Eigentlich zählte ich die Scheibe schon nach den ersten Durchläufen zu meinen Favoriten, aber Musik kann ich mir auch leider schnell tot hören. So schien es auch mit Lucifer Incestus zu sein, die ich mir gestern doch mal wieder nach langer Zeit auf den MP3-Player kopierte und mich heute morgen auf Arbeit aus dem Monotonieschlaf rieß. Wie geil ist es denn bitte schön so eine Schweineplatte wieder für sich zu entdecken?
Brutalstes Nähmaschinengehämmere klopft zuerst mal das Hirn platt, der Hörer grinst adrenalingeschwängert wie Frankensteins Monster, um sich dann noch zusätzlich mit feinsten Melodieviren infizieren zu lassen. Im Endeffekt landet der Unterkiefer auf dem dreckigen Boden, schruppt beim hektischen Headbangen lustig blutend mit, während mit rotglühenden Augen das Anlitz der Hölle gesucht wird, in der sich das Bewußtsein zu befinden glaubt.
Mit der giftigen Mischung aus derbsten DEICIDE und essentiellsten DIMMUS OF FILTH wird hier einem schon nach dem ersten Takt gezeigt, das der Kindergarten mal kurz zu Ende ist. Ein Blick ins Booklet läßt dann auch nur noch einen Schluß zu: hier herrscht perverse Genitalität.
Während das Album heute zum zweiten Mal läuft, versuche ich diese Zeilen zu schreiben, was mir aber schwer fällt, da mir das Schlagzeug mächtig was auf den Schädel gibt und die Finger vom mittippen schon wund sind. Die Gitarren könnten etwas lauter sein, versprühen aber trotzdem gut ins Ohr gehende Läufe und wenn es drauf ankommt, läßt die Produktion durch pointierte Arrangements nichts untergehen. Aber obwohl Effekte, Keyboards und Testosteronchöre zu finden sind, ist die Platte damit nicht überladen und es wirkt zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt, sondern dient immer dem jeweiligen Moment/Song. Wem also DIMMU oder CRADLE oder gar EMPEROR zu schwülstig rüberkommen, könnte hier noch glücklich werden.
Genretechnisch ist Lucifer Incestus aber streitbar, denn sowohl DeathMetal als auch BlackMetal beanspruchen das Terrain, was aber kein Nachteil ist, ganz im Gegenteil. Von den Songs her finde ich keinen durchschnittlich, sondern alle richtig gut, wobei mind. 75% der Platte absolute Granaten enthält.
Leider fand ich die vorigen Veröffentlichungen der Österreicher nicht so pralle und alles was danach kam, war ein lauer Aufguß, obwohl es auch den einen oder anderen kleinen Hit gab. Mit Lucifer Incestus haben BELPHEGOR einen räudigen Schlachter hervorgebracht, der sich mit Killernieten bepackten Ellenbogen ganz klar einen Platz zwischen Tampa und Norwegen sichert.
Aber am besten beschreibt das Album noch ein darin enthaltener Song: Demonic Staccato Erection
Punkte: 9 / 10