspieltipps: Lonely The Innocence Dies (!!!), Ballad Of A Hangman, Stormrider, Pray

Zu finden auf www.powermetal.de: http://www.powermetal.de/review/review-13217.html

Punkte: 8.5 / 10


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