Was gibt es aber musikalisch Neues bei den EXCREMENTORY GRINDFUCKERS? Hmm, eigentlich nichts. Die Hannoveraner sind witzig, manchmal prollig, manchmal politisch, aber immer in purer Selbstironie. Und gerade das macht die Jungs sympathisch. Nachdem Him beim Vorgängeralbum nur als Gast zu Werke war, ist er nun wieder gänzlich dabei. EXCREMENTORY GRINDFUCKERS ist halt auch Suchtgefahr. Sei es als Hörer, oder aber auch als Musiker.
Neben schrägen Coverversionen von Rock- und Metalbands, z.B. von MANOWAR (“Wheels Of Grindcore”), SWEET (“Grindcore Blitz”) oder QUEEN (das wirklich geile “Bohemian Schnapsidee”), gibt es natürlich auch wieder Schlager-Grindparodien. So hab ich die Version von NINA HAGENs “Du hast den Farbfilm vergessen” wirklich noch nie mit einem so schrägen, verrückten Gesang gehört. Und mit den EXCREMENTORY GRINDFUCKERS gibt es endlich mal eine Band, die die ERSTE ALLGEMEINE VERUNSICHERUNG (“Geld oder Krise”) covert. Und das sogar richtig gut. “Schön ist es auf der Welt zu sein” von ROY BLACK und ANITA HEGERLAND wird hier im Porngrindstyle mit tiefsten Growls dargeboten und “Grindcore gibt es immer wieder” wurde von KATJA EBSTEIN gemopst.
Auf “Headliner der Herzen” sollte man das Augen-(oder besser Ohren-)merk lieber auf die Eigenkompositionen legen, denn diese sind zum Teil sogar richtig gut. So ist das Intro zum ersten Song “Wer will Grindfuckers hören?” schon mal vollkommen überraschend zum Ende hin und der Text vom Lied ist mal wieder schön bandverarschend. Basslastig und mit einem Touch von Ska gibt es “Und jetzt schön Crack”, wogegen die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS bei “Wohn-Haft” schon ihren eigenen Stil weiterführen. “Flummi, das Reh” steigert sich vom kinderliedartigem Gesang hin zum Grind, aber durchaus gut gemacht. Dass die Hannoveraner an den Instrumenten keine Anfänger sind, war mir ja schon lange klar, und auch auf diesem Album hört man das oft heraus. Stellt euch vor, es kommt ein Exhibitionist euch entgegen, öffnet seinen Mantel … “…Die Leute schreien: abnormal/Ich hol raus mein Genital!/Ich tu es, ich tu es noch einmal,/ich entblöß mein Genital./Was riecht wie Aas und dreht sich immer schneller?/ Der Penispropeller, der Penispropeller!…”. Ich stell mir so was ja auch immer bildlich vor …!
Lachen musste ich auch beim “How To Grind 4 Health: Grind Gym”. In widerlichem Denglish wird hier eine Art ’Medizin nach Noten’ moderiert. Steps auf dem Bierkasten und Bewegungen wie eine Kuhglocke. Und wieder stell ich mir das bildlich vor und beömmel mich: “Kuhglocke!”.
Nachdem EXCREMENTORY GRINDFUCKERS auf “Bitte nicht vor den Gästen!” noch 2UNLIMITED aufs Korn genommen haben, sind nun die RAVERS ON DOPE (“Grindcore Vibes”) an der Reihe. Und ich muss wieder sagen, dass dieser Track neben Witz auch Stil hat.
Die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS bieten hier gut 80 Minuten Spaß und Unterhaltung. Wer vorher mit ihnen nichts anfangen konnte, wird das nicht ändern; aber diejenigen, die sie unterhaltsam und genial fanden, werden es auch nach dieser Scheibe tun.
Vielleicht sollten sich die GRINDFUCKERS mal langsam vom Schlager lösen (was sie zum großen Teil ja auch schon machen) und sich zum größten Teil eigenen Stücken widmen, denn diese sind auf “Headliner der Herzen” wirklich am besten. Okay, wenn sie ein paar Rock- und Metalklassiker aufs Korn nehmen, dann ist das auch mehr als okay. Und von mir aus auch noch was von der EAV …
Wem A.O.K. zu blöd waren und J.B.O. zu öde, der sollte jetzt zugreifen. Die CD kann leider nicht mehr auf der Homepage der Band bestellt werden. Aber sie sind ja live sehr fleißig und dort wird man die CD sicher ergattern können.
Und jetzt nochmal alle: "KUHGLOCKÄÄÄÄÄ!"
Punkte: 9 / 10