Raintime Flies & Lies (2007) - ein Review von Märchenonkel

Raintime: Flies & Lies - Cover
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10.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Melodic Death Metal



03.05.2011 20:46

Raintime kommen aus Italien, spielen Power Metal und klingen wie Rhapsody.
Review zu Ende.

Solche Gedanken schwirren einem meist dann im Kopf herum, wenn man liest, dass eine Band aus dem Nachbarland stammt und melodischem Metal nicht abgeneigt ist. Zum Glück verhält es sich im Fall von Raintime völlig anders. Zwar kommen die Jungs aus Italien, sind aber von Luca Turillis Tralala-Combo meilenweit entfernt.


Raintime legen ebenfalls großen wert auf Melodien, die im Ohr hängen bleiben, kommen aber nicht annähernd so kitschig daher wie zum Beispiel die oben genannten Rhapsody. Der Sound der Band definiert sich eher aus progressiven Elementen, welche sich aber nicht in endlosen Soli oder ausufernden Instrumentalpassagen äußern, sondern vielmehr durch viele Takt- und Tempowechsel und einem Gerüst das auf Power Metal aufbaut. Das hört sich jetzt alles noch nicht wirklich spannend an, aber bekanntlich kommt es ja auf die Mischung an. Und die stimmt bei Raintime vorne und hinten.

Der Titeltrack stellt direkt zu Beginn der Scheibe klar, was die Stunde geschlagen hat. Nach kurzem Keyboardvorspiel bricht der Sturm auf den Hörer ein. Mein lieber Herr Gesangsverein! Was ist das denn? Es dauert keine 10 Sekunden und man wird von einer weiteren Nuance im Sound von Raintime förmlich an die Wand geschmettert. Die Gitarren klingen nicht nach Dream Theater, wie im Promo-Flyer beschrieben, sondern krachen schön in At The Gates, bzw. alter In Flames-Manier aus den Boxen. Die Mundwinkel ziehen sich unweigerlich nach oben und der Kopf fängt an, sich im Takt zu bewegen. Das Wechselspiel zwischen aggressiven, schon Death Metal artigen Strophengebilden und gemäßigteren Refrainpassagen ist natürlich nicht neu, doch schaffen Raintime es die bewährten Schemata frisch und vor allem interessant klingen zu lassen.

In dieselbe Kerbe schlägt auch das nachfolgende „Rolling chances“. Aggressiv im Uptempo-Bereich gehalten, hat das Lied einen schönen Spannungsbogen, bevor Frontmann Claudio Coassin seine variable Stimme in den Mittelpunkt stellt. Er beherrscht sowohl die melodischen und harmonischen Gesangslinien, als auch das typische Death Metal Growling (ebenso wie die Gitarren skandinavischer Prägung). Das Wechselspiel der verschiedenen Gesangsarten funktioniert auf „Flies & lies“ einwandfrei, bringt sowohl die brutalen Ausbrüche im Raintime Sound perfekt auf den Punkt, als auch die schönen Ohrwurmmelodien.

Mit „Finally me“ gibt es nach „Rainbringer“ und dem grandiosen „Apeiron“ eine kleine akustische Verschnaufpause. Der Song ist so etwas wie die Ballade des Albums und wurde im Gitarrenbereich nicht so hart produziert wie der Rest der Platte. Das stört aber nicht im Geringsten, da die dezenten Dream Theater und Fates Warning Einflüsse, die man hier heraushören kann, so besser zur Geltung kommen. Verglichen mit den anderen Stücken, kommt „Finally me“ sogar fast poppig daher. Passt aber ins Gesamtbild, da der Track in der Mitte des Albums platziert worden ist und ihn somit als Brücke zwischen dem ersten und zweiten Teil der CD sehen kann.

Der zweite Teil der CD hält noch so einiges für den Hörer in der Hinterhand. Mit „Tears of sorrow“ hauen Raintime erneut einen echten Ohrwurm raus. Auf Power Metal basierend und mit knackigen Riffs versehen, arbeiten Raintime sich hier kontinuierlich bis zum großartigen Refrain hoch. Echt ein Hammersong! Übertroffen wird der Song nur noch durch das absolute Highlight von „Flies & lies“:

„Another transition“. Der Song ist einfach unglaublich. Hier werden alle Qualitäten der Italiener gebündelt und auf den Punkt perfekt inszeniert. Eine latente Vertracktheit ist hier ebenso gegeben, wie griffige Riffs und ein hymnischer Refrain. Mal ehrlich: Das letzte Mal, als ich bei einem Refrain eine derartige Gänsehaut bekommen habe wie hier, lief gerade „Heaven on earth“ von Pride of Lions. Sensationell!

Der Rest des Albums („The black well“ und „Matrioska“) ist ein wenig sperriger als oben beschriebene Songs. Das Niveau liegt aber auf demselben Level, die beiden brauchen eben nur ein paar Durchläufe mehr als die anderen, und mit „Beat it“ ist sogar noch ein sehr gelungenes Michael Jackson Cover auf der Platte vertreten.

Raintime haben ´ne super Platte gemacht, die sowohl Spaß bringt, aber auch für anspruchsvollere Leute was zu bieten hat. Und ein Song wie „Another transition“ sollte auf keiner Metal Party fehlen.
Reinhören ist Pflicht.
Kaufen eigentlich auch.
Anspieltipps: Siehe oben.

Punkte: 10 / 10


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