Zu aller erst mal der Sound. Da hat man sich ja berechtigte Sorgen gemacht, nach dem, was in den Internetsongs so zu hören war, das Vorgängeralbum "St.Anger" nicht zu vergessen. Zur Beruhigung kann man sagen, dass der Sound doch ziemlich gut ist. Rick Rubin hat hier sicher nicht seine Beste Arbeit abgeliefert, aber man hört ihn eindeutig raus. Der Sound ist roh und bodenständig, sicherlich auch recht energetisch. Nennen wir es mal solide, ohne besonders herauszustechen.
Kommen wir also zum eigentlich wesentlichen: Den Songs. Auffällig ist die Rückkehr zu den Songstrukturen der 80er. Die Songs sind wieder überlang und es werden endlich wieder mehr als zwei Riffs verwendet. Auch die Rückkehr der Soli ist zu verzeichnen. Das alles ist erstmal eine schöne Sache, und hebt "Death Magnetic" zumindest über die letzten vier Alben heraus. Besonders stark erscheinen dabei "Broken, Beat and Scarred", "The Judas Kiss" und "My Apokalypse". Es wäre eine Übertreibung, zu sagen, hier klingen METALLICA wie zu ihren besten Zeiten, aber man meint zumindest eine Art Echo herauszuhören, das man zumindest versucht, an sein altes Werk anzuschließen. Dazu gibt es häufig einen Schuss des "St.Anger"-Stils, der das Material teilweise durchaus zu veredeln weiß und es zumindest über den Status eines einfachen Stehlens beim alten Material erhebt.
Dankenswerterweise sind auch die "Hero of the Day"-Zeiten vorbei. Die beiden Balladen auf "Death Magnetic" stellen alles was in den 90ern so von METALLICA in Balladenform abgefallen ist, locker in den Schatten. "The Day that never comes" erinnert dabei angenehm an "Fade to black", leider ohne das großartige Niveau dieses Songs zu erreichen. Naja, der Maßstab bleibt halt der Maßstab. "The Unforgiven III" ist komplett anders gelagert, und wird ein paar Durchläufe brauchen, bis es sich festsetzt. Immerhin beweisen METALLICA hier, dass sie hier durchaus in der Lage sind, mehr als eine weitere Hitsingle à la "The Unforgiven" zu bieten.
Eine andere Seite präsentieren uns METALLICA bei "Cyanide". Hier schwächelt das Gespann eindeutig. Trotz schönem Ansatz kommen METALLICA hier kaum über "Load"-Niveau heraus. Und hier wird vermutlich die größte Schwäche des Albums deutlich. "Death Magnetic" scheint auf einem Konzept aufgebaut zu sein. Der Versuch, die 80er wiederzubeleben. Ein solches Unterfangen kann kaum gut gehen. Und so wirken einige Passagen halt durchkonstruiert, und es fällt auf, dass die Riffs, vor allem aber die Soli, für sich nur selten das hohe Niveau des METALLICA Backkatalogs erreichen können. Nie werden Riffgewitter wie bei "Master of Puppets" entfesselt, und auch ein Ohrwurm-Riff wie "Enter Sandmann" sucht man nach zwei, drei Durchläufen immer noch vergebens.
Fazit: "Death Magnetic" ist kein schlechtes Album. Das es ein Klassiker wird, kann ich mir auch nicht vorstellen, aber es ist die Rückkehr einer Band, an deren Rückkehr kaum jemand noch geglaubt hat. Und die Rückkehr kann sich sicherlich sehen lassen. Trotz einiger Schwächen geht dieses Album als das Stärkste seit "...And Justice For All" über die Ziellinie. Es wird kaum an die ganz alten Sachen anschließen können, aber immerhin klammert es die jüngsten Soundschantaten aus, schafft es, aus der destruktiven und kaum erträglichen Wut von "St.Anger" noch etwas positive Kreativität zu ziehen und zeigt METALLICA als das, was sie halt sind: Eine Thrash Metal Band, die diese Bezeichnung auch endlich wieder verdient. Das Album mag seine Schwächen haben, aber man sollte auch seine Stärken zu schätzen wissen.
Punkte: 8 / 10