statiCViolence Auf Die Fresse??? (2010) - ein Review von DarkForrest

statiCViolence: Auf Die Fresse??? - Cover
1
1 Review
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1 Rating
2.00
∅-Bew.
Typ: Album
Genre(s): Dark Wave / Gothic: Electro, Power Electronics


DarkForrest
31.05.2018 07:32

Oh man, wo bin ich denn diesmal gelandet? Cover und Titel sagen eigentlich schon alles und im Prinzip könnte ich jetzt meine schlechte Bewertung drunter klatschen und das war's, aber wir brauchen ja mindestens 200 Zeichen. Also ziehen wir’s durch:

2010 war ich mal auf einem Konzert von Das Ich. Toller Abend - tolle Stimmung - tolle Show. Es gab da allerdings eine Supportband, die etwas aus der Reihe gefallen ist und das war Static Violence. Bei ihrem extrem trashig - prolligem Programm wusste ich nicht so recht, was ich davon halten sollte. Aber der Abend war gut, ich hatte schon ein paar Drinks und habe mich trotz einiger fragwürdiger Momente in erster Linie unterhalten gefühlt.

8 Jahre später, bin ich dann zufällig auf dieses Album gestoßen, habe mich erinnert, zugegriffen und… Fuck, ich hätte es besser wissen müssen. Mir war schon klar, dass ich mich eher durch positive Verknüpfung zum eigentlichen Abend an das Projekt erinnert habe und damals auch etwas jünger, dümmer und betrunkener war, aber nicht, dass es so schlimm wird. Der Albumtitel ist hier auf jeden Fall Programm Das Album “Auf Die Fresse???” ist ungefähr so subtil wie die akustische Vergewaltigung mit einer Kettensäge.

Mit “Stellungskrieg” fängt das Ding schonmal direkt sehr unangenehm an. Wirklich: ich kenne kaum ein Album, dessen erste Sekunden aus so hässlichen Sounds bestehen. Ansonsten merkt man sofort, dass viel auf Samples aus Filmen oder sonstigen Medien gesetzt wird. Eigentlich üblich im Genre, aber Static Violence vollbringen das Kunststück, sogar hier zu verkacken und diese grundsätzlich sehr ungünstig einzusetzen. “Stellungskrieg” ist hier ein sehr schönes Beispiel. Ansonsten bietet der Track ein paar sehr amateurhafte Beats und die einzigen englischen Vocals auf dem Album. Alles wirkt so bunt zusammen gewürfelt und “seltsam”, dass ich mich am Ende frage, was ich hier gerade gehört habe. Sollte das so eine Art Intro gewesen sein? Das einzig nette ist der absolut nahtlose Übergang zu “IRA” (wirklich, der ist gelungen). “IRA” versucht sich dann eher in deutscher Härte bzw. darin alle Klischees aus diesem Genre inkl. übertrieben gerolltem R abzugreifen. Die Texte klingen so, als hätte man ein paar verhaltensauffälligen Grundschülern die Aufgabe gegeben “mal was hartes” zu schreiben und spätestens hier wird sehr deutlich, dass keiner in der Band singen kann.

Okay, Messlatte für Vocals ganz nach unten geschraubt und auf zum nächsten Stück - “Vernunft”. Bekommen wir jetzt mal etwas “vernünftiges” zu hören? Naja eher eine Selbstmitleidsnummer, die sich viel ernster nimmt, als das es bei den Jungs funktionieren könnte. Sie nervt mit ihren zwischenzeitlich ruhigeren Klängen etwas weniger als das bisher gehörte (ist ja schonmal was), aber Vocals und Beats bleiben von so schlechter Qualität, dass sie einfach nicht in der Lage sind, so einen Song zu tragen. Der Titeltrack “Auf Die Fresse? Fertig? Los!!! “(den man aus unerfindlichen Gründen nicht benutzt hat, um das Album einzuleiten) greift textlich nochmal alles auf, was bei “IRA” noch nicht eindrucksvoll rüber gebracht wurde nur, dass es hier deutlich mehr musikalische Längen gibt, was bei so einem “Auf die Fresse - Track” eigentlich ein No Go ist.

Auch “Verrückt” reißt mich nicht vom Hocker. Die Soundqualität hier klingt so, als hätte man eine Demo Aufnahme mit in das Album geschmuggelt und auch sonst passiert hier eigentlich nicht viel. Etwas besser umgesetzt hätte der Refrain vielleicht noch Potential, aber selbst dann würden gefühlte 90% komplette Langeweile bleiben. “need4beat” ist dagegen… gut. Was? Ja, tatsächlich: Static Violence haben einen ordentlichen Song auf die Beine gestellt. Es liegt wohl in erster Linie daran, dass es sich um ein gut zweiminütiges Instrumental handelt, dass die Jungs sich nicht übernommen haben, aber es ist, was es ist - gut zwei Minuten ganz ordentlich stampfende Beats ohne viel Bullshit. Viel mehr als das werden Static Violence aber auch nicht auf die Reihe bekommen.

