Und Within Temptation machen auch noch ganz frech ein Musikvideo dazu.
Naja, spätestens seit "The Heart of Everything" hat die Band sich ja ganz tapfer auf poppigeres, massentauglicheres Terrain durchgekämpft und wohl etwas geschafft, was kaum jemand Anderes geschafft hat, nämlich dabei gut zu klingen!
Hier haben wir das wirklich kaum mehr mit einer Symphonic Metal Band zu tun. Im Gegenteil - beim letzten Durchlauf saß mein Bruder bei mir und hielt die Musik für ausgereifte Popmusik! Und ehrlich gesagt ist mir das egal, denn auch "Hydra" klingt viel zu gut, als dass ich mir hier jetzt überlegen müsste, auf welche früheren guten Elemente Within Temptation verzichteten, als sie dieses Album hier konzipierten.
Es gibt - passend zum Albumnamen - mehrere Gastsänger, mal Bessere, (Howard Jones, Tarja Turunen), mal Schlechtere (XZibit, Dave Pirner), aber klar ist, dass die Band hier auch vieles neu ausprobieren wollte.
"Paradise", "Silver Moonlight" und "Tell me why" sind eigentlich noch die letzten richtigen Metalsongs auf dem Album. Der Rest ist wirklich sehr poppig gehalten, selbst der mit ex-Killswitch Engage-Sänger Howard Jones eingespielte Song "Dangerous" hat doch mehr was in Richtung Rock als Metal.
Wenn ich mir das Gesamtbild anschaue, dass man das Album Hydra nennt - die Seeschlange mit den vielen Köpfen - dass hier reine Metalelemente mühevoll gemieden wurden, zumindest sehr gewollt mit anderen Elementen vermischt wurden und dass hier Gastsänger auch aus Rap und Popbereichen genommen wurden, dann erscheint mir "Hydra" wirklich als eine Art Experimentieralbum. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Band sich, so gut das Album klingt, noch etwas mehr für das nächste Album reinkniet, denn so sehr das Album auch zu gefallen weiß, weist es einige Schwächen auf:
Es ist deutlich zu kurzatmig. Die Stunde vergeht wirklich schnell, in der man bei "Dangerous" noch mitsingt, plötzlich auf "Paradise" der Frauenpower lauscht, beim "Silver Moonlight" durchdreht und bei "Dog Days" mitschunkelt, und das alles ohne dass da noch großartig was hängenbleibt, und zwar nicht nur akkustisch, sondern auch auf der emotionalen Ebene.
Zum Anderen erscheinen gewisse Lieder deutlich unfertig und nur mal hingeklatscht. "Edge of the World" ist zwar ein nettes Zwischenstück und "The whole World is watching" ist eine hübsche Ballade, allerdings gibt es kaum was Langweiligeres, was ich mir die letzten Monate antun musste. Und ich weiß nicht, wer Dave Pirner ist, laut Wikipedia-Eintrag ein Sänger, der seit den 80ern schon dabei ist und neben Sänger auch Songwriter ist. Ich bewundere den Ehrgeiz und die Leidenschaft der Band zur Musik ja sehr, aber es ist keine Schande, sich von Gastmusikern auch die ein oder andere Idee einzuholen. Und einer, der wie Pirner wohl doch noch weitaus längere musikalische Erfahrungen gesammelt hat als augenscheinlich die gesamte Band, sollte im Falle eines solch lieblosen Lieds, das man frecherweise noch mit so einem tragischen Musikvideo übermalt, vielleicht doch ein wenig songwriterisch an dem Lied tätig sein dürfen, in dem er auch als Sänger mitwirkt.
Insgesamt ist das Album ja nicht schlecht, und die Lieder, die in andere Richtungen gehen, klingen auch gut, nur wenn eine Band sich 3 Jahre Zeit lässt, erwartet man eben schon entsprechend was.
Punkte: 7 / 10