Das "Bäumchen-wechsel-dich-Spiel" um die Neubesetzung der Leadgitarre (Michael Schenker / Matthias Jabs) hat dem Album glücklicherweise eher gut getan und so findet sich hier ausschließlich hochklassiges Material, dem jeglicher Seventies-Muff abgeht. "Loving You Sunday Morning" und das Instrumental "Coast To Coast" sind zeitlos-grandioser Hardrock, "Always Somewhere" und "Holiday" die gewohnt hochklassigen Balladen (wobei man das lässige "Is There Anybody There?" fast als -ungewöhnlicherweise- dritte Ballade rechnen könnte). Dem gegenüber steht mit dem beinahe-Speed-Metal-Reisser "Another Piece Of Meat", dem Stampfer "Can't Get Enough" und dem gallopierenden Titeltrack ein Trio der härtesten Tracks, die die Scorps je aufgenommen haben (ein ähnliches Triumvirat gab es später auf "Blackout" mit dessen Titeltrack, "Now" und "Dynamite"). Gerade diese drei Songs sind es, die "Lovedrive" für mich seit jeher aus der Menge aller Scorpions-Alben herausheben - was hab' ich die früher rauf und runter gehört und die Lyrics rumgekritzelt.
Eigentlich fehlt auf Lovedrive ein düsterer Track in der Bauart von "Animal Magnetism" oder "China White", dann wäre die stilistische Pallette für ein unverbesserliches Scorpions-Album ausgereizt. Somit gibt's aber wegen des nicht ganz so dollen "Is There Anybody There?" leider nicht die volle Punktzahl. Dennoch ein absolut essentielles Album!
Spearhead24
Punkte: 9.5 / 10