Die A-Seite ihrer zweiten LP bringt extreme Themen – der verzerrte Titelsong legt los mit einer Werbehymne für Amphetamine. „The Gift“ erzählt die tragikomische Geschichte von Waldo Jeffers, der sich solche Sorgen um die Treue seiner College-Freundin macht, dass er selbst als Geschenk im Postpaket an sie verschickt. Cales Stimme im liebenswerten walisischen Tonfall wird von Rhythm & Blues und elektrischen Gitarrenschnörkel untermalt. „Lady Godiva“ s Operation“ versieht die mittelalterliche Legende mit einer schrägen medizinischen Note, zur kunstvollen Untermalung tauchen Stimmen aus dem düsteren Psycho-Mix.
Die B-Seite ist ein Frontalangriff. Bei „I Heard Her Call My Name“ hämmern Cale, Sterling Morrison und Mo Tucker die rasante Rhythmusbasis, während Vorkämpfer Reed fetzende Free-Jazz-Läufe losläßt. „Sister Ray“ ist der Big Bang von Noise-Rock: 17 Minuten Sex, Drogen und Gewehre, angeschwemmt auf Flutwellen brutaler Feedbacks, dissonante Akkorde und ursprünglichem Garage-Gehämmer.
„White Light / White Heat“ verkaufte sich noch schlechter als die Debütplattte und blieb auf Platz 199 der Billboard Charts hängen. Trotzdem – was gnadenlos übersteuertes Ausklingen angeht, sucht die Platte ihresgleichen.
Punkte: 7 / 10