Das fängt schon bei "Scar Spangled Banner" an. Die penetrant groovigen und sägenden Riffs sind für mich nur schwer widerstehlich. Definitiv kein Album, das man hören sollte, wenn man ein ruhiger Zeitgenosse ist. Im Gegenteil, hier werden gekonnt Geschütze aufgefahren, was ja auch nicht verwunderlich ist. Exodus haben mit "Tempo of the Damned" schließlich ihr Reunionalbum veröffentlicht, und zwar 12 Jahre nach "Force of Habit".
Gleichzeitig ist das Album das vorab letzte mit Soundwumme Steve Zouza. Herr im Himmel, der Typ hat eine so geniale Stimme, die Art wie er die Vocals einraunt, da frage ich mich echt noch: hat er die Screamversuche in manchen Passagen echt noch nötig?
Was das Songwriting angeht, tja Exodus sind hier auch nicht im Highspeed zu Gange. Warum auch? Haben "Bonded by Blood", das zudem mit dem Ohrenfresser "Piranha" einen ewig glänzenden Prügeljuwel bietet, je irgendwie Hochgeschwindigkeitsschläge benötigt? Auch hier beweisen Exodus, dass mit überwiegend Groove, und vorallem einem druckvollen Sound, ebenfalls hochkarätige Lieder geschrieben werden können. Und da ist auch gleich Track 3, "Blacklist", der beste Beweis dafür. Meine Fresse, vorhin erst beim Spazieren gehen hab ich das Lied wieder gehört. Da kann ich einfach nicht ruhig bleiben! Auch auf die Gefahr hin, dass ich dabei gesehen werde, und mich vor Wildfremden zum Deppen mache! Wenn man zudem beachtet, dass rund die Hälfte der Tracks über 5 Minuten gehen, dann spricht es Bände, dass diese bombastisch aufgebauten Tracks bei dieser Länge nicht anfangen zu langweilen. Gerade das "Forward March" mit seinen 7+ Minuten entpuppt sich als ein Ohrwurm der extremen Sorte, besonders, wenn Zouza die ganze Zeit "Forward March!" befiehlt. Was will man mehr?
Eine weitere solide Arbeit ist hier bei den Soli gemacht worden. Hier wird nicht einfach im Highspeed irgendwas hingeshreddert, keine Ahnung was das war, aber hauptsache es klingt vertrackt. Nein, hier herrschen einprägsame Melodien, mal schnellere, mal langsamere Stellen, aber die Band gibt auch hier nicht an. "Tempo of the Damned" ist ein Album, auf dem Exodus nicht versuchen, jemandem etwas zu beweisen, was auch hier wieder deutlich wird.
Anfangs dachte ich mir, 8/9 Punkte sind drin, aber das Album überzeugt im Laufe der Hörzeit immer mehr, sodass zumindest ich gegen Ende immer wieder begeistert bin, was hier für ein Fest veranstaltet wird! Umso erfreulicher, dass "Tempo of the Damned" der zweite gelungene Blindkauf eines Exodusalbums war. Ich will nicht voreilig urteilen, zwei Glückskäufe sagen gar nichts, aber "Bonded by Blood" und "Blood in Blood out", die ich mir bei einem Kumpel ebenfalls zu Gemüte führen durfte, deuten höchstwahrscheinlich darauf hin, dass Alben von Exodus eine sichere Sache zu sein scheinen.
Punkte: 10 / 10