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#1 25.02.2012 20:36:42

President Fruitley
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Registriert: 29.10.2007
Beiträge: 539

Robert Johnson und die Frage nach der Geschwindigkeit

Hej hej!

Ich wollte die hiesige Blues-Fachwelt mal fragen was sie so davon hält.

Laut Wiki laufen die wenigen bekannten Aufnahmen garnicht in der richtigen Geschwindigkeit, weil die Schellacks wahrscheinlich 'beschleunigt' wurden und keine original Master mehr existieren. Dort steht um 20%.

Hier Sweet home Chicago in der gewöhnlichen Version:

http://soundcloud.com/tante-pop/sweet-home-chicago

Hier 20% langsamer:

http://soundcloud.com/tante-pop/robert- … sweet-home

Hat jemand eine Meinung? Gitarrennerds, die raushören ob das so überhaupt stimmen kann?


Vielen Dank!

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#2 26.02.2012 00:25:32

Flo
in doubt
Ort: Wien
Registriert: 24.06.2005
Beiträge: 7.637
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Re: Robert Johnson und die Frage nach der Geschwindigkeit

Ich kenne Robert Johnson eigentlich nur in der Geschwindigkeit des 1. Links, auch wenn ich diese Geschichte mit den zu schnell abgespielten Platten schon mal gehört hab (wobei ich auch mal einen Artikel gelesen hab, in dem einer behauptet hat, die Platten würden zu langsam laufen, Robert Johnson hätte ja in Wirklichkeit so eine extrem hohe Stimme gehabt usw. lol). Kann jetzt insofern gar nicht sagen, ob der 2. Link für mich nur deshalb seltsam klingt, weil ich es nicht gewohnt bin, ihn so zu hören.
Vielleicht kommt ja irgendwann eine -20 % Special Edition von seinen Aufnahmen. big_smile

Detail am Rande: "Kind of Blue" (bzw. Teile davon) von Miles Davis war über 30 Jahre lang nicht in der richtigen Geschwindigkeit erhältlich, weil einige Tracks mit einem defekten Deck aufgenommen wurden. Hat wohl auch eine Weile gedauert, bis das irgendwem aufgefallen ist. wink


"We're forced into absurd lives, against which the only sane response is to wage a guerrilla operation of humour and lust and madness."

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#3 26.02.2012 01:17:43

spliffdoc
more db per kWh
Ort: Pendelt zw. Bar und Grill
Registriert: 23.10.2005
Beiträge: 9.055

Re: Robert Johnson und die Frage nach der Geschwindigkeit

hm, ich würde sagen: eher zweiteres. auch wenn mich dort die etwas schleichende stimme stört. ich täts mal mit nur 15% langsamer probieren big_smile

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#4 28.02.2012 15:25:11

President Fruitley
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Ort: Berlin
Registriert: 29.10.2007
Beiträge: 539

Re: Robert Johnson und die Frage nach der Geschwindigkeit

@flo: die miles davis geschichte kannte ich noch nicht, danke! smile und bei robert johnson wundert mich ehrlich gesagt, dass es wohl keine verlangsamte special edition gibt. muss ich mal auflegen lassen, schließlich ist er ja lange genug tot... big_smile

ich hatte auch etwas rumprobiert, und um 10-15% verlangsamt klingt es durchaus 'realistisch'. ich habe aber dann doch diese 20% version eingestellt, weil ja das als richtiger angesehen wird, vielleicht höre ich ja nur irgendwie schief...

über die stimme kriegt man das sicherlich nicht raus, wenn überhaupt nur über die gitarre.

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#5 11.12.2012 19:46:42

Tab
Mitglied
Registriert: 05.12.2012
Beiträge: 1

Re: Robert Johnson und die Frage nach der Geschwindigkeit

Man kann sich nie auf die "richtige" Geschwindigkeit verlassen - weder damals noch heute ... So können einzelne Spuren/Overdubs, ganze Songs (absichtlich) schneller/langsamer eingespielt sein - aus welchen Gründen auch immer.
Bei Robert dürfte das eher nicht der Fall sein, bleibt die Schellack Problematik. Als Gitarrist nähere ich mich so: Ich kenne die Tonart bestimmter Songs und spiele sie dann mit. Wenns nicht passt, Geschwindigkeit anpassen. Du glaubst gar nicht, wie wenig Aufnahmen auf Anhieb passen (von runtergestimmten Saiten und obskuren Tunings mal abgesehen).

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#6 30.05.2013 12:31:46

kajuku
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Registriert: 16.01.2011
Beiträge: 31

Re: Robert Johnson und die Frage nach der Geschwindigkeit

Höchst unwarscheinlich dass die Geschwindigkeit verfälscht wurde, schenkt man Elijah Wald, dem Autor des Buches "Vom Mississippi zum Mainstream. Robert Johnson und die Erfindung des Blues" glauben. Hier nachzulesen: http://www.elijahwald.com/johnsonspeed.html.

Wald's Aussage sollte man Glauben schenken dürfen, er hat sich als Autor sicher mehr als intensiv mit dem Thema beschäftigt. Hauptargument seinerseits ist die Tatsache (siehe Punkt 1) dass die wenigen Aufnahmen Robert Johnsons nicht in einem Take entstanden sind. Nicht einmal in den gleichen Aufnahmestudios, bzw. das was man heute so nennt. Einige Aufnahmen wurden seinerzeit veröffentlicht, einige erst Jahre später. Was bedeuten würde dass beide Sessions (es waren wohl zwei) unabhängig voneinander mit dem gleichen Geschwindigkeitsüberschuss aufgenommen worden wären, was wohl sehr unwarscheinlich ist.

Es wurden Ohren- und Augenzeugen, die RJ live gesehen haben Jahre später zu diesem Thema gefragt. Niemand von ihnen behauptete dass da was nicht stimmt mit den Aufnahmen.

Am besten selber mal durchlesen. Das Buch ist übrigens sehr empfehlenswert...

Beitrag geändert von kajuku (30.05.2013 12:32:04)


So mister D. J. play just one for me
You know the one with the crashin' and the screams
'Cause only one thing really sets me free
Heavy metal loud as it can be

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