Günther Koch Revisited: Voll In Den Mann
2-CD, 2001

intermedium rec. | LC 10859 | BR Bayerischer Rundfunk | STRUNZ! // (c) 2001: intermedium records


Produced by Bayerischer Rundfunk / Hörspiel und Medienkunst
Broadcast: 14. March 2001 - 25. April 2001 Bayern2Radio, Munich - intermedium1.de / guenther-koch.de

distributed by INDIGO: Indigo CD 96832

- MS 12/15 "Label/Labelcode STRUNZ! / LC 10859" Label: Intermedium ~ used logo: intermedium rec. (Bild 10)

- Für einen großen Teil der Beiträge wurden Auszüge aus Reportagen der beiden CDs "Wir rufen Günther Koch" (RTD 199.3277.2) [musik-sammler.de/media/422427] und "Wir höen Günther Koch" (RTD 195.3417.2) verwendet, beide erschienen bei Zomba Records.


CD 1

02 - khanoffinland.com - KHAN OF FINLAND | FrankfurterAllee25 | 10247 Berlin
- Can Oral born June 7, 1965, Germany (Son of a Finnish father/Turkish mother)
- now living and working in Berlin (Brother of Cem Oral from Air Liquide)
KHAN aka 4E, Bizz O.D., Gizz TV, El Turco Loco, Fuzz DJ, Can "Khan" Oral, Can Oral, Herr Oral, Khan Oral
[Member of: Captain Comatose, Cheap Ladies, Cube 40, German Electronic Foundation, Global Electronic Network, H.E.A.D., Khan & Gill-mann, Khan & Walker, Kid & Khan, Little Annie & The Legally Jammin', Restgeraeusch, Toys'r'us]

03 - Tonio Neuhaus (N-Factor) & Christoph Jendruschewitz aka Gringo (Freaky Fukin Weirdoz)

04 - Albert Pöschl and Noe Noack [Echokammer formed April 2009 - founded by Albert Pöschl, Ralf Summer, Noe Noack]

06 - Loopspool aka Andreas Gerth, Orgon

07 - F.M. Einheit aka FC Einheit, FM Einheit

09 - Stastistetica - G. K. live (a) tembelchanieon, remixed & mastered (a) kiria elenis spiti, panagia, kavala, greece
- Wulfmanson & Dr. Walker - Publ.: Edition Syncom/Edition Hotel Lotte/Freibank
- Wulfmanson (Wolfgang Münch) aka Wolfmanson, Closed Doors


CD 2

04 - Andrej Melita/Günther Koch & Holger Vogt
- Andrej Melita: Owner of Melita Studio München
- Holger Vogt aka Sticky Stooge (Soundtrack Supervisor: Bananafishbones ‎– Die Wilden Kerle 3, ...)

06 - Trini Trimpop (Der KFC, Die Toten Hosen, MakroSoft) & Jörg Hahn (Sensible Colours)

07 - Dr. Walker & Link - Publ.: Edition Syncom/Edition Hotel Lotte/Freibank
- Timestretch Paradise (Members: Craig Anderton, Dr. Walker, LL Nino, Wulfmanson (Wolfgang Münch) aka Wolfmanson, Closed Doors))

08 - Caspar Brötzmann/Elisabeth Knoll &Günther Koch

09 - Michael Sailer


intermedium-rec.com/recordsd/cd007.html:
Es gibt kaum eine große Zeitung, die noch nicht über Günther Koch geschrieben hat. Bisher sind zwei CDs mit Radioreportagen der "Stimme Frankens" erschienen. "Wir rufen Günther Koch“ und der zweite Teil "Wir hören Günther Koch". Im April 2001 wird Günther Koch sein 25. Jahr als Sportreporter beginnen und es war Zeit für eine weitere Ehrung. Keine nochmalige Auswahl seiner Reportagen, vielmehr wird ihm durch verschiedene Künstler ein Denkmal gesetzt.
"Günther Koch revisited – Voll in den Mann" wurde vom 14.03. bis 25.04.2001, immer mittwochs um 16:05 Uhr, von Bayern2Radio ausgestrahlt. Parallel dazu erschien die gleichnamige Doppel-CD. Am 07.03.01 traten im Rahmen der "intermedium records ballnacht" Dr. Walker, FM Einheit, Hans Platzgumer und DJ Gringo in der t-u-b-e auf. Sie bearbeiteten live altes und aktuelles Material von Günther Koch.
Für "Günther Koch revisited – Voll in den Mann" wurde 20 verschiedenen Künstlern eine Auswahl seiner bereits auf CD erschienenen Reportagen, sowie unveröffentlichtes Material überlassen, damit sie den Stoff auf ihre Weise verwenden. Dabei gab es kaum Vorgaben - die Länge des Beitrages sollte möglichst nicht über zehn Minuten liegen und seine Worte (Original oder Zitat) mussten verwendet werden. Das Ergebnis liegt auf CD vor und ist seit 19.03.2001 im Handel erhältlich.

