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#1 27.09.2015 11:08:49

Rock'n'Roll Gipsy
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"Echtheit", Authentizität

Etwas, das mich gerade beschäftigt. Warum wirken manche Bands "echter" als andere? Ich meine, jetzt abgesehen von den vom Label produzierten Popsternchen, die bloss hübsch aussehen und alle denselben Unsinn von sich geben... Ich meine, bei Bands, die ihre Songs selber schreiben, etwas Eigenes machen und handwerklich etwas drauf haben, gibt es immer noch welche, die auf mich "echter" oder "authentischer" wirken als andere, wenn man den kommerziellen Erfolg jetzt mal aussen vor lässt.

Das ist irgendwie komisch, denn es ist ja alles Musik, sind ja alles echte Schallwellen, die aus meinen Boxen kommen. Wie kann da also etwas "unecht" sein? Ausserdem weiss man das ja nie soo genau, ob alles stimmt, was man über die Leute so zu lesen und zu hören bekommt und wie viel sie lügen oder eben nicht, wenn sie selbst reden. Wie kann man da wissen, ob etwas "echt" ist? Vielleicht spielt es nicht einmal eine Rolle, wie es wirklich ist, sondern nur, wie es auf einen wirkt, wobei die Wirkung doch verloeren geht, wenn etwas eindeutig "unecht" ist.

Das klingt jetzt alles vielleicht ein bisschen zufällig, aber das sind ein paar Gedanken, die ich mir gerade mache. Wie seht ihr das so? Spielt so etwas für euch eine Rolle?


"Be who you are and say what you feel, because those who mind don't matter and those who matter don't mind." - Dr. Seuss

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#2 27.09.2015 11:34:22

Thorke Remix
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Beiträge: 20.147

Re: "Echtheit", Authentizität

Das ist sehr interessant, ich glaubte bisher, nur ich hätte diesen Eindruck.
Ich würd sogar noch etwas weiter gehen. Viele Bands sind am Anfang ihrer Karriere authentischer als mit einer Vielzahl an Jahren Erfahrung. Manche entwickeln sie sich selbst weiter (ob nun zum positiven oder negativen liegt immer in den Ohren der Hörer).
Vieles von dem was "unecht" klingt, ist vielleicht gar nicht die Schuld der Band-Mitglieder selbst. Du kannst Titel selbst schreiben (Text und Musik), die klingt total nach dir bei der DEMO-Version. Kommt dann aber ein Major-Label ins Spiel wirst du (meistens) zum Spiel-Ball von s.g. "guten Produzenten" die aus deinem "echten" Werk ein ziemlich "unecht" wirkendes Werk machen (Kollege Software ist auch bei vielen Rock-Bands ein guter Freund bei den Aufnahmen und dem Mix).
Interessant werden diese Titel erst, wenn sie Live ohne technischen Schnick-Schnack gespielt werden. wenn dann plötzlich mal ein falscher Accord oder auch nicht immer der richtige Ton beim Sänger getroffen wird. Dann wird diese "unechte" Musik plötzlich sehr "authentisch" und "echt"
Das zieht sich durch ALLE Genres und ist nicht nur beschränkt auf den sog. "Radio-tauglichen" Mainstream.

Was vielfach heut zu Tage von Band-Mitgliedern berichtet wird (oder in Interviews von sich gegeben wird) ist austauschbar und mit geschickten PR-Managern einstudiert (der Klassiker: Dieses neue Album ist das Beste was ich je gemacht habe....da steckt ganz viel Herzblut drinnen.....ich hab mir nicht reinreden lassen ......usw.) Diese Aussagen wiederholen sich bei jedem Album. Ist auch ein Teil-Aspekt des (un)echt sein.

Beitrag geändert von Thorke Remix (27.09.2015 11:34:43)

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#3 27.09.2015 12:27:25

Rock'n'Roll Gipsy
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Beiträge: 2.353
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Re: "Echtheit", Authentizität

Ja, solche Sachen sind mir eben auch schon aufgefallen... Wobei, dann gibt es auch gewisse Dinge oder Aussagen, bei denen ich denke, ja, denen glaube ich das sogar, einfach weil das irgendwie passt. Stellt sich die Frage, ob die Marketingleute auch soweit denken, kann gut sein... wink Also, bei mir ist es grundsätzlich so, dass ich mir sage, solange ich die Musik gut finde und für mich ein Aussage darin finde, die mich irgendwo erreicht, spielt es eigentlich keine Rolle. Trotzdem fallen mir halt gewisse Dinge auf und je nachdem wirkt eine Band anders auf mich oder dann eben plötzlich weniger (oder im besten Fall mehr). Irgendwo habe ich auch mal gelesen, dass Musik je nachdem, wie sie verkauft wird, anders wahrgenommen wird... Ich denke, das ist eigentlich das Logische, wenn du auf eine Metalscheibe "Pop" drauf schreibst, gefällt es natürlich niemandem und umgekehrt.

Ansonsten ist es wahrscheinlich ähnlich wie bei Büchern. Autor kommt mit seinem Werk und findet das eigentlich alles richtig und gut so, aber der Verlag sagt: "Aber das braucht ein Happy-End und die Lovestory muss noch etwas kitschiger sein und wenn du noch ein witzigen besten Freund einbauen kannst, wäre das auch nicht schlecht, sonst verkauft sich das nicht." Der Autor kann dann entweder sagen, geht in die Wüste und unbekannt bleiben und sein "echtes" Ding machen, so wie er sich das denkt, findet aber keinen Verlag. Oder er kann sagen, na gut, machen wir den Kompromiss, ist ja immer noch meine Idee, meine Sprache etc. und es wird veröffentlicht und gelesen. Mittlerweile machen ja auch viele deswegen Selfpublishing... Ich vermute mal, bei Musikern ist das ganz ähnlich.


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#4 27.09.2015 21:24:43

Saymän
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Beiträge: 242

Re: "Echtheit", Authentizität

Thorke Remix schrieb:

Dieses neue Album ist das Beste was ich je gemacht habe.

Stimme dir im allgemeinen zu, aber den Satz würd ich glaub als Musiker auch sagen, und bin durchaus der Meinung dass das meistens ernst gemeint ist. Warum sollte ich als Musiker auch ein Album veröffentlichen von dem ich denke "Ja is ganz gut geworden, aber irgendwie doch nicht so geil wie das letzte." sowas würde ich niemals veröffentlichen.


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