Von daher bleibt bei mir beim Blick aufs Line-Up auch nicht zuerst der Name von Bandgründer John Beck oder seinem aus den 80ern übrig gebliebenen Kollegen und Schlagzeuger Bob Dalton hängen, sondern bei Sänger und Gitarrist John Mitchell, der bereits bei KINO und FROST* auf dieser Position begeisterte.
Entsprechend erinnert das Material von "The Tall Ships" auch genau an diese zwei Formationen, wobei ich deutlich mehr KINO als FROST* heraus höre. Und das sind natürlich gute Referenzen. Auf "The Tall Ships" gibt es entsprechend britischen, sehr leichtfüßigen Progressive Rock zu hören, der seine Kabinettstückchen in meist eher kurze, kompakte, stellenweise fast poppige Songs packt. Endlose Instrumentalabfahrten sucht man hier vergebens, stattdessen gibt es viele hübsche Gesangsmelodien, die sich flott und nachhaltig ins Ohr bohren. Hört dazu einfach mal das eröffnende Duo 'Oh My God' & 'Ghosts' sowie das eingängige 'Fahrenheit' oder die schöne Ballade 'For Safekeeping'.
Für die technischen Finessen muss man schon etwas genauer hinhören und entdeckt dann das rhythmisch vertrackte 'Memory Of Water', das zudem mit schönem Hammondeinsatz glänzt. Auch 'The Wind That Shakes The Barley' ist nicht etwa eine Neuinterpretation des irischen Volksliedes, sondern eine klug aufgebaute Kompositionen, die erneut mit schönen Orgeln, aber auch mit den mächtigsten Gitarren aufwartet.
Aus diesem großzügigen Rahmen fällt lediglich das 13-minütige Opus 'This Is England', das mit vielen Experimenten überrascht, aber da will ich nicht zu viel verraten. So bleibt unterm Strich eine starke Prog-Scheibe, die Fans von KINO, FROST*, ARENA oder alten Helden wie YES unbesorgt einpacken können.
Anspieltipps: Oh My God, The Wind That Shakes The Barley, For Safekeeping, This Is England
http://www.powermetal.de/review/review-It_Bites/The_Tall_Ships,12676.html
Punkte: 8 / 10