Richtig peinlich wird es dann mit “Ficken..Fetzt!”, was bei mir Erinnerungen daran wachruft, wie der Sänger vergebens versucht hat, das Publikum mit Lines wie “wenn du denkst, dass das alles ist bekommst du jetzt noch einen Fist” mitzureißen. Da geteiltes Leid halbes Leid ist: Auf Youtube findet ihr eine Version in richtig schlechter Qualität, bei der der Sänger irgendwann den Text vergisst. Ich wüsste nicht, wie man das noch unterbieten könnte. Nach diesem Cringefest gibt es mit “Counterstrike” einen Song, der genauso stark nervt, aber auf eine völlig andere Art. Man könnte meinen, dass es eine Wohltat ist, dass die Sänger mal wieder die Klappe halten, aber den Text ganz originell von einer Computerstimme vorlesen zu lassen, klingt ebenfalls schlecht und nervt extrem schnell, gerade in der Kombination mit den billigsten Beats, die man noch so verwursten konnte. Urgs!

Mit “Zwiespalt” versuchen die Jungs sich jetzt plötzlich am Aggrotech inkl. verzerrte Vocals und klingen dabei ein wenig nach frühem Agonoize Material - nur eben in schlecht und auf deutsch. Obwohl für sich genommen ein absolut unterdurchschnittlicher Song, nervt er auf “Auf Die Fresse???” etwas weniger als das meiste Material, was ganz gut aufzeigt, wie tief die Messlatte mittlerweile liegt. Daran kann auch “Verhör” nichts ändern, was sich wieder als sehr merkwürdige Nummer herausstellt bei der nichts so richtig zusammen passt. Vor allem die Vocals nerven hier massiv. Bei “Verhör” sind wir längst an einem Punkt, bei dem klar ist, dass keiner in der Band singen kann. Die einzige Rettung für die restlichen Songs wären Instrumentals oder ein neuer Sänger.
Und was soll ich sagen? Die übrigen beiden Songs setzen beides um - und scheitern natürlich. “SV-11” ist leider kein zweites “need4beat” sondern komplett belanglos und hat definitiv zu wenig Substanz um einen über 4 Minuten langen Song zu tragen. “Ironie” nimmt ähnlich wie “Vernunft” viel zu ernst und versucht sich an weiblichen Guest Vocals. Können die hier irgendetwas retten? Ich zitiere mal den Song selbst: “Nein. Nein. Nein.”

Jetzt bleiben nur noch die Remixe und die Frage, was die anderen Künstler aus Gülle erschaffen können. Faderhead haben bei “Verhör” schon einen guten Ansatz: Weg mit den ranzigen Vocals, überhaupt möglichst viel vom Original streichen und solide eigene Beats drüber legen. Das Resultat kann sich hören lassen, ist aber natürlich immer noch kein Highlight, was ich beim zugrunde liegenden Material auch nie erwartet hätte. Der Remix von “Auf Die Fresse? Fertig? Los!!!” füllt die Längen ein bisschen mehr mit Refrain auf, was die Sache weder unbedingt besser noch schlechter macht. War vorher kaum hörbar, bleibt kaum hörbar.

Bleiben nur noch gleich 3 Remixe vom absolut nervigen Counterstrike. Zum Glück sind die allesamt besser als das Original. Auch hier stellt sich eher die Frage, ob überhaupt noch jemand Bock hat, mehr von diesem Song zu hören und das Qualitätsmerkmal ist hier auch eher einfach nur weniger schlecht zu sein. Am besten gelingt das dem “r@zorbla.de Remix”. Mit etwas Fantasie kommt hier sogar ein bisschen :Wumpscut: Feeling auf. Es ist schon lustig, dass gerade die Remixe noch mit das Beste an dem Album sind. Wirklich hörenswert sind sie aber nur im Vergleich zum Rest von “Auf Die Fresse???”, wofür die einzelnen Künstler sicher weniger können als die Schlotze, die ihnen vorgelegt wurde, um da was draus zu machen.

Was kann man da noch als Fazit sagen? So primitiv “Auf Die Fresse???” auch sein mag, in ein richtiges Genre lässt es sich schwer einordnen. Vielmehr versuchen sich die Jungs hier wahllos an allem möglichen, ohne irgendwo gut zu sein. So viele Ansätze unter einen Hut zu bekommen, kann sicher schwierig sein, aber auch gut gehen (hört euch mal Straftanz an). “Auf Die Fresse???” klingt eher als hätten sich 3 verschiedene eher untalentierte Untergrundbands, die jeweils eine bessere Band des Genres kopieren und all ihre Songs, die sie selbst als zu schlecht und peinlich für ein Album finden auf diese Müllkippe hier gepresst. Normalerweise würde ich sagen, dass es sinnvoll gewesen wäre bei XYZ zu bleiben ohne zu viel auf einmal zu versuchen, aber “need4beat” bietet dafür zu wenig Grundlage. Static Violence sind wohl einfach zu untalentiert. Kein Wunder, das von der Seite aus außer einer Remix CD (Na das klingt doch spaßig!) nichts weiter veröffentlicht wurde, obwohl das Projekt wohl immer noch existiert und sich damit begnügt ahnungslosen Konzerthängern ihren Müll um die Ohren zu hauen.

Punkte: 2 / 10


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