Zur Liedauswahl kann ich nichts weiter sagen, ich bin nicht ONKELZ-Fan genug, um das beurteilen zu können. Moment, ich bin überhaupt nicht ONKELZ-Fan, aber ich denke, es schadet nicht, ab und zu mal was von der Band anzuhören. Leider hab ich aber kaum Ahnung, von welchen Alben die Lieder der Setlist stammen. Macht vielleicht auch gar nichts.
Nach einem viel zu langen und langweiligen Intro geht es doch noch ordentlich los: Die Onkelz sind hier mit ihrer kernigen Mischung aus Punk Rock, Hard Rock und Heavy Metal. Rauhbeinig und auch auf ihre Weise sympathisch treten sie auf. Die netten Jungs wollen sie nicht sein, richtig so, ich muss dauernd an die Rock’n’Roll Hooligans von Rose Tattoo denken, und das liegt wohl auch an den Texten, die bei beiden Bands über weite Strecken nicht unähnlich sind: Durchschlagen in der Gosse usw.
Daher auch die beständigen Selbstabgrenzungs- und Selbstbestätigungs-Texte: Wir sind nicht die Guten, wir sind nicht die Bösen, wir sind halt die Onkelz. Das hat ne Menge Pathos, und hier wiederum muss ich kurz an Manowar denken, die sich selbst ja auch von Anfang an immer wieder sagen müssen, wer sie sind und wofür sie stehen wollen. Dieses pathetische (lyrische) Gebahren der ONKELZ passt wunderbar zur Musik, die ja teils meilenweit von Punk entfernt ist, sondern wie schon gesagt: Heavy Metal. Gute Beispiele: „Superstar“, „Nur die Besten sterben jung“. Druck- und gefühlvoll (Gitarrensoli) können die ONKELZ spielen, keine Frage. (Waren die eigentlich jemals Punks, also rein musikalisch meine ich? Komische Frage, oder? Denn man hört schon ganz klar auch die Wurzeln der Band im Deutsch-Punk heraus, in "Finde die Wahrheit" etwa ganz deutlich sogar. Klingt für mich ein bisschen wie Die Toten Hosen in heftig, also in gut. Damals, Anfang der 90er an der Schule, hat zumindest ein Typ in der Klasse dauernd ONKELZ gehört und irgendwas von rechtem Punk für Skins oder so geredet…. Was hat’s mich gekümmert, ich hab doch brav Helloween, Priest etc. gehört. Und hat man damals schon von Deutsch Rock geredet? Na, egal.)
Was auch immer vor zehn Jahren für ein wunderbar gemischtes Publikum (?!) da in Hamburg gewesen ist, es hat ein absolut unterhaltsames Programm geboten bekommen, mit einer Band, von der mir nicht klar ist, warum sie damals aufgehört hat. Die Burschen klingen doch alle ganz tight und fit, selbst der Russell, der doch irgendwie so sonderbar gewesen sein soll……
Das mir jetzt eine Krawall-Hymne wie "10 Jahre" fehlt, tut nichts zur Sache. Als interessierter Gelegenheitshörer hab ich mich ja schon bekannt. Favoriten hab ich jetzt nicht zu nennen, onklifiziert bin ich weiterhin nicht, doch über eines staune ich aber schon: Warum bitte steht so ne 08/15-Nummer wie „Mexico“ so hoch in der Gunst der Fans? Und der Text hätte echt auch von Campino sein können! Oder von den Sportfreunden Stiller. Entschuldigung, liebe Onkelz-Die-Hard-Supporter, aber ist doch wahr! Fußballifiziert bin ich Gott sei Dank auch nicht.
Lange Danksagungen zum Abschied, für Fans nett anzuhören, dann mal A.D.I.O.Z.
Ja, und jetzt spielen sie wieder in Hockenheim, das ist geil für die Band und Zigtausende, aber für einen gewissen Größenwahn stehen die ONKELZ nun auch. Aufregende Band, keine Frage, aber ganz ehrlich: Scheiß doch auf eure größte Bühne der Welt! Braucht man für super Konzerte doch gar nicht, diesen Wahnsinnsaufwand. Und für die Ewigkeit bleibt das ja auch nicht. Auch nicht, wenn man es quasi allen Nörglern, Feinden, Schlechtrednern zeigen will, denen man es eh schon längst gezeigt hat. Hab ich da Anfangs nicht was von Bescheidenheit gesagt? Aber ich hab ja auch nur die Rock Hard-Interviews gelesen....
Und wie bei einer anderen Band, Nightwish waren es, möchte ich auch hier am Schluss sagen: Was kümmert's mich, ob ich der Band gerecht werde mit meinen Ausführungen......
Gute Platte.
Punkte: 7.5 / 10