Vangelis Albedo 0.39 (1976) - ein Review von Janeck

Vangelis: Albedo 0.39 - Cover
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1 Review
3
3 Ratings
7.67
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Pop: Ambient, Electro, Synth Pop


Janeck
21.12.2015 10:00

VANGELIS, der Typ, der für RTL, die Deutschen und Henry Maske den (90er TV-)Einlauf (aus der unmusikalischen medizinischen Sicht betrachtet) komponiert hat, hat bis heute seine Herkunft erfolgreich verborgen. Gut, man nimmt an, dass Papathanssiou in Griechenland auf die Welt kam, ich jedoch bezweifle stark, dass dem so ist.
Überlegen wir doch mal genau. Musikgenie. Wunderkind. Visionär. Ausnahmekomponist. Melodievater. Grieche? Mensch? Da passt doch irgendwas nicht. Für einen (griechischen) Gott viel zu revolutionär und unbequem, für einen Menschen schlicht überqualifiziert.
VANGELIS muss quasi mit seinem nuklearen Weltraumorchester auf die Erde gerauscht sein, wie sonst lässt es sich auch erklären, dass sein erstes Werk als Solo-Master mit dem prägenden Ausruf "Sex Power" (1970) daherkommt und die drei Jahre später erschienene Einwanderungs-Lizenz anspielerisch mit "Earth" betitelt ist. Dazwischen hat VANGELIS zusammen mit APHRODITE'S CHILD 1971 den Psychedelic-Klassiker "666" veröffentlicht. Einfach so einen Meilenstein in dieses Genre gemeißelt. Ich kann mir gut vorstellen, dass nicht gerade wenige englische Bands damals zu dieser Zeit mit Neid nach Griechenland geschaut haben. Besonders solche opulenten Pomp-Diven wie Keith Emerson und Rick Wakeman.
So richtig hat VANGELIS aber erst 1975 auf dem ersten großen Meisterwerk, was er auf der Erde komponiert hat, seine universale interstellare Macht aus dem Universum benutzt. "Heaven and Hell", ein Konzeptwerk, bietet nicht nur fantasievolle (die Markenbezeichnung für die Musik von VANGELIS) Melodien, Arrangements, Strukturen und Klänge, sondern auch die erste "Zusammenarbeit" mit Jon Anderson, bekannt als das sentimentale Engelchen von YES, die Jahre später noch für einige Knaller-Hits wie z.B. 'I'll find my way Home', 'The Friends of Mr Cairo' oder 'I hear you now' verantwortlich ist.
Natürlich hat VANGELIS eine riesige Auswahl an unterschiedlichen Werken in seinem Lebenswerk, wo auch einiges unter zu viel Menschlichkeit gelitten haben muss, aber wenn man sich wirklich mal für ein VANGELIS-Werk entscheiden sollte, dann sollte man schon zu "Albedo 0.39" greifen. Aus meiner Sicht das Herz im Schaffen von VANGELIS, ein musikalisches Gegenstück zu Kubricks "2001" und nicht weniger als eine tragende Säule der elektronischen Musik. Bitte den späteren pompösen (aber nicht unbedingt schlechteren) VANGELIS vergessen und an die unendlichen Weiten, die Kälte, das Blau/Schwarz, die Geheimnisse, die Ängste und die Faszination des Weltraums denken, während man wie Lt. Doolittle im Film "Dark Star" in die Atmosphäre surft und mit der Musik verschmilzt.
"Albedo 0.39", mit den beiden Kernstücken 'Nucleogenesis Pt. 1' und 'Nucleogenesis Pt. 2' - musikalische Kernschmelze, ist wie nackter Urlaub im Weltraum und ist immer noch eines der ganz wenigen Musikwerke, die es schaffen, dass man sich in diesem endlosen Raum zurechtfindet und eigentlich auch nie wieder zurückkehren möchte.
Neben seinem Pflicht-Soundtrack zu "Blade Runner", hat VANGELIS mit "1492: Conquest of Paradise" wohl sein berühmtestes Werk erschaffen. Viel geiler, und mit Worten gar nicht auszudrücken, ist aber sein größter Hit, der um die Welt ging. Das Titelthema zu "Chariots of Fire", ist eine Melodie, die wirklich jeder kennt. Eine Melodie, die ungelogen zu jedem Anlass passt. Wenn ihr verkatert zu früh aus dem Bett steigt. Wenn ihr auf dem Klo stundenlang mit Verstopfungen kämpft. Wenn das neuste Werk eurer Lieblingsband veröffentlicht und das Ding in den Händen gehalten wird. Wenn ihr an alte Zeiten zurückdenkt. Wenn ihr euch auf die Zukunft freut. Wenn ihr am Boden liegt und keine Hoffnung mehr brennt. Wenn Gurkentruppen und Krampfader-Thrombus-Bands Fremdschämmaterial und Belanglosigkeiten veröffentlichen. Probiert es aus! Es funktioniert immer. Es gibt wirklich keine bessere akustische Untermalung für das Leben! Und für sein ungemein intimes Spätwerk "El Greco" aus dem Jahr 1998, hat dieses Wesen in meinem Kopf alle Auszeichnungen, Preise (abseits von diesem belanglosen Oscar) und Ehrungen für Musik verdient, die es leider auf diesem Planeten nie erhalten wird. Jede Wette, in 200 Jahren steht garantiert in den digitalen Geschichtsbüchern: Die Musik von Beethoven, Tschaikowski, Mozart, Bach, Mussorgski, Strawinski, Vangelis …

Punkte: 8 / 10


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