Der bayerische Beatman
Wenn denn ein Mann des Fußballs, ein Mann des heutigen, durch und durch schäbigen Medienfußballs, wenn denn so einer erst zur sog. "Kultfigur” und jetzt zur Figur der Kunst, zum Gegenstand der Medienkunst, zur Kunstfigur hat werden können: dann muß er schon Günther Koch heißen.

Nun horcht zwar inzwischen das meiste auf den Namen Kunst oder trägt den Titel des Kunstwerks (vor sich her), doch das schmälert den mit "Günther Koch Revisited – Voll in den Mann", dieser Symphonie in zweiundzwanzig Partien, unternommenen Versuch nicht, einen lebenden Klassiker der Sportberichterstattung, genauer: der Radiolivereportage zu würdigen, zu ehren, ein wenig auch, das gehört zum guten Ton zeitgenössischer Kunst, zu destruieren, meinethalben zu dekonstruieren.

Freilich wäre die Frage nicht gänzlich unangemessen, ob man Koch, oft und zu Recht "Poet” und "Virtuose” und "Künstler” gerufen und mehrfach ausgezeichnet (u. a. die "Viktoria” der Sport Bild und den "Herbert-Zimmermann-Preis" der ARD räumte er ab), ob man einen, der sein eigener DJ ist, zu überbieten, zu nobilitieren, quasi zu überkunsten vermag. Koch improvisiert wie kein zweiter; Koch schnalzt, schreit, brüllt, wispert, singt, fleht, flennt, feiert, verflucht und verherrlicht feurig und fidel; Koch moduliert manisch, schichtet Satzungetüme aufeinander, montiert und kombiniert besessen das Unvereinbare, den hellen Klang der hymnischen Begeisterung mit der Abschweifung, den dialektalen Sound mit dem Bildungsaperçu, das lapidare Geschwätz mit der konzentrierten Informationsweitergabe, die sachliche Schilderung mit dem Furor des Fans. Was und wer soll ihm, dem Originaltenor, dem, sagen wir, Pavarotti oder, hm, evtl. eher Bergonzi des Mikrophons, gerecht werden?
Ror Wolf, der unerreichte Magier des Mediums und der Kunstform Hörspiel, der dem fast verblichenen alten Radio "etwas angenehm Gefährliches, etwas zart Unerlaubtes” attestierte und seine berühmten Stücke Der Ball ist rund und Schwierigkeiten beim Umschalten noch in tage- und nächtelanger Klebefron fertigen mußte – Ror Wolf stand das Equipment unserer Zeit leider nicht zur Verfügung und dürfte staunen, welcher Kunstanreger Günther Koch den avanciertesten Autoren, Tüftlern und Musikern ist; denn, die artistische Finesse beiseite, etwas merkwürdig Pathetisches und Melancholisches durchflutet oder -flackert selbst die fiebrigen Computersequenzen, die Kochs Lautzittrigkeit antworten; oder die Samples, die mit dem Kunsterzeuger und dessen Wortkaskaden, Rederhythmen, Interjektionen und Metaphern ein ihrerseits reizendes, zuweilen verwirrendes Spiel treiben; oder den zum Schwelgen resp. zum Tanz auffordernden Popsong; oder die Loops, die Kochs Privatrituale beschwören, verpacken und konservieren für andere Zeiten, da niemand mehr solche Stimmen und Stimmungen des Dampfradios wird einfangen können.

Viele, nein: alle hier versammelten Beiträge danken dem charmanten Erst- und O-Ton des bayerisch-fränkischen Beatmans durch schiere Infiziertheit, Hingabe. Da teilt sich einerseits der Schmerz mit, den der unglaubliche 99er Abstieg des 1. FC Nürnberg Günther Koch bereitete ("Ich will das nicht mehr”), und zwar gesteigerter, reiner, zum ästhetischen Ausdruck kondensiert; andererseits quillt und quallt und sprudelt und wabert die pure Passion des Fußballaficionados, mal gebändigt, mal verstärkt bis zum blanken Getöse und Krawall, mal nah am Material, mal jenem fern, die Idee dessen fortsetzend, umwandelnd, neu formulierend, was die höchste und leicht archaische Gestalt des Journalismus, der Livebericht des Radioreporters, derart schwer faßbar macht.

Ja, eine Liaison Koch und Hörspiel/Musik, "das ist nicht ganz unrisikovoll” (Koch), um nicht zu raunen: ist nicht ganz voller Unrisiko. Und da es aber womöglich, mit Kafka zu unken, den Fußball demnächst dahinrafft, die Erinnerung, o herrlicher Trost, an seine schönsten, wundersamsten Momente ("Babbel! Babbel! Babbel! Babbel!”) bleibt, unserem Kollektivgedächtnis einverleibt, aufbewahrt in tönenden Werken der ewig olympischen Kunst. Irgendwie so jedenfalls.

