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Jedes Album der Frankfurter hat seinen eigenen Charme und viele behaupten, dass Kevin Russell & Co gerade mit dieser Platte – 14 Jahre nach der groben und fragwürdigen ersten Scheibe Der nette Mann - ihren musikalischen Zenith erreicht hatten. Gerade eben dieser Russell hatte zu dieser Zeit seine Stimmfarbe perfektioniert. Ruppig, rau und kaputt war sie schon immer, aber zu dieser Zeit war sie noch nicht verbraucht. Gonzo spielte gewohnt filigran, Stephan Weidner sorgte gerade mit Leere Worte und Der Platz neben mir I & II für die Songs, deren Konzeption nachhaltig zu beeindrucken wussten und Pe? Pe tat das, was er am besten konnte: Er schlug die Felle seines Schlagzeuges und ließ die Becken im Takt scheppern. Voran, voran, voran – das war das Credo des ‘98er Albums. Vielleicht war es auch einfach Terpentin, dass sich als einer der Songs schlechthin in die Geschichte der Onkelz einbrannte wie Spiritus, wie Benzin – wie Terpentin. Ein Lied, das den Weg ebnete, den Mexico einst vorgestampft hatte.
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#1 - Matapalo – Parte Uno (2:52)
1998 begann mit ungewohnten Klängen. Nachdem die Kaufhäuser nach langem Boykott die Platten von den Onkelz teils widerwillig, aber dennoch mit großem wirtschaftlichen Bedacht wieder in den Verkauf nahmen, hätte wohl jeder sofort mit einem krachenden Intro mit dem Unterton „Haben wir es euch nicht gesagt?“ gerechnet. Stattdessen startet ein leichter, südländisch-angehauchter Track. Instrumental mit Beachboy-Flair; erinnert ein wenig an Hintergrundmusik aus dem zweiten oder dritten Teil von Crash Bandicoot. Erinnert sich da noch jemand dran…? Wie dem auch sei, das Intro tat den Verkaufszahlen keinen Abbruch, auch wenn ich dem Ding selbst nichts abgewinnen kann. Mit fast drei Minuten Spielzeit(raub) muss er jedoch eine Wertung kassieren und wir stellen fest:
Trifft 2 von 5 guten Tönen.
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#12 – Wenn du wirklich willst (5:43)
Bin ich eigentlich der einzige, der findet, dass dieser Song rein konzeptionell eher zwischen Macht für den, der sie nicht will und Wie kann das sein gepasst hätte, also in die Dopamin-Ära? Nicht zwingend textlich, aber der Sound schlägt bereits eine sehr gute Brücke über das 2000er Ein böses Märchen… bis hin nach 2002. Aber das soll kein Beurteilungskriterium sein – ich wollte nur mal faseln an der Stelle. Über was soll man hier sonst reden? Zum Kritisieren finde ich an dem Stück wirklich nichts. Kevin hat noch seine Stimme und kann Töne halten, ohne bei der Hälfte zu schwächeln das Mikro in die Menge halten zu müssen und erreicht für mich hier seinen stimmlichen Zenith.
Trifft 5 von 5 guten Tönen.
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Viva Los Tioz schaffte es als erstes Onkelz-Album auf Platz 1 der deutschen Album-Charts – und setzt sich dort gleich mal 24 Wochen fest. Ohne große Marketingstrategie, ohne riesige Werbemaschinerie und vor allem ohne kommerzielle Strukturen. Ein ehrlicher Vertrieb auf einer vernünftigen und nicht minder ehrlichen Basis: Qualität. Zugegeben, ein wenig Kontroverse und Skandal ist für die Verkaufszahlen auch nie verkehrt. Auf der Grundlage wird man aber wohl scheitern, wenn man versucht, innerhalb der ersten 48 Stunden nach Release 300.000 Exemplare einer CD an die böhsen neffen und Nichten zu bringen. Der Durchbruch – finanziell und vielleicht sogar musikalisch? Das Fazit:
Die volle Rezension gibt es unter http://vio.twoday.net/stories/onkelz-viva-los-tioz
Seth "Vio" Echoes
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Punkte: 7.5 / 10