Silly Instandbesetzt (2021) - ein Review von Discotheke

Silly: Instandbesetzt - Cover
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1 Review
2
2 Ratings
7.75
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock



11.10.2021 14:17

Seit September 2021 ist sie da, die „Neue“ von Silly! Nicht mehr Anna Loos, sondern AnNa R. (ehem. Rosenstolz und mit dieser Schreibweise unterwegs) und Julia Neigel (die schon lange nicht mehr nur Jule sein will) sollen es richten. Gleich vorweg: Sie haben es gerichtet und bestechen durchweg durch ihre gesangliche Klasse! Die Scheibe (auch als Vinyl erhältlich) trägt den Namen „Instandbesetzt“ und wir bekommen einen ersten Hinweis auf den Inhalt. Der Name des Tonträgers ist uns vertraut, denn schon vor 25 Jahren gab es auf „Paradies“ einen gleichlautenden Song. Er wurde damals von der Frontfrau Tamara Danz gesungen. Damit sind wir auch schon mitten im Thema. Die Veröffentlichung „Instandbesetzt“ enthält leider nur drei neue Titel. Alle anderen Songs sind ausgewählte Coverversionen aus dem hauseigenen Schaffen von mehr als 40 Jahren. Diese Songs wurden behutsam ins Heute geleitet. Hier mal etwas rockiger – dort mal etwas verspielter. Der einzige Song dem ein ordentliches Facelift verpasst wurde hört auf den Namen „Puppe Otto“. Er stammt vom Album „Mont Klamott“, also aus der Frühzeit der Band. Alle Coversongs sind sehr ordentlich produziert, bieten aber aus meiner persönlichen Sicht keine Hörerfahrungen die besonders überraschend- oder erlebnisreich wären. Sie sind nicht besser als die Originale, sondern nur eben ein wenig anders. Nun könnte der Einwand kommen, dass dies Coverversionen halt so an sich haben. Nicht besser sein zu wollen, nur anders. Klar doch, aber warum beim Beginn einer neuen Ära so viel „alt“ und so wenig „neu“? Oder ist die personelle Besetzung des Gesangs nur ein Intermezzo? Das gab es nach dem Tod von Tamara Danz schon einmal. Eine ganze Reihe von Sängerinnen durften sich an den Stücken von Tamara versuchen… bis Anna Loos gefunden wurde. Letztere empfand die Band selbst als absoluten Glücksfall. Da mag man nicht widersprechen.
Die Songauswahl für AnNa R. und Julia Neigel ist außergewöhnlich gut gelungen. Die unterschiedlichen Stimmfarben der beiden Künstlerinnen unterstreichen perfekt den jeweiligen Charakter des Songs! Wenn ich Tamara Danz als Referenz nehme, wirkt der Gesang von AnNa R. einen Hauch weicher und der von Julia Neigel ein wenig rauer. Beiden fehlt allerdings diese besondere Portion liebenswerte Schnoddrigkeit, für die Tamara in so einzigartiger Weise stand.
Die drei neuen Titel („Hamsterrad“; „Werden und Vergehn“ und „Lautes Schweigen“) sind sehr unterschiedlich in ihrer Stimmung und werden von AnNa R. und Julia Neigel gemeinsam gesungen. Ob der Begriff – Duett – angemessen ist, mag ich nicht final beurteilen. Die Songs wirken auf mich, als hätte ein Produzent den „doppelten“ Einsatz entschieden. Jeder der drei Songs könnte seine Kraft auch mit EINER Sängerin hinreichend entfalten, zumal eine echte zweite Stimme so gut wie nicht zu hören ist. Es sind oft zwei Stimmen am Werk, die den gleichen Part singen. Oder der Song wird strophenweise (abschnittweise) aufgeteilt. Einen besonderen Gewinn vermag ich allerdings nicht zu erkennen. Mein Lieblingssong der CD ist „Werden und Vergehn“. Er kommt im typischen Silly-Sound daher und verbreitet eine leicht melancholische Stimmung. Der Text (von Jörn Kalkbrenner) erzählt keine Geschichte, sondern unterstreicht mit stimmigen Metaphern den harmonischen Grundton des Songs.
Kommen wir zum Booklet der CD. Es wurden die vollständigen Songtexte veröffentlicht. Dazu noch die Autoren für Text und Musik. Übrigens bin ich beim Lesen über den Textautor „Rene Volkmann“ gestolpert. Nach einer kurzen Recherche gab es die Auflösung. Werner Karma benutzt das Pseudonym: „René Volkmann“. Warum ein Pseudonym zu einem „alten“ Song? Gab es von Werner Karma dahingehende (rechtlich verbindliche) Vorgaben? Zum Schluss noch Folgendes: Für mich sind vier Seiten Danksagung in einem Booklet ein wenig viel! Dafür hätte es gutgetan, zu jedem Coversong das Jahr des Entstehens oder der Ersterscheinung anzugeben. Auch ein Hinweis auf den jeweiligen Tonträger von damals wäre eine Idee. So wirkt das Booklet ein wenig oberflächlich.
Mein Fazit: „Instandbesetzt“ ist, wenn ich richtig gezählt habe, die 11. reguläre (also ohne Best Of, Live usw.) Platte/CD und für jeden echten Silly-Fan sicher ein MUSS. Für alle anderen Silly-Konsumenten ist sie aus meiner Sicht nur ein KANN. Die Originale der hier erklingenden Coversongs sind mehrheitlich einfach zu gut!

Punkte: 7 / 10


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