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#126 17.08.2009 15:29:17

Elric
Euroblast'd
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Re: Summerbreeze 2009

Summer Breeze 2009

Aufgrund des geilen Billings (und da vor allem VOIVOD!) hat es mich diesmal auch wieder nach Dinkelsbühl gezogen. Zuletzt war ich 2007 dort und ich muss sagen, es hat sich doch einiges positiv verändert. Das Gelände wirkt mittlerweile weiträumiger, die beiden Hauptbühnen sind besser platziert und als echter Glücksgriff hat sich das Partyzelt entpuppt. Dort spielten nicht nur (für mich) die geileren Bands, sondern es kam auch sowas wie Clubatmosphäre auf und der Sound war meistens besser als bei den Hauptbühnen. Essens- und Getränkepreise waren zwar hoch, aber noch so gerade im festivalüblichen Rahmen. Nur zum Campinggelände kann ich nicht viel sagen, da ich als alter Sack mit kaputtem Rücken doch lieber ein Hotel in Dinkelsbühl vorgezogen habe...



Mittwoch

Eigentlich waren wir passend für Vomitory auf dem Gelände angekommen. Das Partyzelt war aber so dermaßen voll, dass ich die leider überspringen musste und wir uns erstmal ein wenig umgeschaut haben. Überraschenderweise spielten dann statt Cataract schon God Dethroned (die Schweizer hatten sich wohl verspätet und daher wurde getauscht). Die machten ihre Sache wieder sehr ordentlich und sorgten für gute Stimmung. Die gab es dann auch bei Powerwolf, die einen sehr sympathischen Auftritt hinlegten. Musikalisch passen die ja eigentlich überhaupt nicht in mein Raster, aber irgendwie haben die was. Das wars dann aber auch schon für diesen Tag.



Donnerstag

Der Tag mit der heftigsten Running Order des ganzen Wochenendes. Bis auf wenige Ausnahmen war ich nur im Partyzelt und moshte mich von Band zu Band durch. Der Tag fing aber erst mit Vader auf der Hauptbühne an. Leider war der Sound eher suboptimal, so dass die Songs nicht so wirklich zünden wollten. Vor ein paar Wochen bei einem Clubkonzert haben die Jungs noch einen sehr guten Eindruck hinterlassen, hier war es ordentlich, aber nicht mehr als solide. Für Grand Magus blieb leider keine Zeit, aber da ich die auf dem Rock Hard Festival gesehen habe, zu verschmerzen. Stattdessen ging es im Partyzelt mit Jack Slater weiter, die schon mal richtig gut Stimmung machten und einen sehr geilen Auftritt boten. Direkt danach gab es ein klein wenig mehr Thrash und Core bei Sylosis, die mir hier schon weitaus besser gefielen als letztens noch als Vorband bei einem Clubkonzert in Essen. Psycroptic und Beneath The Massacre ließen da auch nichts anbrennen, wobei ich bei Psycroptic das Gefühl hatte, dass deren Gefrickel die Leute doch ein wenig überforderte. Während Beneath The Massacre mit ihren ultrafiesen Slow-Motion-Parts da schon besser ankamen, prinzipiell waren aber beide Bands gleich super. Dann ging es für die zweite nicht-Partyzelt-Ausnahme wieder vor die Hauptbühne zu Kreator. Der Auftritt war irgendwo typisch Kreator, sehr ordentlich, gute Songauswahl, Milles obligatorische Ansagen ("... Moshpit bavarian style..."). Nur irgendwie schien mir ein wenig die unbändige Energie zu fehlen, in der Hinsicht war die Headlinertour Anfang des Jahres noch einen Tacken mitreißender.

