Der Sound (obwohl mit dem selben Team im selben Studio aufgenommen wie die ersten Alben) klingt so saftig wie noch nie zuvor bei den Herren aus Newcastle, was insbesondere dem Riffing zu Gute kommt. Das erste Mal in der Bandgeschichte haben die Gitarren einen richtig saftigen Crunch und auch die Rhythmusfraktion bekommt einen sehr differenzierten Sound spendiert ohne an Dreck und Raubeinigkeit einzubüßen. Ob man es glaubt oder nicht, das neue Gewand steht der ehemaligen Rumpel-Combo Nummer 1 wirklich gut und liefert den Metal direkt dahin, wo er hingehört: in die Nackenmuskulatur. Musikalisch ist „Cast in Stone“ ein extrem facettenreiches Album geworden, welches während seiner Spielzeit eigentlich in alle Temporegionen vordringt. Spielereien in diverse Richtungen sind allgegenwärtig. So gibt es bei „Flight of the Hydra“ knackige Black-Metal-Blastbeats, mit dem genialen „Destroyed & Doomed“ einen Ausflug in doomige Gefilde oder bei „Doomus Mundi“ gar einen leichten Industrial-Touch zu bestaunen. Abgerundet wird das Ganze dann von Songs wie dem Opener „Evil One“ der sich schon fast Annihilator-mäßig durchs Midtempo Rythmus-rifft oder einem Kracher wie „God’s Forsaken“, dessen Groove im Refrain schon sehr an die New Yorker Kollegen von Overkill erinnert. Überhaupt nimmt der Thrash im neuen Venom-Sound eine etwas dominantere Rolle ein, aber nicht ohne Platz für eine so urtypische Speednummer wie „Raised in Hell“ zu lassen, die auch locker auf den ersten Alben der Band hätte stehen können. All diese unterschiedlichen Elemente werden so geschickt in den typischen Venom-Sound verwoben, dass es eigentlich kein fremdeln gibt, sondern man vielmehr das Gefühl hat, dass der Sound sinnvoll erweitert ohne seine Seele zu verlieren. Die Grundbausteine sind alle da wie eh und je, das Riffing erkennt auch noch ein Tauber als Mantas unverkennbare Handschrift und Cronos röhrt so ätzend wie immer über den infernalischen Soundteppich.
Ich bin ja sonst jemand, der der „Weiterentwicklung“ von Bands und dem meist damit einhergehenden Identitätsverlust extrem kritisch gegenüber steht, aber im Falle von Venom und „Cast in Stone“ kann ich nur sagen: Experiment gelungen, Patient quicklebendig! Für mich das beste Venom Album seit „At war with Satan“. Basta.
Punkte: 8.5 / 10