Virgin Black Sombre Romantic (2001) - ein Review von tomary

Virgin Black: Sombre Romantic - Cover
1
1 Review
6
6 Ratings
9.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Dark Wave / Gothic: Gothic Rock



12.07.2008 22:54

Es ist nicht meine Art, Dinge, die mich faszinieren, bis ins Detail auseinander zu nehmen. Das gilt für jede Art von Kunst. Ich kann ein Gemälde nicht nach Wahl des Untergrunds, Farben oder gar dem Pinselstrich beurteilen. Dies überlasse ich studiertem Fachpersonal. Kritiker sind wie Psychotherapeuten, die gerne jeden einzelnen Gedanken in ihre Bestandteile zerlegen. Kompliment. Tolle Leistung!

Ich wage aber zu bezweifeln, dass diese Menschen noch in der Lage sind, Gemälde, Fotos, Skulpturen, Musik... geschweige denn lebendige Wesen in ihrer "schlichten" Gesamtheit sehen und beurteilen zu können. Kunst, die mir gefällt, erzeugt in meinem Kopf neue und eigenständige Bilder, die ich nicht zerpflücken kann und will!

Doch was ist "Kunst, die mir gefällt"? Pauschal kann ich das nicht beantworten. Jedoch habe ich ein untrügliches Vorwarnsystem, denn bevor mein rationales Denken zu arbeiten beginnt, sendet mein Unterbewusstsein ein Alarmsignal. Es ist die Gänsehaut! Sogleich sagt mir mein Gefühl: Achtung. Hinsetzen! Alle unnötigen Programme sofort abschalten!! Jetzt kommt etwas Besonderes!!! In einigen wenigen Fällen sagt es sogar: Aufstehen! Und das mache ich dann auch...

... so wie damals, als ich Virgin Black zum ersten Mal hörte. Erschwerend kommt noch dazu, dass mich diese Musik derart emotional berührt und es mir somit einfach völlig unmöglich ist, ein "vernünftiges" Review zu schreiben. Mein genialer Kollege Carsten B. hat ja die "emotionale Achterbahn" bereits eindrucksvoll definiert. Da gibt es nichts mehr zu verbessern. Ich kann höchstens noch was von den "Bildern" anfügen, die dieses einzigartige, musikalische Wunderwerk in mir erzeugt hat.

In meinem ersten Brief an Samantha habe ich ihr zu erklären versucht, dass ich begründeten Verdacht hege, diese Töne seien nicht von dieser Welt. Nicht mal aus unserer Galaxie, geschweige denn unserem popeligen Sonnensystem...
Diese Klänge scheinen aus einem völlig unbekannten System zu kommen. Einem dunklen Opernhaus, das durch die Unendlichkeit fliegt. Machmal stelle ich mir auch eine durch den Weltraum fliegende Kirche vor. Auf Knien - die Ellenbogen auf ein knarrendes Holzbänklein gestützt - lausche ich in der letzten Reihe diesem endgültigen Konzert der Sinne. Virgin Black stehen vor dem Altar und spielen nur für mich allein. So taumeln wir durch den unendlichen Raum und die Zeit und kehren niemals wieder...

Seit den frühen Pink Floyd gab es keine Musik mehr, die mich derart abheben ließ. "Sombre Romantic" schafft eine vollkommene Loslösung aus der Realität. Ich kann diese Musik nicht nur hören - sondern wie in ein Haus hineingehen! Ich kann darin herumlaufen und sehe Dinge, die ich noch nie gesehen habe.
Unendlich viele Zimmer. Türen gibt es keine. Die sind auch nicht nötig, denn ich laufe einfach durch Wände, die eigentlich Spiegel sind. Ich sehe durch die Spiegelungen mich selbst und die Band tausendfach. Wie in einem gigantischen Kaleidoskop. Doch damit nicht genug. Der Bilderrausch setzt sich machmal in Bewegung und verzerrt sich bis ins Unendliche, überschlägt und dreht sich um sich selbst, um unvermittelt wieder stehen zu bleiben. Dann geht das Ganze wieder von vorne los...

...Ja! DAS ist die zitierte Achterbahn! Und noch viel mehr. Ein absolut geiler Trip! Sanft und höllisch zugleich! Samantha spielt nicht nur Gitarre - sie liebt sie!!! Immer und immer wieder höre ich ihre Soli. Sie schneiden mir ins Herz, wühlen mich auf und besänftigen mich gleichzeitig. Sie nageln mich an die Wand, bringen mich zum Weinen und erzeugen aber andererseits Glücksgefühle in uferlosen Dimensionen!
Diese merkwürdige Ambivalenz ist gnadenlos. Ich mag gar nicht mehr zurück auf die Erde kommen. So könnte es einfach immer weitergehen...

Doch es kam, wie es kommen musste. Mein CD-Spieler kapitulierte nach monatelangem Dauerbetrieb (Reparaturkosten 162,82 DM) (Anm : Heutzutage kauft man sich gleich 'nen Neuen!). Und ansonsten gibt es ja auch noch so profane Dinge wie Einkaufen gehen, Bierchen aufmachen und Brötchen verdienen. Aus welchem Grund auch immer - früher oder später muss man einfach wieder runter kommen.

Nach dem Rücksturz zur Erde gibt es keinerlei Trostpflaster. Diese Bruchlandung in der banalen Realität ist dann kaum noch zu ertragen. Man läuft ziellos durch die Welt, wie ein Fremder. Alles ist farblos grau. Man sehnt sich nach der Heimat, ohne zu wissen, wo sie eigentlich ist! Nur sehr langsam wacht man wieder auf und begreift...

VIRGIN BLACK haben die Welt verändert!

Thomas Lawall - 2001

www.querblatt.com

Punkte: 10 / 10


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