Weiter im Partyzelt. Sehr gespannt war ich auf die Briten Anaal Nathrakh. Zum einen weil sie eher selten live spielen und ich war vor allem neugierig darauf, wie die Wildheit und Aggressionen der Songs in einer Livesituation wirken. Aber was die da abgezogen haben war unglaublich. Ein enorm hoher Energielevel war die ganze Zeit über vertreten, die Band bestens eingespielt und die Leute im Zelt gingen mordsmäßig ab. Und sie kamen dabei noch sehr sympathisch rüber. Als irgendwelche Spacken ständig "Wall of Death" riefen, sagte Sänger Dave Hunt (u.a. Benediction) nur "okay, if you want, do it". Und zu seinem Gitarristen "I've never done this before...". Misery Index spielten dann danach und boten wieder einen guten Auftritt, die Intensität vom Death Feast Open Air erreichten sie aber hier leider nicht ganz. Dann wollte ich mir ursprünglich endlich mal Katatonia anschauen, wurde aber eher verwirrt. Der Sound war nicht gerade glasklar und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass der Sänger ein wenig neben den Noten lag. So bin ich dann wieder zurück ins Zelt, in der Hoffnung das die im Oktober als Support von Porcupine Tree einen besseren Eindruck machen werden. Im Zelt frickelten sich Erik Rutan und seine Hate Eternal Crew in einen Rausch, als Zuschauer wurde man nur leider mit einem etwas breiigem Sound konfrontiert. Das letzte Highlight kam dann mit Suffocation, die einen mörderisch geilen Gig hinlegten. Absoluter Tagessieger!

Für Carnifex und leider auch The Faceless war ich dann zu kaputt um die auch noch anzuschauen.



Freitag

Dieser Tag sollte dann deutlich entspannter werden, was die Masse der Bands anging. Irgendwann kurz vor 13 Uhr schlug ich dann endlich bei den Musiksammlern auf, aber wie ich das bei dem Bild oben so sehe, war die Hälfte da schon wieder weg. Aber trotzdem war es nett, ein paar neue Gesichter kennenzulernen. smile Die Bands danach waren aber alle irgendwie nicht meins, so dass man die höchstens als Beschallung zum Mittagsessen oder relaxen auf der Wiese wahrnahm. Skyforger hab ich mir da eher aus Langeweile angeschaut, fand die aber nicht gerade spannend. Mit Entombed ging es dann endlich richtig los und die legten wieder einen überzeugenden Auftritt hin. Die letzten Songs hab ich aber nicht mehr mitnehmen können, da Obscura im Partyzelt anfingen. Die hatte ich nun gerade wenige Tage zuvor als Support von Atheist gesehen, aber der Auftritt hier war auch keinen Deut schlechter. Lediglich der Sound hätte ein wenig differenzierter sein können.

Nach einer Pause ging es weiter mit Life Of Agony, die gleich mit zwei Songs der "River Runs Red" Ära anfingen und somit nichts anbrennen ließen. Passabler Auftritt, der aber nicht ganz die Qualität vom With Full Force letztes Jahr erreichte. Nach der Hälfte musste ich eh zurück ins Partyzelt zu den Göttern von Cynic, die wieder mal eine musikalische Lehrstunde abzogen und einfach nur zum Anbeten geil waren. Paul Masvidal erlaubte sich sogar einen derben Patzer in einem Solo und lachte sich fast noch darüber kaputt, sehr sympathisch. Amorphis haben wir nur aus Entfernung vom Parkplatz mitbekommen, was aber irgendwo schon fast wieder idylisch war. Es war dunkel, um uns herum nur Stille (sprich: keine gröhlenden Leute oder nervige Anlagen), dafür die Klänge von Amorphis und dazu das Lichtermeer vom Festival. Zu Amon Amarth waren wir zwar wieder auf dem Gelände, was jetzt aber nicht unbedingt an der Band lag. Die legte wieder einen dicken Auftritt mit viel Pyrokram hin, aber rein musikalisch sind die mir mittlerweile zu langweilig. Dafür hatten die wohl die größte Zuschauermenge des ganzen Wochenendes vor der Bühne. Nachdem man Haggard mit den beiden fürchterlichen (aber immerhin gut aussehenden) Heulbojen irgendwie hinter sich gebracht hat, war mein Abschluß des Tages die Frickelcoreler von Protest The Hero, die überraschend gut beim Publikum ankamen. Raunchy hätte ich mir prinzipiell gerne noch angeschaut, aber meine Knochen waren dagegen...