Jürgen Roth


Die Reihe intermedium records wird herausgegeben von Katarina Agathos und Herbert Kapfer, Redaktion Hörspiel und Medienkunst des Bayerischen Rundfunks. Sie entstand begleitend zu dem Festival intermedium, das 1999 in Berlin in der Akademie der Künste und 2002 im Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe stattfand. Aus der als Netzwerk für Medienkunst gegründeten intermedium-Initiative ging intermedium records als eigenständige Reihe hervor, in der bislang mehr als fünfzig Audio-Editionen erschienen sind.

Zahlreiche intermedium records-Veröffentlichungen wurden mit renommierten Auszeichnungen bedacht wie dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik, dem Deutschen Hörbuchpreis, dem Karl-Sczuka-Preis für Radiokunst und dem Hörspielpreis der Kriegsblinden oder erschienen auf den Bestenlisten deutscher Popmusik-Zeitschriften und -Magazine. Unabhängig von solchen Erfolgen versteht sich intermedium records als Labor-Reihe, die sich an der Entwicklung neuer künstlerischer Audiokonzeptionen beteiligt und gleichzeitig Soundgeschichte dokumentiert.

intermedium records ist ein Label des belleville Verlags.

001 "...the whole thing's coming out of the dark"
002 Vinyl Coda I-III
003 Walter Ruttmann Weekend Remix
004 Tomboy / Freuds Baby
005 Soundstories / Materialmeeting
006 Das Warheads-Oratorium
007 Günther Koch Revisited: Voll in den Mann
008 Vinyl Coda IV
009 Audiolounge
010 Shonen A
011 Rosa - Die Akte Rosa Peham
012 one word one sound
013 intermedium from one2two (Sampler)
014 Ernst Jandl - 13 radiophone texte & das röcheln der mona lisa
015 Claus van Bebber / Philip Jeck - Viny'l'isten
016 on/off intermedium
017 scanner - warhol's surfaces
018 Ammer / Hess - Unser Oskar
019 wake up. re:lax
020 Spade Cooley
021 Jackie
022 Rolf Dieter Brinkmann - The Last One
023 Rolf Dieter Brinkmann - Wörter Sex Schnitt.
024 Elfriede Jelinek - Bambiland
025 Ror Wolf - Gesammelte Fußballhörspiele
026 V.A. - Das Dieter Roth oRchester spielt kleine wolken, typische Scheiße
und nie gehörte musik
027 Michaela Melián - Föhrenwald
028 Eva Meyer / Eran Schaerf - Flashforward
029 Ammer, Kluge & Console - Eigentum am Lebenslauf.
030 thomas meinecke & move d - flugbegleiter & übersetzungen/translations
031 Ammer / Schlamminger - Sehe Dich Istanbul, meine Augen geschlossen
033 Polle Wilbert - illegal
035 Moon Tele Vision - phonofix
036 V.A. - Tribute to Gustav Metzger
038 Raphael Montañez Ortiz - Duncan Terrace Piano Destruction Concert /
Loopspool - Beschleunigter Zerfall. Piano Destruction Concert. Remix
039 michael lentz - hörspiele
040 Stereo Total - Patty Hearst. Princess and Terrorist
041 Carlfriedrich Claus - Basale Sprech-Operationsraeume
042 Andreas Ammer & Console - "Have You Ever Heard Of Wilhelm Reich?"
043 thomas meinecke & move d - WORK
044 Der Künstler als junger Hund - Peter Weibel Tribute Album
045 Sung Hwan Kim / dogr - One from In the Room
046 Rainald Goetz - loslabern
047 Saam Schlamminger - Aus der Heimat
048 Wolfgang Müller - "Séance Vocibus Avium" & "Wísk niwáhsen wísk..."
049 Andreas Neumeister / Lali Puna - MYA
050 Dietmar Dath / Mouse On Mars - Die Abschaffung der Arten
051 Thomas Harlan - Veit
052 Thomas Meinecke & Move D - Lookalikes
053 Felix Kubin - Orphée Mécanique
054 Karl Bruckmaier - Auf dem Dach der Welt
055 Eran Schaerf - Die Stimme des Hörers
056 Walter Serner / zeitblom / Dirk von Lowtzow - Letzte Lockerung
057 Sung Hwan Kim - Howl Bowel Owl
058 Rainald Goetz - Johann Holtrop
059 Herta Müller - Zeit ist ein spitzer Kreis &
Herbert Kapfer im Gespräch mit Herta Müller -
Die Wörter aus den Schubladen
060 Michael Lentz / Josef Anton Riedl - größer minus größer
062 Elfriede Jelinek - Die Schutzbefohlenen
063 Bruno Latour - Kosmokoloss
000 Eran Schaerf - Frequenzmoduliertes Szenario (Buch)