dredg Leitmotif (1998) - ein Review von cartmen666

dredg: Leitmotif - Cover
1
1 Review
15
15 Ratings
9.03
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock



01.10.2010 23:06

Wenn eine Faszination etwas gegenüber so stark ist, dass sie nach Jahren genauso ist wie am ersten Tag, wenn nicht sogar stärker, dann kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem man einfach Worte über diese großartige Sache verlieren will. In diesem Fall handelt es sich um das 1998 erschienene Debüt „Leitmotif“ der Progressive Rock-Band Dredg
Mit ihrem Erstlingswerk haben sie schon eine enorm große Arbeit geleistet. Sei es im Songwriting, in der Instrumentalisierung oder bei ihrem wunderbar umgesetzten Konzept. Es ist einfach alles, was in einem ein prägendes Bild setzt. Es ist ein Kunstwerk im Gesamten.

Zum Konzept. Im Booklet des Albums stehen nicht einfach nur die Texte, sondern eine komplett niedergeschriebene Geschichte. Die Lyrics besitzen nur ab und an ein oder mehrere Zitate und lassen dabei das Album viel mehr wie ein Film zu einem Buch wirken, indem man alles anders erlebt.
In dieser Geschichte geht es um einen Mann, dessen Name nicht genannt wird. Eines Nachts erscheint ihm im Traum ein Geist, der ihm mitteilt, dass er an einer tödlichen, geistigen Krankheit leidet, die nur geheilt werden kann, indem er 5 Kulturen der Welt bereist, von ihnen lernt und somit eine höhere geistige Ebene erlangt. So fängt alles an.

Zur Musik: Das Album ist unterteilt in 5 richtige Lieder und 5 Zwischenstücke, „Movements“ genannt, die die Reisen des Protagonisten darstellen sollen .Den Beginn macht der „Symbol-Song“. Bei dem Symbol handelt es sich um ein abgeändertes Wort aus dem chinesischen das die Bedeutung Wechsel/Veränderung ( 易) trägt. Zu Beginn des Liedes hört man eine Art Rauschen oder Summen. Hierbei handelt es sich um ein altes Instrument, das sich „Spiritcatcher“ nennt. Das soll die Worte des Geistes darstellen, die dem Mann mitteilen, wie es um ihn steht. Was folgt kann sogar als recht eingängig bezeichnet werden und trotzdem zeigt sich schon im ersten Song, was die nächsten knapp 35 Minuten folgen wird. Ein unvergessliches Erlebnis mit unglaublich dichter Atmosphäre. Es startet mit einem stark verzerrten Bass zu dem im Kontrast ein wirklich schönes und harmonisches Gitarrenspiel steht. Der Drummer Dino Campanella leistet in wirklich jeder Sekunde dieses Longplayers eine herausragende Leistung. Wirklich beeindruckend! Und Gavin Hayes untermalt das Geschehen mit seinem tollen Gesang. „Movement I: 45° N, 180° W“ verlängert das Stück um mehr als eine Minute und fügt sich dem vorangegangenen Song perfekt an.
Was folgt ist „Lechium“. Es lässt sich all seine Zeit, die es braucht, um sich komplett zu entfalten, bis es ausbricht, sich wieder beruhigt, Spannung aufbaut, auf ein Neues ausbricht und letzten Endes in Ruhe von dannen geht. In "Movement II: Crosswind Minuet“ sind die Drums und das Klavier ganz klar im Vordergrund und zeigen, dass ohne viel drum herum ein bleibender Eindruck entstehen kann.
Was auch noch beeindruckend ist: wenn das Lied live gespielt wird spielt Dino C. Drums und Keyboard gleichzeitig.
„Traversing Through The Arctic Cold We Search For The Spirit Of Yuta” heißt das nächste Stück. Das Lied wird von Shannon Harris begleitet, wobei der Gesang ganz klar in den Hintergrund gemischt ist und die Instrumente hier die klangliche Dominanz besitzen. Zu „Movement III: Lyndon“ gibt es nicht viel zu sagen. Es fügt sich perfekt ins Gesamtbild ein. „Penguins in the Desert“ lässt die Hardcore-Wurzeln der Band aufleben. Es ist ganz klar das härteste Lied des Albums und reflektiert die Verzweiflung des Protagonisten, der langsam Angst bekommt, dass er es nicht schafft geheilt zu werden. Zu hören sind außerordentlich gute Shouts und harte Riffs.
„Movement IV: RR“ fügt sich nahtlos an und erweitert den Song. Im nächsten Lied zeigt sich wieder was für unglaublich gute Musiker die Vier sind.
Das nächste Lied „Yatahaze“ hat einen einfach brillanten Spannungsbogen. „Movement V: 90 Hour Sleep“ stellt das ruhige Ende des Albums dar und Abschließend ist noch einmal der „Spiritcatcher“ zu hören der den Anfang und das Ende der Reise markiert.

Zur Geschichte ist noch etwas anzumerken: In „Penguins in the Desert“ irrt er in der Wüste auf der Suche nach einer Stadt her rum. Irgendwann kann er seinen Augen nicht glauben und sieht plötzlich Pinguine. Ob sie wirklich da sind oder sie nur eine Fata Morgana sind, wird nicht angegeben. Er folgt ihnen und sie führen ihn in die alte Ruinenstadt. Als er den Stammeshäuptling trifft, teilt dieser ihm mit, dass er den Yatahaze, den Weisesten der Weisen, aufsuchen muss um die Krankheit zu überleben. Als er dann kurz vor seinem Ziel im Lied Yatahaze steht, muss er vorher noch einen riesigen Baum erklimmen. Als er dann ganz oben angelangt ist, ist niemand aufzufinden und ihm wird klar, dass der Baum der Yatahaze ist. Er fällt in einen 90 Stunden langen Schlaf. Somit ist relativ unklar was mit ihm passiert. Nur wenn man ein wenig recherchiert kann man herausfinden, das sich Yatahaze auf das Wort der Apachen „Yata-Hey“ bezieht. „Yata-Hey“ bedeutet „Es ist ein schöner Tag zum Sterben“.

Punkte: 10 / 10


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