Samstag

Der heißeste Tag des ganzen Festivalwochenendes. Zu Benighted hab ich es leider nicht rechtzeitig geschafft, daher machten Black Sun Aeon den Auftakt für mich. Das letzte Album fand ich ganz passabel und auch der Auftritt konnte sich durchaus sehen lassen. Before The Dawn war auch noch okay, aber fand ich jetzt nicht so spannend. Grave ließen dagegen nichts anbrennen und feuerten einen Death Metal Hammer nach dem anderen ins Publikum. Nur genau wie bei Vader fand ich den Sound verbesserungswürdig. Entweder ist Death Metal nichts für die ganz große Bühne oder ich stand jedesmal ungünstig. Born From Pain find ich auf CD auch recht langweilig, ich hab sie mir aber trotzdem mal angeschaut um den ganzen Metalcore-Idioten dabei zuzuschauen, wie sie sich gegenseitig auf die Fresse hauen. Das hielt sich hier aber komischerweise etwas in Grenzen, wahrscheinlich war auch denen das zu heiß für sowas. Evergreen Terrace war dann auch so eine ich-hab-nicht-zu-tun Kapelle und packten mich auch nicht wirklich. Dann war mein ursprünglicher Plan eigentlich der Auftritt der Excrementory Grindfuckers, aber was da beim Partyzelt los war, konnte ich bald nicht glauben. Das Zelt war bis in die hinterste Ecke prall gefüllt und draußen stand noch eine riesige Menschentraube drumherum. Die hatten da mehr Leute als manche Band auf den großen Bühnen! So hab ich dann schnell eine 180 Grad Drehung gemacht und bin zurück zur Hauptbühne wo dann Moonspell auftraten. Die Nachtmittagssonne ist eher kontraproduktiv zu deren Musik, der Auftritt aber durchaus gelungen. Und der Sänger sammelte Sympathiepunkte: "We don't make a gay wall of death. We are Metal."

Volbeat zogen dann wieder die Massen vor die Hauptbühne und prinzipiell war es eigentlich auch wieder ein sehr geiler Auftritt. Michael Poulsen forderte unter anderem eine "Wall of Love" ("...you run to each other and give a hug..."). Nur langsam bekomme ich das Gefühl, dass die Jungs mittlerweile zuviel Routine und Professionalität intus haben, denn irgendwie wirkten frühere Konzerte von denen frischer, energievoller und spontaner. Ganz konnte ich den Gig aber eh nicht miterleben, da ich mir unbedingt eine guten Platz für meine Götter von Voivod sichern wollte. Und was war das für ein erhabener Auftritt! Der Einstieg mit dem Song "Voivod" hätte nicht besser sein können. Die Songauswahl ging eigentlich quer durch die Historie, nur die "Angel Rat", die Phase mit Eric Forrest und fast alle 2000er Alben außer natürlich das aktuelle Album "Infini" wurden übergangen, aber die Band hatte auch nur eine Stunde Spielzeit. Die große Masse an Zuschauern fand sich leider auch nicht vor der Bühne ein, aber das hatte ich schon im Vorfeld eigentlich so erwartet, da die Musik von Voivod doch für ein durchschnittliches Festivalpublikum sehr speziell ist. Der Band war das aber egal, man merkte ihnen richtig die Spielfreude an. Von mir aus hätten die noch stundenlang weitermachen können...

Da ich Opeth schon auf dem Rock Hard Festival gesehen habe, ging ich rüber ins Partyzelt zu den Franzosen von Dagoba. Die spielten bereits 2007 auf dem Summer Breeze und waren da eine kleine Überraschung. Und auch jetzt ging mächtig die Post ab. Die Band ist deutlich gereift, hat das Publikum voll im Griff und richtig geile Musik zum Moshen im Gepäck. Sehr sympathisch war vor allem der Drummer, der aus dem Grinsen nicht mehr heraus kam und mit seinem seltsam gebrochenen Englisch für einige Lacher sorgte. Die Musik von Secrets Of The Moon war eigentlich ein verdammt passender Abschluß des Festivals und ich fand den Auftritt auch sehr gut, aber scheinbar war der Großteil des Publikums für die langen und komplexen Songs nicht mehr aufnahmefähig oder im Kopf schon mit der Abreise beschäftigt, die Resonanzen hielten sich jedenfalls ein wenig in Grenzen.



Fazit:

Wenn das Billing nächstes Jahr ähnlich gut ist, bin ich wieder dabei. Richtig nervig fand ich eigentlich nur die Leute, die bei jeder zweiten Band lauthals nach einer Wall of Death verlangten (auch wenn das überhaupt nicht zur Musik passte) und die üblichen Festivaldeppen, die sich volltrunken für ach so witzig halten.


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