Doch gerade Partridge bewies tragischerweise, dass er nicht nur auf Gedeih, sondern letzlich auch auf Verderben mit seiner Band zusammengeschweißt war, die damit leben musste, dass ihr Sänger nach zwei Nervenzusammenbrüchen nicht mehr live auftreten wollte und XTC damit als reine Studio-Band im Pop-Konkurrenzkampf entscheidend benachteiligt sein sollte. Und es war exakt jene neuralgische Periode rund um Partridges Krisen, in denen das Meisterwerk ENGLISH SETTLEMENT entstand. Das ursprüngliche Doppel-Vinyl-Album 1982) ist voll von den verblüffendsten Melodien und Strukturen, schrägen und vertrackten Texten, subtilen Arrangements im unverwechselbaren Klang der Rickenbacker-Gitarren, auf denen vor allem Leadgitarrist Dave Gregory brilliert. Wie auf den Alben vorher, aber in ausgefeilterer, subtilerer Manier gelingt XTC der Spagat zwischen New-Wave-Nervosität und Sixites-Pop-Harmonik, schrägen Stakkato-Figuren und kontemplativer Sophistikation. Oder anders ausgedrückt: In Zeiten, in denen in der Popmusik Minimalismus angesagt war, vermochte es XTC, mit relativ einfachen Mitteln (Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren, Sänger und ein wenig Studiozauberei)eine Handvoll Minuten derart randvoll mit Ideen zu packen, dass Prog-Rock-Gruppen wohl 20 Minuten benötigen würden, um es ihnen gleichzutun, ohne allerdings an jene Schwerelosigkeit und unpretentiöse Brillanz heranzukommen, die die Musik von XTC auszeichnen.
Sicherlich rief ENGLISH SETTLEMENT nicht nur Enthusiasmus hervor, und Kritiker äußerten sich gerade über die Cleverness und den Perfektionismus der Band abfällig. Trotzdem dient die Band bis heute so gut wie jeder neuer Generation britischer Gitarrenbands als maßgebliche Inspirationsquelle - Blur, Franz Ferdinand oder die Kaiser Chiefs lassen grüßen.
Punkte: 10 / 10