Das Album beginnt recht atmosphärisch mit toller Melodie, einer dreckig klingenden Gitarre und Paukenschlägen (oder so was in der Art). Der „Auftakt“ ist also vollbracht und man vernimmt ein Horn und Vogelgezwitscher: „Where The Clarions Have Never Seized“, das wirklich majestätisch klingt. Aber dann beginnt der Gesang, oder besser das unverständliche Gekrächze. Und diese Stimme ist echt nervtötend. Da ertönen feine Melodien der Gitarre und die Stimme versaut alles. Die rumpelnden Drums tun dazu ihr Übriges. Auf mich wirkt das Ganze recht dilettantisch, denn der Sound ist voll mies, was aber sicher Absicht ist, um das ganze roh und unverfälscht rüberkommen zu lassen. Aber irgendwie werde ich nicht warm mit der Scheibe. Es fehlt an Höhepunkten. So zum Beispiel hätte man das imageträchtige Jagdhorn ruhig öfter mal ertönen lassen können, um dem Majestätischen (was für mich zu dieser Art von Musik dazugehört) mehr Priorität zu geben. So ist das Highlight von „Die Kraft der Szenarien“ sogleich das Ende des Albums in Form des letzten Songs „Als der Mensch sich selbst erlag“. Ruhig, atmosphärisch, ursprünglich zeigt der Tastenmann Nerrath, was er wirklich drauf hat. Während der Rest der Scheibe sang- und klanglos an mir vorüberzieht, kann mich dieser Track überzeugen. Was aber auch bestimmt daran liegt, dass hier auf Gesang und Drums verzichtet wird.
Wer, wie HORN, als Ein-Mann-Band agiert und sich diesem Musikstil verschrieben hat, der muss sich auch gefallen lassen, wenn man ihn mit FALKENBACH vergleicht. Und FALKENBACH bleibt in diesem Falle unerreicht. Pluspunkte auf „Die Kraft der Szenarien“ sind für mich aber die tollen Melodien, die beweisen, dass sich Nerrath auf dem richtigen Weg befindet. Auf das nächste Album bin ich jedenfalls gespannt und hoffe, dass der fragwürdige Sound sich gründlich ändert.
Punkte: 5 / 10