Der Rest ist schwierig. Es klingt irgendwie so gar nicht nach dem, was ich von U2 gewohnt bin, aber doch habe ich das Gefühl, dass das so sein sollte. Zumindest ist die Musik toll, so wie sie ist. Den Einstieg machen sogleich die vier Hits: Das dynamische, nicht totzukriegende „Beautiful Day“ mit seinem schleichenden, eingängigen Hintergrundsound und bestechendem Gesang, die aufbauende Hammer-Ballade „Stuck In A Moment You Can’t Get Out Of“, die ihren Höhepunkt besonders im letzten Drittel erreicht, zu „Elevation“ sage ich nichts, habe ich noch nie gemocht, und schliesslich „Walk On“, auf dem Sänger Bono mit seiner Stimme alle Register zieht und ungeahnten Facettenreichtum beweist. Es folgt das verträumte „Kite“, das zum Schweben einlädt, während das wehmütige „In A Little While“ eher wie der Hintergrundsound einer Dinner-Bar und daher weniger ätherisch klingt. Im selben Stil geht es bei „Wild Honey“ weiter, bevor die Nachdenklichkeit auf „Peace On Earth“ wieder die Überhand nimmt. Dies bleibt bis zum Ende so, auch wenn „New York“ wesentlich spielerischer als „When I Look At The World“ daherkommt und das nicht ohne einen Hauch Ironie. „Grace“ ist insbesondere durch den teilweise etwas grenzwertigen, aber auch genialen Text der wohl am schwersten zu verdauende Song des Albums. Auch hier herrscht die Ruhe vor und rundet das Ganze sehr schön ab.
Alles in allem scheint es nun also doch typisch zu sein: Dynamische Gitarre, pulsierende Melodien, sanftmütiger Schmachtgesang, tiefgründige Texte – Musik, die einen in eine andere Welt entführt und doch erstaunlich fest auf dem Boden bleibt dabei. Also eigentlich das, was wir von U2 gewohnt sind. Doch dieses Dinner-Bar-Feeling, das sich mit der endlosen Schwermut abwechselt wie Liebende sich die Schlüssel in die Hand drücken… Ich schätze, wer dahinter kommen möchte, hört am besten selbst hin.
Punkte: 9 / 10