Duran Duran Medazzaland (1997) - ein Review von Lord

Duran Duran: Medazzaland - Cover
2
2 Reviews
4
4 Ratings
6.25
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Pop


Lord
05.05.2010 15:05

"Medazzaland" wurde ende 1997 veröffentlicht, nachdem Duran Duran in den UK ihren Vertrag mit EMI verloren - es erschien nur in den Staaten (Capitol) und in Japan, war jedoch auch als Online-Album erhältlich, ansonsten für Europa nur als Import.

Bassist John Taylor verliess die Band um sein Leben nach jahrelangem Kokain- und Alkoholmissbrauch geordnet zu kriegen - er wirkte letztendlich nur an 4 Songs (einer davon ein Japan-Bonustrack; "Ball and chain") mit. Nick Rhodes schrieb die Lyrics zu "Buried in the sand" zum Thema Ausstieg von John Taylor; simpel, jedoch wertschätzend. Musikalisch allerdings der langweiligste Song des Albums, wie ich finde.

Entgegen vieler Stimmen der Kritiker empfinde ich das Album weder als Britpop-, noch als zu Balladenlastig; es ist im ähnlichen Stil wie das 2000er "Pop trash" Album gehalten; sehr experimentell (dennoch in melodischen Gefilden), angereichert mit viel Psychedelik und vorallem Elektronik (was ja gegen den Gitarrensound des Britpops spricht). Düster und kaputt.

Das Album ist sehr interessant und nicht sonderlich leicht zu verdauen; allein die Texte sind eindrücklich und klar. So ist mit "So long suicide" Kurt Cobain ein Song gewidmet, mit "Michael you´ve got a lot to answer for" schrieb Simon Le Bon einen fast schon unheimlich anmutenden, prophetischen Song an seinen Freund Michael Hutchence von INXS, der 1 Monat später verstarb... Scary!
Dazu wie erwähnt der Song für den langjährigen Bassisten (Gründungsmitglied ende der 70er von DD) und Freund John Taylor...

Also ein persönliches, tiefschürfendes Album! Klar, dass da lustige Popmelodien àla "The reflex" oder "Is there something i should know" fehl am Platz wären und das Album so eher sperrig und verstörend wirkt... Nicht gleich, doch in der Bandhistory ähnlich wie bei den Manic Street Preachers die "Holy bible"!

The Songs:
Mit der geilen Single "Electric Barbarella" (erste Download-Single ever!) überzeugt das Trio komplett; was für ein geiler Elektro-Poptrack, fantastisch. Super Refrain, super Atmosphäre - super Track!!
Ebenso "Out of my mind", das für den Film "The saint" geschrieben wurde... Mit fernöstlichen Anleihen fährt der Song ein; verstörend, geknickt und wunderschön.
"Be my icon" scheint sehr von Bowie beeinflusst - einerseits unzulänglich und total kaputt, tonnenschwer, auf der anderen Seite mit diesem schönen, weittragenden Chorus.. Wunderbar, interessant.
Das sanfte "Who do you think you are" ist sonnig, naiv, verträumt und wunderschön, zudem erstklassig gesungen von Simon Le Bon, der ALLES in seine Stimme legt.
Erwähntes "Michael you´ve got a lot to answer for" ist in sanfter Melancholie getränkt, wirkt traurig und naiv - passend zum fast schon prophetischen, tragischen Thema... Krasser Song!!
Und da wäre noch zu erwähnen "Midnight sun"!! Ein Grower, der einem nicht mehr los lässt - wunderschön, der Song.

Nun, auch das collagenhafte Intro "Medazzaland" (erinnert an die Beatles zu "The inner light"-Zeiten, 1968, mit Nick Rohodes am Mikro) und vorallem das kuriose "Silvia halo" sollten auch noch Erwähnung finden, denn sie schenken dem Album diese absurde Seite, die man irgendwie nicht sofort einsehen und begreifen kann. Auch so der Closer "Undergoing treatment".. Schräg deluxe, kaputt und unlogisch!

"Medazzaland" braucht wenig Worte - eigentlich ist mein Review überflüssig; es ist ein teils verstörendes, intensives, schweres, kaputtes und dennoch strahlend schönes und vorallem höchst interessantes WERK, das für sich selbst spricht, kein normals Popalbum - doch sind wir mal ehrlich; ausser vielleicht teilweise "Rio" und "Seven and the ragged tiger"; wo waren DD jemals normal und wirklich, wirklich Mainsteam??? Sie sahen einfach super aus und deswegen wurden sie sensationell vermarktet - schon die Musik ihres Debüts war NIE leichte Kost, normale Popmusik oder einfacher Mainstream.

Das Album war kommerziell zwar ein Flop, was nicht zuletzt an der Nicht-Veröffentlichung weltweit lag - zudem wenig Promo seitens der Band und eben die Unzugänglichkeit des leicht avantgardistischen Songmaterials... Mir jedoch gefällt das Album supergut!! Fährt verdiente 9,5 ein!

Punkte: 9.5 / 10


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