Es ist ganz klar mein Lieblingsalbum, leider teilen viele Fans diese Wertschätzung als absolut hochklassiges Album nicht.
Das Problem ist klar benannt, es ist kein Thrash der frühen Jahre mehr, sondern es enthält "nur" noch erstklassige Stücke in der Schnittmenge aus Heavy Metal und melodischem Thrash Metal. Nein, wie schrecklich; was für eine Enttäuschung das für so manchen Fan der ersten Stunde gewesen sein muss, kann ich nicht nachvollziehen. Ebensowenig wie die doch recht mäßige Durchschnittsnote hier. (Einen Punkt etwa kann man als Metal Fan nur geben, wenn man auf der damaligen Tour grad noch glücklich aus dem Club gekommen ist, und dann seine Freundin mit - ich nehm jetzt mal: - Louie Clemente herumknutschend vorfindet. Und nur deswegen nicht null Punkte gibt, weil der Kerl dann noch nen angeschwitzten Drumstick rausgerückt hat.)
Es gibt hier keinen auch nur ansatzweise schwachen Song, was unter anderem auch daran liegt, dass die Rhythmusgitarren-Arbeit von Peterson und auch Skolnick ausnahmslos ganz großartig ist. Was die Typen an kernigen Riffs verbraten, ganz egal ob schneller oder gemächlicher! Was soll da noch schief gehen? Mit der Unterstützung von Clemente und Christian ist dies die Basis für eine richtig gute Leistung von Chuck Billy und für großartige Gitarrensoli. Von Verwässerung o. Ä. kann man hier je nach Sichtweise schon sprechen, das ist richtig, aber doch höchstens in Relation dazu, dass die thrashige Wildheit der ersten Platten zwar weitestgehend verschwunden ist, aber dafür die Qualität von Songs und Sound deutlich gesteigert werden konnte.
All die lobenden Worte haben freilich auch damit ein bisschen was damit zu tun, dass "The Ritual" damals eine meiner ersten gekauften (Metal) CDs war. Aber bei weitem nicht nur. Und was auch immer die Band im Nachhinein dazu sagen mag (wahrscheinlich betrachten sie es kritisch), ich liebe dieses Album immer noch: Ganz bestimmt darf es auch zu den besten Heavy Metal-Alben der 90er Jahre gerechnet werden. Ein derart hochklassiges Metal Album haben TESTAMENT seitdem nie wieder aufnehmen können, behaupte ich mal.
Besonders hervorzuheben wären (wenn man das Album schon nicht am Stück genießen möchte):
Electric Crown, So Many Lies, Let Go Off My World (mein derzeitiger Top Favorit), The Ritual, Return To Serenity.
Diese Aufzählung enthält nichts Überraschendes, ich weiß, aber so ist es halt. Der Rest ist aber deswegen nur minimal weniger hörenswert.
Zur Freude aller Die Hard Thrasher möchte ich noch hinzufügen, dass ich außerdem "Practice What You Preach" und "Souls Of Black" den übrigen Werken vorziehe.
Ein zeitloser Metal-Klassiker, leider unterschätzt.
Ich muss hier einfach die Höchstnote geben, auch wenn ich da sonst eher zurückhaltend bin.
Punkte: 10 / 10
