Vulcano Bloody Vengeance (1986) - ein Review von Lord

Vulcano: Bloody Vengeance - Cover
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1 Review
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5 Ratings
9.10
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Death Metal, Thrash Metal


Lord
07.05.2010 11:55

Europäer sind arrogant. Europäer sind ignorant. Besonders die Zentral-Europäer!
Wir orientieren uns gerne an den USA und kücheln dann selber was ähnliches zusammen. In der Musik schielen wir noch knapp bis nach England rüber, das ist grad noch so ok.

So passiert es, dass vielen Metal-Freaks eins der intensivsten Länder des frühen Death/Black Metals entgeht; Brasilien. Zwar haben die meisten die heute weltbekannten Sepultura registriert, doch was da sonst noch rumirrte in den mid-80s, nahmen leider viele nicht zur Kenntnis... Dabei hatte das erzkatholische Brasilien eine knallharte, intensive und vor Enthusiasmus nur so strotzende, engagierte Black/Death Metal-Szene; neben Sepultura gab es noch die vorliegenden Vulcano, Holocausto, Panic, Chakal, Mayhem, Sarcofago oder Mutilator - um mal einige zu nennen. Alles ehrgeizige Revoluzzer, die sich gegen das System des konservativen Landes auflehnten und in Kellern und sonstigen Löchern dem Death Metal frönten, den sie in erster Linie von den Engländern Venom, den Schweizern Hellhammer und einigen Brutal-Punkbands wie Discharge oder The Exploited in den frühen 80ern gehört hatten.

Vulcano gründeten sich sehr früh; bereits 1981 traten sie auf den Plan und veröffentlichten 1983 eine noch brave und zahme 4 Track EP; "Om pushne namah"! Es folgte das "Devil on my roof" Demo von 1984, ehe Vulcano 1985 ihre erste LP auf "Lunario Perpetuo Discos" raushauen konnten; schlicht "Live!" betitelt. Eine - wer ahnt es nicht - Live-LP, die sowohl englische als auch portugiesische Songs enthält; laut, rauh, brutal, dreckig, intensiv! Doch um diese Platte geht es hier nicht. Hier geht es um das komplett in englisch eingekotzte 2. Album (das erste Studioalbum der Band) "Bloody vengeance", 1986 veröffentlicht!

8 Tracks from hell; lärmig, zornig, brutal und ohne Gnade!! Offensichtlich inspiriert von Possessed und natürlich Hellhammer legen sich die Jungs um Frontsau Angel ins Zeugs als würde ihr Leben von der Geschwindigkeit abhängen. Genauso wurde die Platte wohl auch eingespielt; angeblich innerhalb von nur 24 Stunden war der Lärm im Kasten, gemixt und ready zum Vertrieb... Was für eine Spontanität, hammer! In der Zeit hat Lars Ulrich noch nicht mal die Drumsticks ausgelesen, mit denen er das timing nicht halten kann...

Ultraschnell eröffnet der Black/Death-Panzer "Dominios of death" den Drecksreigen. Wie häufig bei frühen Brasilien-Produktionen, klingt das ganze nach Keller (man höre die prominenten Kollegen Sepultura auf ihren ersten beiden Alben). Doch das ist ok, das gibt den Songs die nötige Intensität.
Es wechseln sich schnelle Parts mit groovenden Zwischenspielen ab - nach 2 Minuten ist der Krach vorbei.
"Spirits of evil" klingt wie eine Mischung aus Kreator, Messiah und Metallica (im Refrain "For whom the bell tolls") - und ich wage mal zu behaupten, dass Sepultura sich für "Arise" bei einigen Parts hier haben inspirieren lassen.
"Ready to explode" ist dann verhältnismässig stumpf - das Gebrüll passt hier nicht wirklich zur Musik.
"Holocaust" bietet ultraschnellen Black Metal - äusserst brutal und gnadenlos! Jedoch nicht ganz ohne Melodie, was den Song sehr interessant macht, dazu groovende Parts - ein Klassetrack!
"Incubus" klingt im Refrain zwar nach "Damage inc." von Metallica; da beide Alben jedoch 1986 veröffentlicht wurden und Vulcano so klingen, als würden sie über Metallica nur lachen, ist das sicher ein Zufall.
"Death Metal" klingt für den Titel verspielt und relativ harmlos, sofern man das bei dieser band sagen kann; auch hier hauen sie auf die Kacke bis sie dampft. Klingt ähnlich wie Sepultura auf "Morbid visions" und der Groovepart mit "ooh"-Schrei ist natürlich original Tom Warrior-Abkupferei ;-)! Aber wer der ab 1983/84 Extrem Metal gespielt hat, orientierte sich nicht an Hellhammer/Celtic Frost?
"Voices from hell" ist ein unnötiges, kurzes Intermezzo, das albern klingt - jedoch leitet es den Titeltrack und Rauswerfer "Bloody vengeance" ein; einer der besten Tracks des Albums. Beachtlich, was die Brasiliander hier zocken. Zwar klingt der Anfang nach Venom ("In league with Satan"), doch dann erwarten uns waschechte Death Metal-Riffs; wunderbar. Schleppend, tonnenschwer und fies - jedoch nicht ohne dabei eine Meoldie vermissen zu lassen. Sehr geil.

"Bloody vengeance" ist eine feine frühe Extrem Metal Platte, die ich jedem Lärm-Fetischisten empfehlen kann - sofern er sie in die Finger kriegt. Wie fast alle Brasilien-LPs aus dieser Zeit von "Cogumelo" (2. Auflage), ist auch diese mittlerweile ziemlich schwer zu finden und entsprechend teuer!

Punkte: 9.5 / 10


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