Secrets Of The Moon Privilegivm (2009) - ein Review von Schlaf

Secrets Of The Moon: Privilegivm - Cover
1
1 Review
19
19 Ratings
9.11
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal



21.10.2010 12:12

--> http://www.schwermetall.ch/cdkritiken/kritik3269.php

In vielen einschlägigen Print- und Webmedien kam man in den letzten Wochen gar nicht drum herum – Werbung für das neue Secrets Of The Moon Prachtstück. "Privilegivm" heisst es und wartet mit einer neuen Besetzung auf. Mal wieder. Mir ist keine andere Band bekannt, die derart mit ihren Instrumentenpreschern jongliert wie diese Schwarztruppe, die in ihrer ursprünglichen Besetzung aus dem niedersächsischen Osnabrück stammt.

Auf dem Summerbreeze `09 war es das zweite Mal, dass ich besagte Kapelle live beobachten durfte und das erste Mal in dieser Besetzung. Kurz gefasst – mich hat der Auftritt umgehauen. Die Setlist bestand zum Grossteil aus Liedern vom bis dato unveröffentlichten Neuwerk, dass mir heute endlich vorliegt, fesselte, überzeugte, regte zum Kauf an. Ende der Einleitung.

"Privilegivm" beginnt mit einem eben so benannten Intro. Es wirkt etwas hochgestochen, um nicht zu sagen arrogant, wenig aussagekräftig, atmosphärisch bis gotisch orchestral. Der nahtlose Übergang zum ersten Gassenhauer "Sulphur" lässt das Intro allerdings direkt wieder in einem anderen Licht erscheinen; die ersten Gitarrenschläge hämmern aus den Heimsprechern. Bereits an dieser Stelle wird beim ersten Hören deutlich, dass Sotm auf diesem Presswerk noch markanter auf Doom Metal setzen, ein Fakt, der sich auch später noch bemerkbar machen wird, nicht zuletzt in scheinbar beabsichtigter Langatmigkeit einiger Stücke.
Die Riffs sind enorm einprägsam. Unter anderem in "Black Halo" und "Queen Among Rats" konfrontiert man den bis dahin bereits sehr konzentrierten und in Bann gezogenen Hörer mit Gitarrenklängen in alter, gewohnter Abmischmanier Marke Secrets Of The Moon; ein Transportmittel für die Kompositionsglanzstücke bar jeder Beschreibungsmöglichkeit, zumindest auf Niveau gebräuchlicher Adjektive.

Es ist jener Bombasteffekt, der aus dem Zusammenspiel der Instrumente entsteht. Im Vergleich zu "Antithesis" erscheint die Soundwand wesentlich dünner, minimaler, trotzdem intensiver in Aussagekraft und Mitreissvermögen. Die konsonantenreiche Textarbeit aus der Feder von sG verleiht den bereits sehr akzentreichen Saitenspielen Ecken und Kanten. Nach wie vor stellt eben diese Lyrik einen uneffektiven Einsprungspunkt für die musikalischen Auswüchse der Dunkeltruppe dar. Das Gesamtwerk eröffnet sich dem Hörer erstrangig auf akustischer Ebene, die lyrische Intensivität macht sich erst auf den zweiten Blick bemerkbar. Auf "Privilegivm" bietet man somit auch dem Interpretationsfreudigen ein Festmahl. Düster okkulte Klage- und Prangerpredigten säumen die tonalen Ergüsse, sG greift nach wie vor auf eine sehr bildhafte und vor morbiden Metaphern faulig duftende Lyrik, überwiegend expressionistischer Gattung, zurück. Ein Gaumenschmaus.

Wieder geht es um die Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst. Manchmal wähne ich im lyrischen Ich eine Gottheit selbst laut denken zu hören. Blasphemischer Wahnsinn, aufgebaut auf einem Heer von Wortspielen.
Der Spagat zwischen Doom und Black Metal sorgt für den altbackenen Sotm-Sound, wer die bisherigen Scheiben mochte wird "Privilegivm" lieben. In "A Million Suns" scheinen sogar deutliche Einflüsse aus dem Todesstahl durch, "Shepherd" lässt sich weitgehend als eher rockige Ballade kategorisieren. Ein Feuerwerk.

Desweiteren ist dem Booklet zu entnehmen, das hinter dem Mastering niemand geringeres als Markus Stock (Empyrium, The Vision Bleak u.a.) steckt. Zudem übernahm er einen kleinen Sprechpart in "Queen Among Rats". Auch sein The Vision Bleak-Kollege Tobias Schönemann packte mit an. Eine Überraschung, der Kreis schliesst sich.

Da diese Rezension ohnehin schon unheimlich ausführlich zu sein scheint, komme ich hier zu einem knappen Ende. Wie bereits gesagt, wer Sotm ohnehin schon mochte, darf hier blind kaufen. Es handelt sich um grandioses Spitzenstück. Auch für den Quereinstieg eignet sich das Schätzchen. Nicht nur der vorab veröffentlichte Schinken "Queen Among Rats" hat hier Potenzial zur Jahrhundertkomposition; wahrlich, das Dreiergespann darf sich gegenseitig die Schultern klopfen! Es ist ein Privileg, seinen Ohren dieses Meisterwerk deutschen Schwarzmetalls zu gönnen, aus der Masse hervorstechend; Eigensinn der zum Erfolg führt.

Punkte: 9 / 10


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