Steve Hackett Wolflight (2015) - ein Review von marty-party

Steve Hackett: Wolflight - Cover
1
1 Review
4
4 Ratings
8.25
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Rock: Progressive Rock


marty-party
27.03.2015 23:04

Hackett klingt einmal mehr wieder einfach wie Hackett!
Der Gitarrist, der einst bei Genesis spielte und fortan das Vermächtnis der Band pflegt, mal live mal in Form eines „Revisits“, hat ja mittlerweile sein eigenes Genre erfunden. Hackett passt in keine Schublade, allenfalls in hunderte kleine, die dann am Ende doch nur eine große ergeben – und auf der steht dann... genau... Steve Hackett.

Und so führt der großartige Gitarrist, der leider kein sehr guter Sänger ist, fort, was er 2003 mit „To Watch The Storms“ begonnen hat („Guitar Noir“ und „Darktown“ vielleicht als Prequels oder Aufwärmübungen im Stilbilden beiseite gelassen), nämlich einfach *das* machen, was ihm gerade einfällt, wozu er Lust hat, in einen Topf werfen, was gerade gefällt (dem Künstler) und auf Konventionen und Vorbehalte pfeifen. Das mag er, das kann er, und das auf sehr hohem Niveau. Dazwischen immer wieder auch für Hackett typische akustische Töne. Konzertgitarre.

...überhaupt ist alles sehr hübsch auf „Wolflight“. Manchmal, ja manchmal kippt das ganze sogar ein Bisschen in Richtung Kitsch; bei „The Wheel's Turning“ etwa. Was aber eben auch an dem für Hackett typischen Gesang liegt – sofern denn der Meister selbst am Mikro steht. Die bekanntermaßen sehr dünne Stimme ist teilweise vervielfacht und satt mit Effekten überlagert, um zu kaschieren, dass Hackett eben kein guter Sänger ist. Das war aber auch schon schlimmer („Darktown“). Ab und zu hat er aber auch gesanglich durchaus gute Momente auf diesem Album. Bei den Texten – und auch das kennt der Kenner inzwischen – sollte man nicht so genau hinhören. Die lassen sich aber auch ganz gut überhören.

Die Produktion ist wie gewohnt fett, nicht over the top, sie entbehrt aber nicht eines gewissen Bombasts; was natürlich hervorragend zu Hacketts (E-)Gitarre passt. Bemerkenswert: der Bass, die gelegentlichen Streicher und Roger Kings Keyboards kommen mit ordentlich Wumms aus den Boxen.

„Out Of The Blue“ (Instrumental-Intro mit Wolfsgeheul), „Wolflight“, „Love Song To A Vampire“ (der Song ist besser als sein Titel!) und „The Wheel's Turning“ sind klassischer Hackett mit vielen Wendungen und randvoll mit Ideen – egal ob gut oder weniger gut. Wobei „Wheel's“ – wie schon – erwähnt ab und an in Richtung Kitsch kippt. Das liegt aber allein am Gesang und nicht am Arrangement.
„Corycian Fire“ dudelt mit oriantalischem Touch und Kashmir (ja, „Kashmir“!) süßlich vor sich hin und bekommt am Ende einen an den Soundtrack zu „Das Omen“ (!) erinnernden Chor. Dazwischen gibt es aber auch hier wieder ein Zwischenspiel, dass in seinen Bann zieht. Wie er es nur immer wieder hinbekommt, der Steve!
„Earthshine“ (der Titel lässt schwülstigen NewAge-Oldfield befürchten, isses aber nicht!) ist Hackett mit Nylonsaiten. Das Stück geht aprubt in den 12-Saiten-Folksong „Loving Sea“ über. Nett! Erinnert mich ein wenig an „Happy The Man“ von Genesis anno dunnemal.
„Black Thunder“ ist für mich das beeindruckendste Stück der Platte. Es beginnt mit einem Banjo, glaube ich, das natürlich nicht klingt, wie man es von anderen Banjos kennt. Klar! Dann folgt ein fettes Bluesrock-Riff und ein für Hacketts Verhältnisse überraschend überzeugender Gesang. (Der Lässt mich an Godley & Creme zu Zeiten von „L“ und „Freeze Frame“ denken.) Am Schluss bekommt der Song eine Keyboard/Saxophone-Coda. Wow!
„Dust and Dreams“, noch ein Instrumental – zweigeteilt – erst noch einmal Wüstenfeeling, Kamele ziehen lange Schatten, der Bass spielt ein Mantra, das von Tony Levin hätte sein können, es aber nicht ist, dann ein Twist, irgendwie ist der Song plötzlich ein ganz anderer und geht dann nahtlos in „Heart Song“ über. Jetzt wird wieder gesungen. Das Stück bringt das Album zu einem versöhnlichen Ende. Fadeout. Aus.

Zu früh für ein abschließendes Fazit, den...

...wer sich für die Special Edition mit BluRay entschieden hat, bekommt noch zwei Bonus-TRacks: ein kurzes Konzertgitarren-Stückchen namens „Pneuma“ und schließlich „Midnight Sun“. Wer sich für die normale CD-Ausgabe entschieden hat, darf sich an dieser Stelle ordentlich ärgern. Denn dieses Stück ist ein hübscher, knackiger Rocksong mit ordentlich Groove und... einem Gastsänger! Eythor Ingi Gunnalaugsson (Wer auch immer das ist... aber SH war unlängst ja in Island). Tolle Stimme. Der wird bestimmt früher oder später mal auf 'nem Album von Arjen Lucassen (Ayreon) landen. Neo-Prog vom Feinsten. Sticht aber insgesamt ein bisschen aus dem Gesamtkomzept heraus und ist möglicherweise deshalb *nur* ein Bonus-Häppchen – aber ein ganz, ganz feines.

Puh!
Jetzt aber (endlich) das Fazit:
„Wolflight“ (das Album) ist deutlich besser als sein kitschiges Cover. Absolut durchhörbar und das will bei Steve Hackett schon was heißen. Kein Bisschen langweilig. Selbst nach mehrmaligem Hören veranlasst mich noch keiner der Songs zum Griff nach der Skip-Taste. Nicht einmal „The Wheel's Turning“, weil halt doch immer wieder irgendetwas Spannendes kommt, das mich veranlasst dranzubleiben.
Hackett sagt, „Wolflight“ sei sein bislang bestes Album. Ich sage: NÖ! Aber toll ist es allemal. Hackett begründet seine Einschätzung damit, dass das Album insgesamt sein homogenstes ist, ohne große „Ausreißer“. Da gebe ich ihm Recht. Wobei – homogen waren die letzten paar Alben auch. Nun ja. Nach dem Teaser „Wheel's“, den es schon längere Zeit im Netz zu hören gab, bin ich jedenfalls erleichtert und einigermaßen begeistert, was den Rest des Albums anbelangt.

Definitiv einer von Hacketts besseren Würfen!



...wollte ich nur kurz mal mitteilen.

Punkte: 9 / 10


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