Nach ihrem selbstproduzierten 06er Debüt und einem 07er Demo wurde nun Heavy Artillery auf die Band aufmerksam und brachte Ende letzten Jahres den hier vorliegenden 68-Minuten-Brecher „Black Future“ auf den Markt.
Ist die konzeptionelle und optische Huldigung VOIVODs noch auf den ersten Blick sichtbar, so entfernt man sich musikalisch Lichtjahre von ihnen. Na ja, so viele Lichtjahre sind’s dann auch wieder nicht, denn als Thrash-Bands kann man ja immer noch beide Combos guten Gewissens bezeichnen. Und eines progressiven Einschlags entbehrten ja auch VOIVOD nicht, allerdings treiben VEKTOR diesen Punkt auf die Spitze, so dass die Gemeinsamkeiten beider Bands eher oberflächlicher Natur sind.
Den ersten positiven Eindruck vermittelt direkt nach dem Einlegen der CD der Sound. Nichts wirkt übertrieben fett oder modern, so dass man sich als Fan von 80er-Jahre-Metal direkt zu Hause fühlen kann. Dass VEKTOR reichlich mit Ideenreichtum gesegnet sind, machen sie auch sehr schnell klar und so wird neben dem sehr starken Riffing auch reichlich gefrickelt. Allerdings versteht es die Band sehr gut, die progressiven Passagen in ihre Stücke einzubinden, was einen angenehmen Gesamteindruck zur Folge hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Prog Metal-Bands gelingt es VEKTOR auch, ihr Gefrickel weder kitschig, noch als wäre es vom anderen Ufer wirken zu lassen. Es scheint vielmehr so, als ob es progressiver Parts bedürfe, um die komplexen Songaufbauten flüssig erscheinen zu lassen. Geschwindigkeitstechnisch werden keine Überraschungen geboten und so bewegt man sich, wie man es von einer Thrash-Band erwarten darf, überwiegend in schnellen Gefilden, kann auch mal etwas langsamer oder aber auch pfeilschnell werden, wobei noch anzumerken wäre, dass die richtig schnellen Parts außerordentlich gut gelungen sind.
Einen Knackpunkt stellt allerdings der Gesang dar. Um es unumwunden zu sagen: Der Sänger keift. Davon, den Gesang mit dem eines jungen Mille Petrozza zu vergleichen, würde ich aber absehen, denn dafür mangelt es einfach an Substanz und so bleibt eher, den Vergleich zu irgendeinem BM-Geshoute zu ziehen. Was sich jetzt für manch einen wie eine Hiobs-Botschaft anhören mag, relativiert sich aber ziemlich schnell auch wieder, denn der Gesang erweist sich als zu den Songs passend. Zudem kann der Shouter auch mit seiner Stimme arbeiten, verharrt nicht permanent in derselben Tonlage und wird richtig gut, sobald er aus dem normalen Muster ausbricht. Besonders gut gelingt ihm das z.B. bei „Asteroid“ oder dem Übersong „Accelerating Universe“.
An Ideenreichtum und Spielfreude ist die Leistung auf diesem Album nur schwer zu überbieten. Insbesondere im Bereich des Techno Thrash steht dieses Album derzeit unangefochten an der Spitze und man darf sehr gespannt sein, ob jemand, am besten die Band selber diese Leistung in Zukunft noch zu toppen imstande sein wird.
Bevor ich aber nun eine uneingeschränkte Empfehlung ausspreche, sei denen, die kein Gekeife mögen, ein Probehören nahegelegt. Mir hat dieser Gesangsstil auf diesem Album gefallen, aber um ehrlich zu sein, muss ich zugeben, dass es den Dauerrotationstest bei mir aufgrund des Gesangs nicht bestanden hat – nach fünf Durchläufen in Folge musste ich die Scheibe ganz dringend wechseln. Nichtsdestotrotz ist es ein sehr tolles Album, das über eine Stunde feinsten Musikgenuss bietet, und auf einen Oberhammer á la „Accelerating Universe“ möchte ich auf gar keinen Fall verzichten.
© by Iron Angel
Punkte: 9 / 10