Was war geschehen? Dem langen und stressigen Kampf um "Fire Down Under" verschuldet und der verlorenen Hoffnung, eines Tages von der Musik leben zu können, schied Originalsänger Guy Speranza auf eigenen Wunsch aus der Band aus. Ersetzt wurde er durch Rhett Forrester, der eine deutlich bluesigere und kratzigere Stimme hatte als der kauzig-geniale Speranza.
Da Mark Reale - und das sollte sich im weiteren Karriereverlauf von RIOT immer wieder zeigen - die Musik der Band immer an den jeweiligen Sänger anpasste, warf er nun das Programm komplett um und orientierte sich neu. Statt hoch-energetischem, aus allen Rohren feuerndem Heavy/Proto-Speed Metal geht es auf "Restless Breed" deutlich zahmer, wieder mehr in Richtung Hardrock orientiert, und - was für mich der große Knackpunkt ist, der mir das Album vermiest - stellenweise ziemlich kommerziell ausgerichtet zu.
Doch der Reihe nach:
Das Album beginnt mit "Hard Lovin' Man" - trotz des Titels hat der Song nichts mit DEEP PURPLE zu tun. Leider! Wenn ein Song schon mit "Are you ready to rock?" beginnt dann vergeht's mir meistens schon gleich wieder. So auch hier: ziemlich lahmer Hardrock mit dämlichem Refrain, brauch ich ganz und gar nicht.
Etwas besser ist der zweite Song: "CIA" besitzt eine schöne Melodie die den Song zu einem raren Highlight des Albums macht. Zwar ist der Song etwas zahm, aber wen interessiert's... Netter Song!
Der Titeltrack "Restless Breed" ist gleich ein weiteres Schmankerl: ein ziemlich melancholischer Heavy Metal Track, der sehr verloren und sehnsüchtig wirkt. Wirklich ein toller Song, mag ich sehr gerne.
Der unbestrittene Höhepunkt ist aber die nun folgende Coverversion "When I Was Young" (im Original von ERIC BURDON AND THE ANIMALS), auf der die Band alle ihre Trümpfe ausspielt. RIOT zaubern aus dem alten Lied eine wunderschöne, melancholische Heavy Metal-Version, die mich zutiefst berührt. Wirklich, wirklich genial.
Doch danach geht's bergab: "Loanshark" versucht, wieder Power und Tempo wie auf "Fire Down Under" an den Start zu bringen, doch der Versuch geht total in die Hose: das ganze kommt krampfhaft, hibbelig und total konfus daher, als müsste man Alibi-mässig auf Teufel-komm-raus einen schnelleren Song einbauen. Klingt irgendwie, als würde eine Bande wildgewordener Eichhörnchen nach 20 Tassen Kaffee planlos auf den Instrumenten rumtoben...
Auch die B-Seite liefert nicht mehr viel schlaues. Hier ist man dann endgültig am Tiefpunkt angelangt und spielt verweichlichten Napfsülzkuchen-Rock dass es eine Schande ist. "Loved By You" ist ein absoluter Stinker, klingt fast schon so wie das was später als Massenplage in Form von "Stadion-Rock" den Planeten heimsuchen wird. Ohrenkrebs. Und: ICH HASSE MUNDHARMONIKAS!!!!
Als einziger Lichtblick geht noch "Violent Crimes" durch, der wieder etwas schneller agiert und sich knapp in den grünen Bereich durchschlägt.
Alles in allem ein nach dem 1981er Jahrhundertwerk übelst enttäuschendes Album, für eine Band wie RIOT streckenweise gar unwürdig. Dass es hier etwas relaxter zugeht ist für mich hierbei gar nicht das Problem, aber vieles ist nunmal arg verweichlicht und zahnlos, eine Schande für eine Band, die sich noch ein Jahr zuvor weigerte, auf Druck der Plattenfirma kommerzielles Material zu veröffentlichen.
Die zwei guten Songs, sowie die beiden alles überstrahlenden Highlights "Restless Breed" und "When I Was Young" verhelfen dem Album zu 4,5 Punkten, mehr ist bei aller Liebe zu RIOT nicht drin.
Ich frage mich oft, was denn gewesen wäre wenn Speranza nicht ausgestiegen wäre und die Band auf dem Level von "Fire Down Under" weitergemacht hätte. Ich bin mir fast sicher, dass aus RIOT das amerikanische Pendant zu IRON MAIDEN hätte werden können, denn mit dem Niveau das die Band bis 1981 innehatte hätten RIOT das Zeug gehabt, die Metal-Welt zu erobern. Wir werden es nie erfahren...
Punkte: 4.5 / 10