Zurück zu 'Geraldines' - auch *der* Titel lässt meine Stirn sich erst einmal in Falten legen. Aber: wie schon erwähnt. Tori macht wieder Pop (im weitesten Sinn) und deshalb freue ich mich als alter Fan-Boy einfach.
Dann rein in den Schuber des CD-Spielers, und ich freue mich noch mehr. Das Album fängt sehr ruhig, aber auch sehr einnehmend und gut an. Man könnte es Amos' 'Gitarrenalbum' nennen, denn neben dem Bösendorfer und sehr viel Programming ist die Gitarre - e und a - im Mix sehr präsent. Das ist schön. Teilweise kommt die Schreibe sogar recht folkig daher. Also nochmal Freude. Dazwischen immer wieder ruhiges, erhabenes Klavierspiel und sehr schöner Gesang. Tori eben.
Da sind wir nun bei Titel Nummer fünf... und allmählich stellt sich wieder dieses Gefühl ein, dass bei Amos-Alben leider sehr häufiger vorkommt: Kommt da jetzt noch was? Das Album beginnt abzuschlaffen. Nach hinten wird die Musik keider wieder etwas beliebig, arg gefällig, und selbst das etwas komplexere Titelstück reißt 's nicht mehr wirklich raus. Hmmmm. Das Duet mit Tochter Tash indes ('Promise') ist unfasstbar schön anzuhören, das Lied selbst nicht der Burner, der Wechselgesang der beiden Amosse (wobei zweitere ja eigentlich Hawley) erzeugt Gänsehaut. Also, zumindest bei mir. Wohliger Schauer.
Nun kann man hier schon vorzeitig ein Fazit ziehen: 'Unrepentant Geraldines' ist ein schönes, leicht dahin plätscherndes Tori Amos-Album, das anfangs toll durch eine gewisse Andersartigkeit glänzt, spätestens aber bei Titel sechs nicht mehr sonderlich spektakulär, nein, eher sogar gewöhnlich (in Amos-Maßstäben!) weiter plätschert. Wirkliche Langeweile kommt nicht auf, denn immer noch schafft es die Musikerin durch ihre Art des Songwritings zu betören. Die Betörung lässt halt nur schneller nach, als früher. Der Wahnwitz in ihrer Musik der Neunzigerjahre ist halt vorbei. Die lässt die anfängliche Freude mit Zeit doch ein wenig nach. Immerhin ist die Künstlerin nun nicht mehr ganz so nicht von dieser Welt - so scheints - wie vor ein, zwei Jahren.
Und: mit knapp einer Stunde Spielzeit ist das Album diesmal definitiv nicht zu lang geraten, wie dessen Vorläufer (Mehrzahl).
Punkte: 7 / 10