The Rough Guide To Americana
CD, 2001

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Als in den 90er-Jahren die Countrymusik in den USA künstlerisch zunehmend verflachte und einer kommerzträchtigen Glättung anheim fiel, entstand als Gegenreaktion die Americana-Bewegung. Deren Anhänger belebten einerseits alte Spielarten wie Hillbilly, Honkytonk und Westernswing in ihrer ursprünglichen Form wieder und brachten andererseits mit Beigaben aus Punk und Alternative Rock wohltuend raue und kantige Elemente ein. Das Resultat dieser Frischzellenkur war eine ländlich-alternative Roots-Richtung, die mit der Konfektionsmusik von der Stange, wie sie die "Music City USA" (sprich: Nashville) am Fließband produziert, ungefähr so viel gemein hat wie Karl Moiks "Musikantenstadl" mit der Jodelhorrormonstershow von Biermösl Blosn.

Der traumhaft schöne Rough Guide To Americana bietet nun die perfekte Einführung ins Americana-Fach. Etablierte Künstler (Johnny Dowd, Townes Van Zandt, Hazeldine) und hoffnungsvolle Talente (Utah Carol, The Arlenes, Western Electric, Noahjohn etc.) führen hier in 20 Tracks mit einer Gesamtspieldauer von beinahe 80 Minuten die ganze Bandbreite der Gattung vor.

Andre Williams & The Sadies beispielsweise erinnern in "Pardon Me (I’ve Got Someone To Kill)" an die Spaghetti-Western-Ära und beleben die Moritat vom schießwütigen Revolverhelden, wie man sie etwa von Marty Robbins kennt, zeitgemäß wieder. Dave Alvin wischt in "Railroad Bill" den Staub vom antiken Honkytonk-Stil. Die einstige Punk-Schlagzeugerin Neko Case aus Virginia führt in "Guided By Wire" mit entzückend kieksender Stimme die Tradition einer Wanda Jackson schlüssig fort. Split Lip Rayfield kombinieren in "Kiss Of Death" C&W-Elemente und Rockhärte zum packenden Cowpunk. Und die Cowboy Nation schließlich beschwört in "E-Z Ridin' Cowboy" augenzwinkernd die Westernmythen vom einsamen Reiter, klugen Prachtpferden und Abenden am Prärielagerfeuer. Howdy! --Harald Kepler