Storm Nordavind (1995) - ein Review von metal lounge

Storm: Nordavind - Cover
2
2 Reviews
7
7 Ratings
8.21
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Metal: Pagan/Viking Metal
Volksmusik / Folklore



09.11.2015 23:01

Wie Soul_Torturer schreibt, war „Nordavind“ wohl tatsächlich einige Jahre zu früh dran, wohl aber für die Metalszene insgesamt, nicht nur für Deutschland. Hier wurde das Album wohl nur eben etwas kritischer betrachtet.
Die angesprochene negative Kritik basierte jedoch weniger auf der Musik selbst, sondern auf der Tatsache, dass der Aufdruck „Norsk Nasjonalromantisk Musikk“ wohl nicht nur so dahin geschrieben war. Eine Tatsache? Ein stramm patriotisches Werk? Übertriebene Aufregung? Vermag ich nicht wirklich zu sagen. Sängerin Kari Rueslatten (damals noch bei The 3rd And The Mortal) wusste in späteren Aussagen angelblich nicht so genau, was die beiden Burschen da so trieben (ach so?!?), und ging vorsichtshalber mal auf Distanz. Fenriz distanziert sich heutzutage vor allem deswegen, weil er die Verquickung von Folklore und (Black) Metal inzwischen einfach nicht mehr ertragen kann. (Und nicht ganz Unrecht hat er! Aber viele hochspannende Ausnahmen fielen mir da schon ein, wobei mich persönlich die nah- und mittelöstliche Folklore mindestens genauso anspricht wie der nordische oder keltische Kram.) Na gut, Fenriz halt, der Typ ist einfach zu gut! Satyr wiederum …. Ach je, Satyr, diese unterkühlte BM-Edeltrulla mittlerweile, echt wahr, da fällt mir jetzt nichts zu ein. Was kümmern mich sein Geschwätz oder auch seine letzten Platten heutzutage noch großartig? Bau du mal weiter deinen Wein an und schminke dich bisschen. Das allergeilste an Satyricon sind für mich eigentlich die Bandfotos des „Mother North“-Albums. Sensationell. Doch, „Volcano“ find ich neben „Nemesis Divina“ musikalisch noch sehr aufregend, bei den Fotos geht es jedoch schon arg bergab.
Auf jeden Fall hat man gleich mal ganz vorne im Booklet festhalten müssen, man sei unpoltisch: „Storm is not a political band exclusively.“ Ich weiß zwar nicht, was das „exclusively“ hier tatsächlich soll, aber gut. Das heißt letztlich ohnehin nichts. Für eine gewisse Liebe zu Heimat braucht man sich ja eigentlich erst mal nicht zu entschuldigen, würde ich sagen. Wenn man allerdings damals Mitte der 90er Fenriz bwz. Satyr gewesen ist, sah es vielleicht etwas anders aus…

Die Liebe zur norwegischen Heimat und ihrer Folklore besingen STORM in ihren Stücken, deren Texte ich nicht verstehen kann, also etwas zur Musik: Folklorestücke im etwas härteren metallsichen Gewand; dezente Black Metal-Stimmung. Man darf aber schon sagen, dass gerade auch das Gitarrenspiel nichts Besonderes ist. Eher simpel gehalten, womit den Liedern wird es sicher gerecht wird und seine Zweck voll erfüllt. Ist jetzt gar nicht so negativ gemeint, die Instrumentierung ist schon in Ordnung, so wie sie ist. Passt also. Dann singen die beiden Herren noch dazu und gröhlen ab und zu etwas, die Stimme von Frau Rueslatten sorgt aber für die besonderen Akzente.
Die Musik würde sich auf jeden Fall damals wie heute wunderbar auf Mittelalterfeste passen. Sie hat manchmal was von Schunkel- und Saufliedern, so kommt es mir vor; ich habe eigentlich nichts Vergleichbares im Regal außer entfernt Manegarms „Urminnes Hävd - The Forest Sessions“ vielleicht. Nein, der Vergleich hinkt doch, oder? Die musizieren ja tatsächlich viel traditioneller ausgerichtet. Teilweise klingt die Musik für mich regelrecht komisch, so ernsthaft sie damals auch dargeboten worden sein mag, speziell die Gesänge von Fenriz in „Nagellstev“ oder die von Satyr in „Oppi Fjellet“ (ich meine, in diesem Stück lag ein Stein des Anstoßes. Wie auch immer.) Und mit dem von Soul_Torturer genannten Viking Metal darf man nun gewiss nicht an die gerne unter diesem Genre zusammengeworfene, grundverschiedene Musik von Amon Amarth oder (mittel)alten Enslaved denken. Es geht um grob die Thematik dahinter, die aber glaube ich von den genannten Manegarm doch vermutlich noch authentischer behandelt wird. Denn die Wikinger waren halt nun einmal keine norwegischen Nationalromantiker. Diese geistige Strömung kam ja erst im 19. Jahrhundert auf und wurde in Norwegen u.a. mit den Bildern von Theodor Kittelsen z.B. illustriert, dessen Motive ja so manche Burzum-Veröffentlichung optisch geadelt haben. Und Romantik war .... ach was, nicht noch ein Exkurs!

„Nordavind“ ist eine dieser Platten, die mir musikalisch eher recht wenig bedeuten, die ich aber auch nicht weggeben möchte. Das klingt gerade angesichts dieses umstrittenen Projekts zwar etwas komisch, ist aber so. Ich habe in meiner damaligen Begeisterung für Bands wie The 3rd And The Mortal, Ulver, In The Woods… und kurz auch Satyricon lange nach diesem Ding gesucht, Darkthrone dagegen waren mir lustigerweise nur vom Namen und von ihrer Bedeutung her bekannt. Das stimmungsvolle Covermotiv ist und bleibt ganz große Klasse. So hat „Nordavind“ seit Jahren seinen festen, aber abgelegenen Platz im CD-Regal und wird, nachdem ich jetzt seit langem wieder mal ohne einen Anflug von Begeisterung reingehört habe, erst mal wieder einstauben dürfen. Ich kann nicht ganz genau sagen, warum das hat sein müssen, eigentlich wollte ich ja nur The 3rd And The Mortal und ihr „In This Room“ hören. Und jetzt eben läuft das sagenhafte „Black Lava“ von oben genanntem „Volcano“…

Punkte: 4 / 10


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