Nun sind 20 Jahre vergangen, das gute Stück wurde als Re-Issue wieder unter die Leute gebracht. Ein besonderes Schmankerl aber dachten sich die Macher des britischen "Q-Magazine" aus: Ein komplettes Coveralbum von "achtung, baby!", interpretiert von zahlreichen Größen aus diversen musikalischen Richtungen. Jeder mit seiner Version eines der großen Songs, die - selbst, wenn es keine Singles waren - immer noch weithin bekannt sind und bis heute regelmäßig in den Setlists der Iren auftauchen.
Und so ist dieses Coveralbum sehr abwechslungsreich und unterhaltsam. Die ruhigeren Interpretationen kommen von Patti Smith ("until the end of the world") oder Snow Patrol ("mysterious ways") und wirken sehr stimmungsvoll. Die leise, sich langsam steigernde Version von "mysterious ways" entfaltet einen ganz eigenen Zauber, den ich dem Lied in dieser Form bisher nicht empfunden habe. Jack White beginnt auf "love is blindness" ebenfalls eher ruhig, und steigert sich zum Ende, wirkt sehr intensiv. Die größte Hürde hatte wohl Damien Rice zu meistern - und er scheitert nicht. "one" klingt gefühlvoll und inspiriert, in keiner Weise ein dumpfer Abklatsch des Übersongs aus dem Album.
"even better than the real thing" erscheint im Remixkleid von Jaques Lu Cont und putzt einem die Ohren - sehr gradlinig, sehr tanzflächentauglich. Und - ganz wichtig - nicht nervig.
Die Alternative-Fraktion beteiligt sich in Person von Garbage, die "who's gonna ride your wild horses" meiner Meinung nach sogar ein bisschen druckvoller rüberbringen, als es U2 seinerzeit taten, sowie Glasvegas und den Killers. Während Brandon Flowers und Konsorten aus "ultra violet" einen sehr bandeigenen, tanzbaren Song machen, klingen Glasvegas auf "acrobat" etwas verkrampft. Der Gesang kommt leicht verzerrt daher, was ich als unnötig empfinde - hat doch Frontmann James Allan ein ganz passables Organ zu bieten. The Fray bleiben ihrem balladesken Sound treu, verhunzen damit aber "tryin' to throw your arms around the world" nicht all zu sehr.
Bleibt schlussendlich die elektronische Fraktion - Trent Reznor und seine Nine Inch Nails interpretieren "zoo station" recht minimal und fangen damit eine eigene Stimmung ein, und Gavin Friday nimmt "the fly" seine leicht psychedelische Ader, ohne dabei den Song zu vernachlässigen. Highlight in meinen Augen die Interpretation von Depeche Mode: "so cruel" klingt wie ein DM-Song, die Doppelvocals von Sänger Dave Gahan wirken zerbrechlich und intensiv. Das elektronische Soundgewand passt dem Song wie angegossen, sehr schön.
Insgesamt ist dies ein sehr schönes Coveralbum und es zeigt, auf welch verschiedene Weisen man diese Songs verstehen kann. Sehr gelungen - danke, liebes "Q-Magazine".
Punkte: 9 / 10