Und dieser Sturm folgt sofort. „Viel Feind Viel Ehr“ beginnt mit einem Gitarren Interlude, das einen sofort zeigt, wo es lang geht und in ein ungebremst hartes Lied mündet. Sofort taucht man in ein in die Welt von Pagan (oder Vinking, das ist bei Varg ein Streitthema) -Metal der Oberklasse. ‚Wir sind zurück, der Wolf ist wieder da’, recht haben sie. VARG ist wieder da und zeigt das gleich mit einem exzellenten zweiten Titel.
„Invictus“ startet mit textlich schönen Zeilen und bleibt auf konstant hohem Niveau, bietet aber (wie ich finde) wenig melodiöse Schönheiten, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen wollen.
Ganz anders „Sieg oder Niedergang“, bei dem mir das ‚Oh, der Sieg ist so schön; Wird er schnell auch zur Sucht’ Stunden lang hinterher geisterte. Frekis Stimme ist „Schuld“ daran.
Nun folgt der Titelgeber „Blutaar“. An ihm, wie an „Wilde Jagd“ wird nicht jedermann / jede Frau gefallen finden. Die Texte wirken zwar auf den ersten Blick vielleicht plump oder gar obszön, allerdings werden sie auf den zweiten zum Highlight. Meiner Meinung nach drücken sie genau den Wikingerzeitgeist aus, den man bei anderen (Pagan) Bands noch vergeblich sucht. Dennoch werden sich hier die Geister wohl scheiden. Aber was erwartet man von einem Album, das nach einem Hinrichtungsritual der Wikinger benannt ist?!
Aber leider, kann das Gesamtbild ja nicht ungetrübt bleiben. „Seele“ ist der einzige kleine Schwachpunkt. Musikalisch findet man hier nichts zu meckern, allerdings textlich. Der Versuch philosophisch zu wirken scheitert zwar nicht komplett, glückt aber auch nicht wirklich. Das sollte man dann lieber Goethe und Co überlassen. Als Outro zu flüstern ändert da auch nichts mehr daran. Ein Song, der auf einem nicht so extrem guten Album wohl "sehr gut" wäre.
Jetzt ertönt „Nebelleben“, das die Ohren ähnlich wie „Wolfsmond“ mit instrumentalen Klängen schmeichelt. Mal durchatmen macht sich an dieser Stelle ganz gut und schont den Hals, bevor es dann gewohnt weiter geht.
Die schon erwähnte „Wilde Jagd“ und „Zeichen der Zeit“ fügen sich nahtlos und makellos in das Bild eines Top-Albums ein und lassen nicht vermissen, was man sich wünscht.
Auffallend ist da „Alter Feind“. Hier beschäftigt sich VARG mit den Problemen, die sie in letzter Zeit so hatten. So passierte es, dass der Text mal etwas moderner geraten ist.
Bei „Blutdienst II“ geht’s aber dann im Pagan Programm weiter. Der Song ist hart wie Stahl und steht auch gegenüber „Blutdienst“ von „Wolfszeit“ souverän da. Ein gelungener Abschluss eines sehr gelungen Albums.
Melodiös und dennoch hart. So wie man es von VARG will. Frekis Stimme ist so facettenreich, dass die Band sich ohne Probleme von der Masse von manchen Black Metal Formationen abhebt, bei denen man zu tiefen und monotonen Geschrei besser einschläft, als beim Sandmännchen. Auch instrumental wird ein hohes Maß an Kreativität an den Tag gelegt. So ist „Blutaar“ ein Album, das einfallsreich, außergewöhnlich, textlich und musikalisch "hart" ist. Mir bleibt keine andere Wahl als zu sagen: Fast perfekt!
(Laut des Schlagzeugers der Band soll das neue Werk "Wolfskult" noch besser werden. Ich frage mich wie!)
Punkte: 9 / 10