Zeal & Ardor Stranger Fruit (2018) - ein Review von blackening

Zeal & Ardor: Stranger Fruit - Cover
1
1 Review
6
6 Ratings
8.42
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal, Crossover


blackening
11.06.2018 18:03

Robert Johnson und Euronymous haben ein Kind, und es heißt Zeal And Ardor.Wenn man denkt, alles gehört zu haben, mischt jemand plötzlich die Anfänge des Blues mit norwegischem Black Metal zweiter Generation.
Auf den ersten Blick wirken die Gegensätze zu groß, um sich mischen zu lassen. Und das Debüt litt etwas unter zu plötzlichen Wechseln zwischen den Extremen.Die eine Seite liefert Wärme, eine Flucht aus dem Sklavendasein, die andere liefert Kälte, Trostlosigkeit und Leere. Noch immer bin ich verwirrt, warum sich das so gut mischt, wie es hier tut.

Und tatsächlich könnten die Gegensätze kaum größer sein:
Uramerikansiche Musik trifft auf die Skandinavische Mentalität, Glaube auf die Abwesenheit des Lichts.Wie also kann etwas gleichzeit warm und kalt, spirituell und nihilistisch sein?

Viel trägt dazu die Produktion bei: die Lo Fi Ästhetik passt zu beiden Extremen. War es in den Anfängen des Blues technisch nicht anders möglich, so war der Garagensound des Black Metal eine bewusste Entscheidung und Gegenkultur.
Und auch wenn man hier keine "schlechte" Klangqualität hat, so ist es sicher nicht hochproduziert...Gesang ist leicht übersteuert, die Gitarren sind ein einziges Klirren.

Noch sehr viel mehr aber sorgen die Arrangements für das Gelingen des Stilmixes: Waren auf dem Debüt die Übergänge extrem, auf einen Gospel-Part folgte ein reiner Black Metal Part, so geht hier alles ineinander über. Da singt ein Gospel Chor über einen Blast Beat, dort schält sich Tremolopicking aus einem urbluesigen 12taktschema. Die Pentatonik wird häufig um Noten erweitert, was diese Übergänge sehr viel weniger extrem macht, als man vermutet. Gelegentlich explodieren die Songs in reinem Black Metal als eine Art Klimax. Naja, fast " rein", beispielsweise wird dann ein Gospelchor integriert, was paradoxerweise Parallelen zum Orthodox Black Metal hat.
Andere Stile wie Ragtime, Thrash oder Industrial findet man ebenfalls, dazu Samples , die vermutlich die damalige Skalvenarbeit darstellen.
Mit anderen Worten: so ungefähr muss es geklungen haben, als Robert Johnson auf der Kreuzung dem Teufel seine Seele im Tausch gegen musikalisches Talent überließ.

Die Wirkung dieses Albums ist dadurch noch nicht ganz greifbar für mich. Bedeutet der Black Metal im Gospel die Negation des gerade gepriesenen Gottes? Ist die Hoffnung, die durchschimmert, in der Trostlosigkeit des Black Metal nur Illusion?
Oder aber ist da Licht auch in der tiefsten Finsterniss, gibt es Sinn im Nihilismus?
Genau diese Fragen machen für mich dieses Album so reizvoll, so mystisch.

Womöglich ist der Eskapismus, in den die amerikanschen Sklaven Anfang des letzten Jahrhunderts musikalisch flohen, genau diese einfachere Zeit, die der Black Metal als Negierung der modernen Gesellschaft zu vertonen versucht.

Anspieltipps:
Gravediggers Chant, Row Row, You Aint Coming Back, Coagula, Stranger Fruit,Dont You Dare

Punkte: 9 / 10


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