Zillo Medieval - Mittelalter Und Musik CD 11/2015
CD, 2015, Heftbeilage, Cardsleeve

ZILLO MEDIEVAL CD-Heftbeileger 01/16

Mit dem Titel "Acheloos Töchter" von ihrem 2015er-Album "Weltenmeer" eröffnen Fuchsteufelswild den aktuellen Sampler und belegen eindrucksvoll, dass binnen kürzester Zeit unerhört viel Wohlklingendes zu leisten ist, wenn man sich durch ein Lebensgefühl verbunden fühlt.

The Sandsacks, gleichwohl mitnichten altbetagt und dennoch bereits zum Urgestein mittelalterlicher sowie folkloristischer Klänge gehörend, schließen mit "Cooley's" an, das sie in bester Manier bis zum Geigen- und Flötenfingerbrechen in ein wildes Accelerando treiben, bis auch dem letzten Tanzbein ein ansehnliches Mitwirken verwehrt bleiben muss.

Verbindlich um eine klare Frauenstimme bereichert präsentieren Sonor Teutonicus den Titel "Gran dereit" von ihrem brandneuen Album "Fürchtet euch nicht", der den archetypischen Klangerwartungen mittelaltermärktlichen Treibens in allen Belangen gerecht wird.

Nach Mumford-&-Sons-Machart steuert das Berliner Trio St. Beaufort seine Eigenkomposition "Wolf" bei, die, einzig mit Gitarre, Mandoline, Banjo und mehrstimmigen Gesang versehen, von seinem Arrangement und live von seiner Spielfreude lebt.

Stolzen Herzens dürfen wir verkünden, dass die Großmeister des Speedfolk, Fiddler's Green, mit "A Bottle A Day" diesem Silberling ein Juwel ihres neuen Albums "25 Blarney Roses - Live in Cologne" hinzugefügt haben, der mit drei Minuten Spielzeit ebenso kraftvoll wie viel zu schnell verklungen ist.

Furunkulus mit ihrem grundlos doppeldeutig-bescheidenen Beinamen, "Die Spielleut der Ewigkeit", stiften der vorliegenden Sammlung mit "Bombadil" ein Instrumentalstück ihres aktuellen Albums bei, das Liebhabern von Dudelsackklängen das Wasser in den Ohren zusammenlaufen lassen wird.

Weniger wuchtig als ihre Vorspieler, wenngleich ihrem Namen umso gerechter werdend, erklingt mit "The Mermaid" eine illustre und bisweilen positiv überspitzte Weise der zwei Damen und drei Herren der Formation Heiter bis Folkig, die ihrem Silberling "Bardensuppe" entlehnt ist.

Ein Stück, dessen Live-Stärke bei keiner Formation problemlos auf einen Tonträger zu bannen ist, steuern Tir Nan Og mit ihrer Eigenkomposition "Johnny Pirate" bei. Zudem beweisen die Ewigjungen mit ihrem neuen Album, dass sie imstande sind, ihre Auftrittsqualitäten nun auf Scheibe einzufangen.

Mit einem traditionellen, wenngleich bearbeiteten Text in eigener melodiöser Gewandung, für die Frontmann Paul Daly verantwortlich zeichnet, erklingt The Paul Daly Band mit "Little Musgrave" und kultiviert die Kunst angemessenen Tones bei gleichzeitiger Heiterkeit.

Der aufkommende "Wintersturm" entfaltet seine Kraft mit einer derartigen Wucht, dass diese Musik unter der stilistischen Selbstverortung Fantasy Folk mitnichten zu erfassen ist. Zwischen technoeskem Druck, Klezmer-Trompeten und ekstatischem Gesang müssen Tibetréa bald die großen Bühnen erobern.

Ring of Kerry lenken die musikalische Entwicklung neuerlich in traditionelles wie ruhiges Fahrwasser, ehe sich ihr "Foggy Dew" zum beschwingten Stelldichein aufschwingt, das durch das Unisono von Gesang und Whistle von Strophe zu Strophe getragen wird.

Mit einer Mischung aus mittelalterlicher Marktmusik und einem gewichtigen neofolkloristischen Zusatz beweisen Zackenflanke beziehungsweise der von ihnen dargebotene Track "Zackross", dass sich die sogenannte Dudelsackmusik problemlos als abwechslungs- und geistreich behaupten und überzeugen kann.
Klängels Rowell haben den vielinterpretierten Titel "La Marmotte" ohne die für das Lied typische Attitüde artikulationstechnischen Übermaßes live aufgezeichnet.
Mit Geige, Bratsche und Bouzouki und dreistimmigen Gesang kultiviert das Trio deutsches Liedgut mit Leidenschaft fernab stereotyper Gemeinschaftsbekundungen.

Ungleich häufiger als der vorhergehende Track sind die Versionen des Traditionals "All For Me Grog" in der Riege der weltweiten Interpretationen anzusiedeln. Der Titel, der zum guten Ton im Repertoire whiskeyfreudiger (Fast)Iren gehört, wird in der Fassung von Hot Asphalt durch die Abwechslungen des Dudelsacks getragen.

Der Vertonung eines Textes von Christin de Pizan, die als erste als erste Autorin der französischen Literatur gilt, haben sich VocaMe angenommen. Mit " Mon chevalier, mon gracieux servant" stellen die vier Damen und ihr begleitender wie musikalisch leitender Herr, Michael Popp, einen Titel aus dem aktuellen Album "Christine de Pizan – Chansons et Ballades" vor.

Ein Ausschnitt aus dem Hörbuch "Das dunkle Herz der Welt" rundet den Reigen dieses Vieltitlers ab. Das Werk Liliana Le Hingrats, das von Stephan Benson gelesen wird, schließt damit die Sampler-Reihe des Zillo Medieval für dieses Jahr. Wundervolle Feiertage euch allen, reichhaltiges Essen und wenig streitsüchtige Familienfeiern sowie einen guten Rutsch.

Viel Spaß und allzeit tinnitusfreies Hören!

Quelle: Zillo Medieval 01/2016