Venom Cast In Stone (1997) - ein Review von Dezibel

Venom: Cast In Stone - Cover
1
1 Review
17
17 Ratings
8.15
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Black Metal


Dezibel
23.02.2011 11:47

Seien wir doch einmal ehrlich: wer hätte es Venom anno 1997 noch abgenommen, wenn Sie so unkontrolliert auf Ihre Instrument eingeschlagen hätten, wie sie es einst auf „Welcome to Hell“ taten? Richtig, niemand. Und trotzdem: nur weil genau dies auf „Cast in Stone“ eben nicht passiert, wird das Album vielfach prinzipiell durch den Dreck gezogen. Dabei machen Venom doch alles richtig: Das Original-Trio bestehend aus Cronos, Mantas und Abbadon zeigt sich über die Jahre gereift ohne sich selbst zu verraten und spuckt - bei stark angezogenem Härtegrad - endlich wieder Gift und Galle, etwas das die Vorgängeralben doch schmerzlich vermissen ließen. Venom schaffen einen Spagat, welcher einem Haufen anderer Bands bis heute nicht gelungen ist: kontrollierter spielen und sich (in gesundem Maße) neuen Einflüssen hingeben ohne sich dabei selbst zu verkaufen. Das mag im Zusammenhang mit Venom wie ein worst case Szenario klingen, entpuppt sich aber als komplettes Gegenteil. Klar, wer ein zweites „Black Metal“ erwartet, der wird hier mit Sicherheit enttäuscht werden, aber das muss ja bei weitem nicht heißen, dass die Jungs mit „Cast in Stone“ eine dieser peinlichen Reunion-Gurken ausgebrütet haben, wie sie sich schon so viele andere Combos ins Nest gelegt haben.

Der Sound (obwohl mit dem selben Team im selben Studio aufgenommen wie die ersten Alben) klingt so saftig wie noch nie zuvor bei den Herren aus Newcastle, was insbesondere dem Riffing zu Gute kommt. Das erste Mal in der Bandgeschichte haben die Gitarren einen richtig saftigen Crunch und auch die Rhythmusfraktion bekommt einen sehr differenzierten Sound spendiert ohne an Dreck und Raubeinigkeit einzubüßen. Ob man es glaubt oder nicht, das neue Gewand steht der ehemaligen Rumpel-Combo Nummer 1 wirklich gut und liefert den Metal direkt dahin, wo er hingehört: in die Nackenmuskulatur. Musikalisch ist „Cast in Stone“ ein extrem facettenreiches Album geworden, welches während seiner Spielzeit eigentlich in alle Temporegionen vordringt. Spielereien in diverse Richtungen sind allgegenwärtig. So gibt es bei „Flight of the Hydra“ knackige Black-Metal-Blastbeats, mit dem genialen „Destroyed & Doomed“ einen Ausflug in doomige Gefilde oder bei „Doomus Mundi“ gar einen leichten Industrial-Touch zu bestaunen. Abgerundet wird das Ganze dann von Songs wie dem Opener „Evil One“ der sich schon fast Annihilator-mäßig durchs Midtempo Rythmus-rifft oder einem Kracher wie „God’s Forsaken“, dessen Groove im Refrain schon sehr an die New Yorker Kollegen von Overkill erinnert. Überhaupt nimmt der Thrash im neuen Venom-Sound eine etwas dominantere Rolle ein, aber nicht ohne Platz für eine so urtypische Speednummer wie „Raised in Hell“ zu lassen, die auch locker auf den ersten Alben der Band hätte stehen können. All diese unterschiedlichen Elemente werden so geschickt in den typischen Venom-Sound verwoben, dass es eigentlich kein fremdeln gibt, sondern man vielmehr das Gefühl hat, dass der Sound sinnvoll erweitert ohne seine Seele zu verlieren. Die Grundbausteine sind alle da wie eh und je, das Riffing erkennt auch noch ein Tauber als Mantas unverkennbare Handschrift und Cronos röhrt so ätzend wie immer über den infernalischen Soundteppich.

Ich bin ja sonst jemand, der der „Weiterentwicklung“ von Bands und dem meist damit einhergehenden Identitätsverlust extrem kritisch gegenüber steht, aber im Falle von Venom und „Cast in Stone“ kann ich nur sagen: Experiment gelungen, Patient quicklebendig! Für mich das beste Venom Album seit „At war with Satan“. Basta.

Punkte: 8.5 / 10


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