Astral Doors New Revelation (2007) - ein Review von Dash

Astral Doors: New Revelation - Cover
1
1 Review
13
13 Ratings
8.19
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Hardrock, Heavy Metal, Melodic Metal, Power Metal


Dash
12.06.2008 10:07

Fangen wir mit den guten Nachrichten an: Der Gesang hat sich verbessert. Johannson hat in den Ferien seine Hausaufgaben gemacht und sein Repertoire erweitert. Sein Organ klingt über weite Strecken natürlich noch immer nach dem guten alten Ronnie James. Seine Bauchstimme aber klingt jetzt voller, ausgereifter. Das kommt in den etwas vertrackteren Songs besonders schön zur Geltung (Ich bin mir bewusst, dass eine Band wie Astral Doors und ein Begriff wie "vertrackt" nicht zueinander passen. Ich sehe das in Relation zu den konventionellen Rocksongs des Albums). Hier macht die Band einiges an Boden gut. Diese besagten Stücke gefallen durch Einfallsreichtum, Liebe zum Detail und Engagement. Nämlich sind dies Tracks wie "Pentecostal Bound", "The Gates Of Light" und vor allem das spannende "Quisling".
Ein großer Pluspunkt ist die schlicht großartige Ballade "The Bastard Son", welche mit einem intensiven Gesang und einer drückenden Atmosphäre glänzt. Fabelhaft. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der Antikriegssong "The Mercenary Man", kommt aber nicht ganz an die Qualität vom Bastard heran. Die Platte gewinnt gegenüber ihren Vorgängern, welche sich auf Vollgas-Uptemponummern und Midtemp-Stampfer beschränkten, enorm an Abwechslungsreichtum. Das macht das Ganze auf lange Sicht interessant.
Aber glücklicherweise bringt auch "New Revelation" die von mir so heißgeliebten Highspeedbanger hervor, besonders die Refrainkathedrale des Titelsongs und das famose "Planet Earth" zaubern ein fettes Grinsen in mein diabolisches Gesicht. Hervorragende Feierlieder, die hoffentlich auch auf der kommenden Tour gespielt werden.

Leider ist aber wie erwähnt nicht alles eitel Mondenschein hier. Wo sich der Gesang verbessert hat, sich fein schattiert herausschält und für Begeisterung sorgt, da ist die Produktion der Instrumente etwas schwammiger geworden. Konnte ich auf "Astralism" noch die beiden Gitarren sauber voneinander getrennt heraushören, entpuppt sich die Double Axe Attack hier als ein enttäuschender Tonbrei. Welcher ohne Frage noch geniale Melodien hervorbringt, aber eben nicht mehr so kristallklar und transparent wie ich es gewohnt bin. Das finde ich sehr schade, und vor allem wundert es mich. Denn immerhin sollten AD und Tägtgren doch ein eingespieltes Team sein. Wie kann man ein gut geschriebenes Album selbst abwerten, indem man die Produktion vermurkst? Mir unverständlich. Möglich, dass die Band den Sound absichtlich kompakter gestalten wollte, um so den rhythmischen Aspekt hervorzuheben. Dann hätte man aber Bass und Schlagzeug dominanter abmischen müssen. Nicht dass dieselben total im Untergrund versinken. Aber der Level passt einfach nicht zu den vergleichsweise matschigen Gitarrenläufen. Außerdem klingen die Drums eher flach und drucklos. Besonders die hohen Töne machen einen eher sterilen Eindruck. Geht nur mir das so? Ich lese schon seit Längerem keine Musikmagazine mehr, aber soweit ich das mitbekommen habe wird dieses Album amtlich abgefeiert. Ich zweifelte schon an mir selbst, aber auch nach einem Dutzend Durchläufen will mir der Sound einfach nicht so gefallen wie es vorher der Fall war. Ich bin wahrscheinlich einfach nur verwöhnt.
Zu allem Überfluss sind auf diesem Album auch einige wenige Lückenfüller vertreten ("Freedom War", "Shores Of Solitude"), die weder gut noch schlecht sind. Sie sind einfach nur da, Füllstoff auf B-Seiten-Niveau. Gut, das kann passieren. Solange der Rest überzeugt stört mich so was meist nicht, und das ist ja auch mehr als alles Andere Geschmaxsache.

Zu schlechter Letzt ist das an diesem Album misslungen, was ich in Ermangelung eines passenderen Begriffs immer "Versrhythmik" nenne. Das Passen des Gesangsrhythmus zum musikalischen. Das haut hier oft, zu oft, einfach nicht richtig hin. Da werden Wörter in die Länge gezogen oder ganze Sätze zusammengestaucht, damit sie in die Strophe passen. Und so wie ich eine gute Versrhythmik liebe, so sehr juckt mir die unpassende im Nacken. Es gibt auch reichlich Passagen, wo das ausnehmend gut funktioniert, so wie auf der "Astralism" fast übers komplette Album. Aber allzu häufig verkanten sich die Vocals zwischen Bass und Schlagzeug und disharmonieren. Schade, ärgerlich, doof.

Unterm Strich steht ein Album, welches zweifelsohne noch "gut" ist. Aber gemessen am Potenzial der Band und an den bisherigen Alben ist das, was auf "New Revelation" geboten wird eigentlich zu wenig. Mehr als ich befürchtete, aber weniger als ich mir erhoffte. Ich verbleibe im guten Glauben, dass Astral Doors nächstes Jahr wieder ein Langeisen schmieden werden, und dass dieses die Stärken seiner Vorfahren sinnvoll miteinander verquicken kann.
Bis dahin werde ich ein (hoffentlich) gutes Konzert erleben und mich weiterhin daran erfreuen, dass es da draußen noch Bands gibt, die dem Hardrock weiterhin verfallen sind und ihn aktiv predigen. Und auch "New Revelation" wird bis dahin noch die eine oder andere Runde drehen.


[Diese Rezension wurde auch auf der Plattform www.ciao.de von mir veröffentlicht.]

Punkte: 8 / 10


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