Dürfte in Ego-Shootern nicht unbedingt zum Stan.-Repertoire gehören, weshalb ich jetzt mal frech annehmen möchte, dass sich der Bekanntheitsgrad dieser Knarre auf dem absteigenden Ast befinden dürfte. In Actionfilmen taucht das Teil auch immer seltener auf. Nun gut, 2001 waren die 80er noch nicht so lange vorbei, und diese Zeit, in der die Band groß wurde, die sie miterlebt hat, war eine Zeit, in der die Wumme ständig in Filmen oder in den damals noch in jedem besser sortierten Zeitschriftenladen erhältlichen NAM-Magazin auftauchte.
So liegt dann auch der Verdacht nahe, es könne sich bei „M-16“ um ein Konzeptalbum zum Thema „Vietnamkrieg“ handeln. Ein paar schneidige Bell UH-1 auf dem Cover, das an „Apocalypse Now“ angelehnte „Napalm In The Morning“ und auch das sehr gute THE TRASHMEN-Cover runden diesen Eindruck ab. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht, und es liegt eher das Thema Krieg im allgemeinen, Vietnam im speziellen vor. Nur „Little Boy“ fällt thematisch etwas aus dem Rahmen.
Musikalisch machen SODOM dann alles richtig. Endlich mal wieder. Es wird durchweg herrlich-klassisches Thrash-Futter geboten. Auch Angelripper versucht nicht den Grunzer oder sonst was zu machen, sondern singt einfach so, wie er es schon in alten SODOM-Tagen am besten konnte. Eröffnet mit dem sehr guten Einpeitscher „Among The Weirdcong“, wird das Tempo im weiteren Verlauf meistens hoch gehalten. Die regelmäßig durchaus einfach gehaltenen Songtitel bieten dann auch ziemlich punktgenau und schnörkellos das, was sie ankünden. Als Fan von „Apocalypse Now“ weiß man auch den Einspieler zu „Napalm In The Morning“ zu schätzen. Das, was ich spontan vom „Marines“-Text verstehen kann, ist eher so semi-gut, aber Schwamm drüber. Dafür ist die Thrash-Version des THE TRASHMEN-Songs „Surfin’ Bird“ nicht weniger als von der Passgenauigkeit der sprichwörtlichen Augenfaust. Wieder dieses Vietnam-Feeling, wie es diese Scheibe viel stärker auszudrücken vermag als die „Agent Orange“. Die ist zwar noch ne Ecke stärker als die „M-16“, aber ich würde schon sagen, dass die „M-16“ die stärkste SODOM der Post-„Agent Orange“-Phase ist.
Es ist aber nicht nur der enorm runde Gesamteindruck, der die „M-16“ auszeichnet, sondern vor allem auch, dass sie die Grenze der Gutklassigkeit überschreitet und richtig kickt. Insbesondere bei Genuss am Stück. Habe die Scheibe in letzter Zeit ein paar Mal auf Dauerrotation gehabt und stelle mir die Frage, ob der tolle Gesamteindruck eventuell zu Lasten einzelner Stücke gehen könnte, denn einen einzelnen Übersong würde ich jetzt nicht ausmachen wollen.
© 2011, Iron Angel
Punkte: 9 / 10