Todtgelichter Apnoe (2013) - ein Review von walzenstein

Todtgelichter: Apnoe - Cover
1
1 Review
4
4 Ratings
8.12
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal, Progressive Metal


walzenstein
06.04.2018 10:10

Oh, ich höre schon die Aufschreie: "Die sollten sich umbenennen!", "Das sollen Todtgelichter sein?". Doch diese werden nur von Black Metal-Puristen kommen, die nicht über den Tellerrand schauen möchten oder können. Um es somit vorweg zu nehmen: TODTGELICHTER machen da weiter, wo "Angst" beendet wurde. Aber mit "Apnoe" haben sie sich nun fast gänzlich von ihren schwarzmetallischen Wurzeln verabschiedet, die auf "Angst" doch noch oft zu vernehmen waren.

Beim Opener "Embers" fällt eigentlich eine großartige Stiländerung gar nicht so auf, denn dieser hätte auch auf der "Angst" sein können. Martas starker Gesang wechselt sich mit dem variablen Gesang von Neu-Sänger Tobias ab und die "Angst"-typischen Melodien dominieren bei dem Track. Das Tobias nicht nur das schwarzmetallische Gekeife drauf hat, beweist er immer wieder. Doch dazu später mehr.
Die Hamburger haben mit "Apnoe" einen eigenen Stil kreiert, der Melodien mit sich trägt, die sich in den Gehörgang einfräsen, aber auch Titel beinhaltet, die schwer zugänglich sind; nach mehrmaligem Hören, sich aber zu richtig geilen Songs entpuppen. Und dabei mixen sie diverse Musikstile, und das sehr gekonnt. Ambient, Post Metal, Extrem-Metal, Gothic Rock oder Alternative ist immer wieder rauszuhören. Dazu der Wechselgesang von Marta und Tobias, bei dem man merkt, wie gut die beiden gesanglich harmonieren. Während Marta auf "Angst" noch kalt und gleichgültig (im positiven Sinne) passend zur Musik einsetzte, klingt sie anno 2013 ein Ende variabler, gefühlvoller und mit einer sehr eigenen Note. Nach Nils' Ausscheiden aus der Band, holte man sich Tobias an Bord, der womöglich zur neuen Musik von TODTGELICHTER besser passt. Auch, wenn ich Nils' Gesang auf "Angst" richtig geil fand. Tobias haut hier einen Gesang raus, der mich erstaunen lässt. Ob fast schwarzmetallisches Gekreische ("Embers"), Growls, Metalcore-artige Screams oder der dominierende Klargesang; es passt und fügt sich wunderbar in die Musik der Hamburger ein. Sauber.
Mit "Kollision" wird es dann erstmals befremdlich. Ambient trifft auf etwas Industrial und Martas echo-lastiger Sprechgesang führt den Hörer in Sphären, die man von TODTGELICHTER nie erwartet hätte. Dieser Track hätte von der Atmosphäre her m.E. auch gut auf die "Construction Time Again" von DEPECHE MODE gepasst.
"Beyond Silence" besticht durch viel Gefühl, wo sicher auch Gastsänger Daniel Brennare (LAKE OF TEARS) nicht ganz unschuldig ist. Ein wirklich starker Track mit sooo geiler Melodie, der sich im Laufe noch in gewisse Aggressivität steigert.
Während "Odem" ziemlich progressiv daherkommt, wird es dann mit "Until It All Begins" sogar etwas jazzig. Marta haut hier alles Facetten ihres Gesangs heraus. Ja, dieser Song erinnert mich sogar teilweise an BJÖRK. Die Instrumentalisierung (höre ich da ein Cello?) und dazu die klasse Stimme; da passt wieder alles.
Ungewöhnlich geht es dann weiter mit dem einzigen deutschsprachigen Track auf "Apnoe". Rockig, mit Gothic-Charakter und die dazugehörigen TODTGELICHTERschen Gitarrenmelodien. Marta teilt sich hier den Gesang mit Allen B. Konstanz (THE VISION BLEAK, EWIGHEIM), was dem Song noch eine ganz besondere Stimmung verleiht. Die warmen Vocals von Konstanz und die dominante, klare Stimme von Marta harmonieren auch hier wunderbar und der Refrain ist ein wahrer Ohrwurm, den man so schnell nicht los wird. Oberflächlich gesehen vielleicht etwas kitschig, aber nach mehrmaligem Hören, kann man immer mehr musikalische Facetten, bei diesem (scheinbar) einfachen Song heraushören.

"Apnoe" ist alles. Alles, aber kein Black Metal! Und das ist gut so! Und mal ehrlich, Schwarzmetall hat man nach "Angst" sowieso nicht mehr erwartet. TODTGELICHTER haben sich nicht nur positiv weiterentwickelt, sondern zeigen auf dem Album einmal mehr, was für großartige Musiker sie sind. Ohne Blasts, ohne Getrigger, dafür mit zweistimmigen Gitarren, sehr abwechslungsreichen Gesang und einem wahnsinnig geilen Songwriting. Nach jedem erneuten Hören, findet man wieder ein Highlight.
Die Produktion ist druckvoll, lediglich der Gesang hätte hier und da etwas runtergeschraubt werden können. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Für mich bisher DAS Album 2013!

Punkte: 9.5 / 10


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